Menschen mit Handicap stärker bei Auswahlprozessen berücksichtigen

Zahl der Arbeitslosen gegenüber Vormonat stabil / Nachfrage nach Arbeitskräften leicht rückläufig / Agenturchefin ruft dazu auf, Potenziale von Menschen mit Handicap noch stärker zu nutzen. Zahl der Arbeitslosen gegenüber Vormonat stabil / Nachfrage nach Arbeitskräften leicht rückläufig / Agenturchefin ruft dazu auf, Potenziale von Menschen mit Handicap noch stärker zu nutzen.

30.11.2023 | Presseinfo Nr. 72

Göttingen. Nur wenige Veränderungen im Vergleich zum Vormonat gab es im November auf dem regionalen Arbeitsmarkt zu vermelden. Gegenüber Oktober war ein geringer Anstieg der Arbeitslosigkeit um 0,2% (35 Personen) zu verbuchen. Somit waren insgesamt 15.385 Arbeitslose bei der Agentur für Arbeit und den Jobcentern gemeldet.

Anders als der Vergleich zum Vormonat weist die Entwicklung gegenüber November 2022 allerdings einen deutlichen Anstieg auf. Gegenüber dem Vorjahresmonat stieg die Zahl der Arbeitslosen um 2.148 bzw. 16,2%. Die aktuelle Arbeitslosenquote liegt für den Agenturbezirk Göttingen bei 6,4% und damit 0,9 Prozentpunkte über dem Vorjahreswert. Der Anstieg der Arbeitslosigkeit machte sich in beiden Rechtskreisen bemerkbar. In der Zuständigkeit der Agentur für Arbeit (SGB III) stieg die Arbeitslosenzahl im Vergleich zum Vorjahresmonat um 685 (19,0%) auf 4.295. In der Zuständigkeit der Jobcenter (SGB II) findet sich binnen Jahresfrist ein Plus von 15,2% (1.463 Arbeitslose). Von den Jobcentern der Region werden somit insgesamt 11.090 Arbeitslose betreut.

Auf der anderen Seite des Marktes, der Unternehmensnachfrage nach Arbeitskräften, schlugen im zurückliegenden Monat 814 neu gemeldete Stellenangebote zu Buche. Das war im Vergleich zum Vormonat ein Rückgang um 6,2% (54 Stellenangebote). Gegenüber dem Vorjahrsmonat betrug das Minus 165 Arbeitsofferten (-16,9%). Auf hohem Niveau befindet sich hingegen trotz des Rückgangs gegenüber dem Vorjahresmonat der Bestand an offenen Stellen. Die Agentur für Arbeit hatte im November insgesamt 5.455 aktuelle Mitarbeitergesuche regionaler Unternehmen und Institutionen gelistet, 11,5% (706 Stellen) weniger als vor Jahresfrist.

Trotz gestiegener Arbeitslosenzahlen bleibt die Stellenbesetzung für Unternehmen eine Herausforderung. Klaudia Silbermann, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Göttingen, richtet daher anlässlich des anstehenden Internationalen Tages der Menschen mit Behinderung am 3. Dezember den Fokus auf das Potenzial von Menschen mit Handicap. Sie schildert, dass es, wie bei der Arbeitslosigkeit insgesamt, auch in der Personengruppe der Schwerbehinderten binnen Jahresfrist einen deutlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit gegeben habe. Waren im November 2022 noch 659 Schwerbehinderte arbeitslos gemeldet, so waren es ein Jahr später nun 780. Das entspricht einem Plus von 18,4% (121 Personen). „Nach wie vor ist es für viele Menschen mit Behinderung schwierig, einen neuen Arbeitsplatz zu finden. Zum Teil ist für sie die Stellensuche deutlich aufwändiger, da nicht nur das fachliche Profil, sondern oftmals auch in besonderem Maße das Arbeitsumfeld und die Arbeitsbedingungen passen müssen. Wir denken hier häufig an Menschen mit einem körperlichen Handicap, aber das gilt ebenso für Arbeitsuchende mit einer seelischen Beeinträchtigung.“ 

Silbermann wirbt dafür, dass Unternehmen diese Personengruppe bei der Stellenbesetzung stärker in den Fokus nehmen sollten. Viele Menschen mit Handicap seien sehr gut qualifiziert und hoch motiviert. Der Blick sollte sich, so die Arbeitsmarktexpertin, mehr auf die Potenziale und weniger auf die Defizite zu richten. Es lohne sich auch dann, wenn Bewerberin oder Bewerber und Stelle auf den ersten Blick nicht optimal zusammenzupassten, über Lösungen nachzudenken, und nicht nur über Hemmnisse.

Für Betriebe, die Menschen mit Handicap einstellen möchten, gibt es im Bedarfsfall vielfältige Unterstützungsangebote, angefangen von Hilfen für die technische Ausstattung oder Umrüstung eines Arbeitsplatzes, bis hin zum Eingliederungszuschuss während der Einarbeitung. Die Reha-Spezialisten im Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit stehen Arbeitgebern gerne zur Verfügung und sind telefonisch unter der Rufnummer 0551/520-330 zu erreichen.

Unterbeschäftigung

Ergänzend zur gesetzlich definierten Arbeitslosenzahl veröffentlicht die Agentur für Arbeit Angaben zur Unterbeschäftigung. Dazu zählen zusätzlich zu den Arbeitslosen solche Personen, die nicht als arbeitslos gelten, die aber z.B. im Rahmen von arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen gefördert werden. Die Unterbeschäftigung betrug nach vorläufigen Angaben im November 19.328. Damit stieg der Wert um 1.591 bzw. 9,0% im Vergleich zum Vorjahresmonat.

Entwicklung in den Landkreisen des Arbeitsagenturbezirkes Göttingen

Die Werte vom Arbeitsmarkt wiesen für die beiden zum Agenturbezirk Göttingen zählenden Landkreise Northeim und Göttingen eine unterschiedliche Entwicklung aus.

Im Landkreis Northeim waren im November 3.865 Menschen arbeitslos gemeldet, 46 (1,2%) weniger als im Oktober. Gegenüber dem Vorjahresmonat waren es 56 (1,5%) mehr. Die aktuelle Arbeitslosenquote beträgt 5,5% und liegt damit unverändert auf dem Niveau vom Oktober 2022

Im Landkreis Göttingen stieg die Zahl der Arbeitslosen gegenüber dem Vormonat leicht an. Insgesamt waren hier im November 11.520 Menschen bei der Agentur für Arbeit und den Jobcentern arbeitslos gemeldet, 81 bzw. 0,7% mehr als im Oktober. Gegenüber dem Vorjahresmonat beträgt der Anstieg der Arbeitslosigkeit 22,2% (2.092 Personen). Die Arbeitslosenquote beträgt 6,7% und liegt damit 1,2 Prozentpunkte über dem Wert des Vorjahresmonats. 

 

 

Arbeitslosen-zahl

Veränderung gegenüber Vormonat

Veränderung gegenüber
Vorjahr

Arbeitslosenquote (Vorjahreswert)

Agentur für Arbeit
Göttingen

15.385

+35 / +0,2%

+2.148 / +16,2%

6,4% (5,5%)

Landkreis
Göttingen

11.520

+81 / +0,7%

+2.092 / +22,2%

6,7% (5,5%)

Landkreis
Northeim

3.865

-46 / -1,2%

+56 / +1,5%

5,5% (5,5%)