Arbeitslosigkeit erstmals in einem Februar unter 9 Prozent

Im Landkreis Vorpommern-Greifswald waren im Februar 10.112 Männer und Frauen arbeitslos gemeldet. Das sind 57 Personen weniger als im Vormonat. Die Arbeitslosenquote sank um 0,1 Prozentpunkte und liegt nunmehr bei 8,8. Im Vergleich zum Februar 2021 registrierte die Arbeitsagentur Greifswald 1.379 arbeitslose Menschen weniger. Die Arbeitslosenquote lag damals bei 9,9 Prozent.     Die Zahl der arbeitslos gemeldeten Menschen ist gesunken. In normalen Jahren erreicht die Arbeitslosigkeit im Januar ihren Höchststand und sinkt im Februar leicht. „Seit 2015 registriert die Arbeitsagentur im Februar bereits die ersten Vorboten einer Frühjahrsbelebung. So auch in diesem Jahr“, sagt Andreas Wegner, Leiter der Arbeitsagentur Greifswald. Einzelne Branchen seien zwar noch stark von den aktuell geltenden Corona-Schutzmaßnahmen betroffen, insgesamt erhole sich die Beschäftigung aber. „Die Auswirkungen der Corona-Pandemie zeigen sich weiterhin bei der Nachfrage von Kurzarbeit“, so Wegner. Der Arbeitsmarkt wird auch im Februar 2022, wenn auch im deutlich geringeren Umfang als in den Jahren 2020 und 2021, durch den Einsatz von Kurzarbeit gestützt.   Die gute Entwicklung spiegelt sich auch bei der Unterbeschäftigung wider. Die Unterbeschäftigung, welche zusätzlich Personen erfasst, die aktuell nicht als arbeitslos gelten, weil sie zum Beispiel eine Weiterbildung absolvieren oder kurzfristig erkrankt sind, lag im Februar bei 13.101 Personen. Das sind 1.332 weniger als vor einem Jahr und 1.496 weniger als im Februar 2020. Aktuell liegt die Unterbeschäftigungsquote bei 11,2 Prozent und damit 1,1 Prozentpunkte unter dem Februarwert von 2020.   Aktuellste Daten zur Beschäftigung liegen für den Stichtag 30. Juni 2021 vor. Zu diesem Zeitpunkt waren 82.948 Menschen in Vorpommern-Greifswald sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Das waren 40 weniger als im Juni 2019, aber 996 mehr als im Juni 2021. Im gleichen Zeitraum sank die Anzahl der geringfügig entlohnten Beschäftigten um 851 Personen. Im Juni 2021 gingen insgesamt 10.794 Frauen und Männer einem sogenannten Minijob nach.       Obwohl in Vorpommern-Greifswald die Beschäftigungsquote der Frauen mit 58,3 Prozent sogar 1,5 Prozentpunkte über der der Männer liegt (Stand 30.06.2021), gibt es auch Unterschiede zwischen Männern und Frauen am Arbeitsmarkt. Während Frauen deutlich häufiger in personenbezogenen und kaufmännischen Dienstleistungsberufen arbeiten, üben Männer öfter Produktions- und sogenannte MINT-Berufe (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) aus. Außerdem üben Frauen deutlich häufiger eine Beschäftigung in Teilzeit aus als Männer. Meist wegen familiärer Verpflichtungen. Beispielsweise reduzieren Frauen ihre Arbeitszeit, wenn Kinder hinzukommen oder es einen Pflegefall in der Familie gibt.   Kurzarbeit    „Für Betriebe, die durch die Schutzmaßnahmen unmittelbar von erheblichen Arbeitsausfällen betroffen sind, bleibt das Instrument der Kurzarbeit weiterhin wichtig“, so Wegner. Im Februar zeigten noch einmal 148 Unternehmen aus Vorpommern-Greifswald Kurzarbeit für insgesamt 1.845 Beschäftigte an (Stand 24.02.2022). Dazu kommen weitere Anzeigen von Betrieben, die die Arbeitsagentur bereits über einen längeren Zeitraum mit Kurzarbeitergeld unterstützt.        In welchem Umfang die angezeigte Kurzarbeit tatsächlich genutzt wird, zeigt sich erst in den Abrechnungen. Für diese Abrechnungen haben die Unternehmen drei Monate Zeit. So zahlte die Arbeitsagentur Greifswald nach vorläufigen hochgerechneten Daten im Oktober 2021 konjunkturelles Kurzarbeitergeld an 142 Betriebe für 955 Beschäftigte. Die Kurzarbeiterquote, also der Anteil der Kurzarbeitenden an der Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, lag damit im Oktober 2021 bei 1,1 Prozent. Ein Jahr zuvor, im Oktober 2020, rechneten noch 387 Betriebe für 2.225 Beschäftigte Kurzarbeitergeld ab. Die Kurzarbeiterquote lag bei 2,7 Prozent. Im Spitzenmonat April 2020 befanden sich 12.573 Beschäftigte in Kurzarbeit. Die Kurzarbeiterquote erreichte damals mit 15,4 Prozent ihren bisherigen Höchststand.     Ausbildungsmarkt Die Berufsberatung der Agentur für Arbeit berät neben Schülerinnen und Schülern auch Menschen, die nicht mehr die Schule besuchen, sich aber über Ausbildungsberufe und Studienmöglichkeiten informieren möchten. Ein Beispiel dafür sei die Beratung von Studierenden. „Wir arbeiten hierbei eng mit der Studienberatung und dem Studierendenwerk der Universität Greifswald zusammen“, erläutert Wegner. Vor der Corona-Pandemie bot die Berufsberatung regelmäßig „Uni-Sprechstunden“ zu verschiedenen Themen direkt in der Uni an. Das sei aufgrund der anhaltenden Pandemie aktuell nicht möglich. Eine Gruppe liegt dem Agenturleiter dabei besonders am Herzen – die Studienzweiflerinnen und Studienzweifler. „Unser Ziel ist es, hier frühzeitig in die Beratung einzusteigen, also bevor es zu einem Studienabbruch kommt. Denn es gibt sowohl in unserer Region als auch bundesweit vielfältige Möglichkeiten. Es kann sinnvoll sein, den Studiengang zu wechseln. Aber auch eine Ausbildung bietet attraktive Möglichkeiten mit interessanten Karrieremöglichkeiten“, weiß Wegner. „Gemeinsam mit den Berufsberaterinnen und Berufsberatern können Interessierte ihre individuellen Möglichkeiten eruieren.“       Persönliche Gesprächstermine können online unter www.arbeitsagentur.de/eServices oder unter der kostenfreien Rufnummer 0800 4 5555 00 vereinbart werden. Arbeitslosenquoten in den Geschäftsstellen Anklam 10,0 Prozent, Greifswald 6,3 Prozent, Pasewalk 13,2 Prozent, Ueckermünde 10,9 Prozent, Wolgast 8,3 Prozent Im Agenturbezirk entwickelte sich der Arbeitsmarkt relativ einheitlich. Den deutlichsten Rückgang im Vorjahresvergleich verzeichnete die Geschäftsstelle Wolgast mit minus 14,4 Prozent. Der vergleichsweise geringste Rückgang wurde mit einem Minus von 8,4 Prozent in der Geschäftsstelle Pasewalk registriert. Unterschiede zwischen den Rechtskreisen im Vorjahresvergleich Die Agentur für Arbeit (Rechtskreis SGB III, Arbeitslosenversicherung) betreute im Februar 3.820 Arbeitslose und damit 1.078 weniger als vor einem Jahr. Die Jobcenter (Rechtskreis SGB II, Grundsicherung) waren für 6.292 arbeitslose Personen verantwortlich, 301 weniger als im Februar 2021.    SGB III         - 22,0 Prozent SGB II          - 4,6 Prozent   Zum Beginn der Pandemie stieg die Arbeitslosigkeit im Bereich der Arbeitslosenversicherung stark an. Im Moment profitieren insbesondere diese Bewerberinnen und Bewerber von den aktuell besseren Marktchancen. Stellenmarkt Die Unternehmen in Vorpommern-Greifswald meldeten dem gemeinsamen Arbeitgeber-Service 765 neue Arbeitsstellen. Das sind 389 mehr als im Vormonat und 163 mehr als im Februar 2021. Insgesamt betreuen die Vermittlerinnen und Vermittler des Arbeitgeberservices von Arbeitsagentur und Jobcenter aktuell 2.844 offene Stellen.    Die neu gemeldeten Arbeitsstellen stammen aus dem Gastgewerbe (184), dem Wirtschaftsbereich Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen (103), dem Gesundheits- und Sozialwesen (99), dem verarbeitenden Gewerbe (83) und dem Handel mit 60 neuen Offerten. Dahinter verbergen sich die verschiedensten Berufe – Bestattungsgehilfe/-gehilfin, Biologe/Biologin, Maler/in, Managementassistent/in, Polsterer/in, Personalsachbearbeiter/in, Straßenbauer/in, Sicherheitsmitarbeiter/in und viele mehr.   Geldleistungen   Im Februar erhielten 3.346 Personen Arbeitslosengeld, 1.050 weniger als vor einem Jahr. Die Zahl der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten in der Grundsicherung für Arbeitsuchende (SGB II) lag im Februar bei 12.927. Gegenüber Februar 2021 ist dies ein Rückgang um 1.479 Personen.   Als Reaktion auf die Corona-Pandemie vereinfachte die Bundesregierung ab März 2020 den Zugang zu Leistungen der Grundsicherung (Arbeitslosengeld II). Aufgrund der anhaltenden wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie beschloss sie, die erleichterten Voraussetzungen über den 31. März bis 31. Dezember 2022 zu verlängern. Die Erleichterungen betreffen die eingeschränkte Vermögensprüfung und die befristete Anerkennung der tatsächlichen Kosten für Unterkunft und Heizung. Informationen, Termine und den Zugang zu allen Onlineangeboten findet man im Internet unter www.jobcenter-vg.de. Man kann online schnell und einfach Anträge stellen, Veränderungen mitteilen und auch weitere Anliegen digital erledigen. Ausblick Der Arbeitsmarkt in Vorpommern-Greifswald zeigt sich auch zu Beginn des Jahres 2022 weiter robust. „Angesichts des Krieges in der Ukraine ist ein Ausblick jedoch schwierig“, so Wegner. „Auf der einen Seite lassen uns die angekündigten weiteren Lockerungen von Corona-Schutzmaßnahmen auf einen guten Saisonstart und damit auf eine weiter sinkende Arbeitslosigkeit hoffen“, so der Arbeitsmarktexperte. „Auf der anderen Seite sind die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine nicht abschätzbar.“

02.03.2022 | Presseinfo Nr. 9