Üblicher Anstieg der Arbeitslosigkeit zum Jahresende

Im Vorpommern-Greifswald ist die Arbeitslosigkeit zum Jahresende leicht angestiegen. Im Dezember waren 9.809 Männer und Frauen arbeitslos gemeldet.

03.01.2023 | Presseinfo Nr. 2

Im Vorpommern-Greifswald ist die Arbeitslosigkeit zum Jahresende leicht angestiegen. Im Dezember waren 9.809 Männer und Frauen arbeitslos gemeldet. Das sind 287 mehr als im November. Die Arbeitslosenquote stieg um 0,3 Prozentpunkte auf aktuell 8,7 Prozent. Der Agenturleiter Andreas Wegner führt den Anstieg vor allem auf saisonale Effekte zurück. „Zum Jahresende melden sich vor allem Menschen aus witterungs- und saisonal abhängigen Berufen. Der aktuelle Anstieg ist jedoch sogar geringer als im langjährigen Durchschnitt.“ In den vergangenen fünf Jahren verzeichnete die Arbeitsagentur Greifswald von November zu Dezember durchschnittlich 525 Arbeitslose mehr.

 

Insgesamt blickt der Agenturleiter auf ein bewegtes Jahr 2022 zurück. „Nach zwei Pandemiejahren erholte sich der Arbeitsmarkt zunehmen von den Belastungen“, so Wegner. Im Januar erhielten noch 474 Betriebe für 3.130 Beschäftigte Kurzarbeitergeld. Im Juli waren es weniger als drei Betriebe, die Kurzarbeit abrechneten. 

„Zwar gingen auch die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine nicht spurlos am Arbeitsmarkt in Vorpommern-Greifswald vorbei, dennoch erwies sich dieser überwiegend als krisenfest und aufnahmefähig“, so Wegner. Von Januar bis Mai 2022 registrierte die Arbeitsagentur eine sinkende Arbeitslosigkeit, wo sie mit 7,8 Prozent ihren Jahrestiefstand erreichte. „Es war außerdem der niedrigste Mai-Wert seit der Wiedervereinigung“, berichtet Wegner.

 

Ab Juni 2022 erfassten die Jobcenter bundesweit erstmals auch Geflüchtete aus der Ukraine. Dadurch registrierten die Arbeitsagenturen in den Folgemonaten deutlich mehr Arbeitslose mit ausländischem Pass. „Es sind vor allem Frauen und Kinder, die in unserem Land in erster Linie Schutz suchen“, so Wegner.

Die Folgen des Ukraine-Krieges hatten auch Auswirkungen auf die regionale Wirtschaft. „Gestiegene Energiepreise, die Inflation mit Auswirkungen auf den Konsum und Lieferkettenprobleme verunsicherten auch Unternehmen in Vorpommern-Greifswald. Dennoch behielten sie weiterhin ihre Arbeits- und Fachkräfte im Blick“, so Wegner. Das sei vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung auch wichtig und absolut notwendig. „In den kommenden Jahren erreichen deutlich mehr Menschen das Rentenalter, als Jugendliche nachrücken“, so der Arbeitsmarktexperte. Schon jetzt könnten einige offene Stellen nicht mehr zeitnah besetzt werden. So betreute der Arbeitgeber-Service von Arbeitsagentur und der Jobcenter zum Jahresende insgesamt 2.730 offene Stellen. So viele wie noch nie in einem Dezember.

 

„Die Sicherung des Fachkräftebedarfs ist eine große Herausforderung. Es muss uns gemeinsam mit den Unternehmen gelingen, alle Fachkräftepotenziale zu nutzen und zu fördern“, so Wegner. „Wichtige Elemente sind die Ausbildung von jungen Leuten, die Qualifizierung von arbeitslosen Menschen, aber auch Beschäftigten sowie die Rekrutierung ausländischer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.“ So könnten auch Ukrainerinnen und Ukrainer, die in Deutschland bleiben möchten, den Fachkräftebedarf abmildern.

Seit Juni 2022 registrierte die Arbeitsagentur Greifswald rund 110 Abgänge in den 1. Arbeitsmarkt von arbeitslos gemeldeten Ukrainerinnen und Ukrainer. Für die Integration in Arbeit, aber auch für die gesellschaftliche Teilhabe, spielt Sprache eine wesentliche Rolle. So besuchen aktuell fast 200 geflüchtete Ukrainerinne und Ukrainer einen Integrationskurs.  

 

Jahreseckwerte

Im Jahresdurchschnitt 2022 registrierte die Arbeitsagentur Greifswald 9.516 arbeitslose Frauen und Männer. Das sind 370 weniger als im Vorjahr und 438 weniger als 2019. Die Arbeitslosenquote lag 2022 jahresdurchschnittlich bei 8,4 Prozent. Sowohl 2021 als auch 2019 lag diese bei 8,6 Prozent. 

 

Arbeitslosenquoten in den Geschäftsstellen (Dezember) 

Anklam 9,8 Prozent, Greifswald 6,2 Prozent, Pasewalk 12,7 Prozent, Ueckermünde 10,8 Prozent, Wolgast 8,4 Prozent

 

Die Arbeitslosigkeit entwickelte sich im Agenturbezirk Greifswald im Dezember relativ einheitlich. Im Vergleich zum Vorjahresmonat wurde in allen Geschäftsstellen eine Zunahme verzeichnet.

Für die Geschäftsstelle Wolgast wurde mit einem Plus von 226 Personen beziehungsweise 13,8 Prozent der höchste Anstieg bei der Arbeitslosigkeit registriert. Auffällig ist die Zunahme der Arbeitslosigkeit im Bereich der Arbeitslosenversicherung, also im SGBIII. Andreas Wegner erläutert: „In den vergangenen zwei Jahren beeinflussten die Auswirkungen der Corona-Schutzmaßnahmen den Arbeitsmarkt. Damals konnte in deutlich höherem Maße Kurzarbeit in Anspruch genommen werden.“ Vergleicht man die Arbeitslosenquoten der Geschäftsstelle von Dezember 2019 mit Dezember 2022, liegt die Arbeitslosigkeit im Bereich der Arbeitslosenversicherung auf einem vergleichbaren Niveau.

Vergleichsweise günstig entwickelte sich die Arbeitslosigkeit in der Geschäftsstelle Ueckermünde. Dort fiel der Anstieg mit 14 arbeitslos gemeldeten Personen (+ 0,9 %) mehr als im Vorjahresmonat vergleichsweise am geringsten aus.

 

Unterschiede zwischen den Rechtskreisen im Vorjahresvergleich

Die Agentur für Arbeit (Rechtskreis SGB III, Arbeitslosenversicherung) betreute im Dezember 3.436 Arbeitslose und damit 196 mehr als vor einem Jahr. Die Jobcenter (Rechtskreis SGB II, Grundsicherung) waren für 6.373 arbeitslose Personen verantwortlich, 422 mehr als im Vorjahresmonat. 

 

SGB III         + 6,0 Prozent

SGB II          + 7,1 Prozent

  

Stellenmarkt

Die Betriebe meldeten dem gemeinsamen Arbeitgeber-Service von Arbeitsagentur und der Jobcenter in Vorpommern-Greifswald im Jahr 2022 fast 6.000 neue Arbeitsstellen (genau 5.957). Aktuell betreuen die Vermittlerinnen und Vermittler 2.730 Arbeitsangebote.     

Im Dezember meldeten die Unternehmen insgesamt 511 neue Stellen. Sie stammen vorrangig aus dem Gesundheits- und Sozialwesen (57), Handel (46), dem Gastgewerbe mit (48), und der öffentlichen Verwaltung/ Sozialversicherung mit 39 neuen Offerten.

Gesucht werden unter anderem eine Baumpfleger/in, Polsterer/Polsterin, Glaser/in, Hörakustiker/in und ein/e Sporttherapeut/in.

 

 

Geldleistungen

Im Dezember 2022 erhielten3.279 Personen Arbeitslosengeld, 377 bzw. 13 Prozent mehr als vor einem Jahr. Die Zahl der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten in der Grundsicherung für Arbeitsuchende (SGB II) lag im Dezember bei 13.196. Gegenüber Dezember 2021 ist dies ein Anstieg um 268 Personen bzw. 2,1 Prozent. 

 

Ausblick

Für den Januar erwartet Andreas Wegner eine normale saisonale Entwicklung. „Der Winter ist in Vorpommern-Greifswald eine schwierige Zeit für den Arbeitsmarkt. Zu Beginn des Jahres verzeichnen wir regelmäßig noch steigende Arbeitslosenzahlen“, prognostiziert der Arbeitsmarktexperte.