Die Arbeitslosigkeit ist im Zuge der Winterpause weiter angestiegen. Im Dezember waren in Vorpommern-Greifswald 10.228 Frauen und Männer arbeitslos gemeldet. Die Arbeitslosenquote lag bei 9 Prozent. Gegenüber dem Vormonat November waren damit 421 Menschen mehr auf der Suche nach einer bezahlten Beschäftigung.
„Zum Jahresende steigt üblicherweise die Zahl der arbeitslos gemeldeten Menschen“, erläutert Andreas Wegner, Leiter der Greifswalder Arbeitsagentur, die aktuelle Entwicklung. „In den Wintermonaten melden sich regelmäßig Menschen arbeitslos, die in witterungs- und saisonal abhängigen Berufen arbeiten. Außerdem verlangsamt sich die Dynamik am Arbeitsmarkt. So schieben viele Unternehmen Neueinstellungen ins neue Jahr.“ Im Vergleich mit den Dezemberwerten vor der Corona-Pandemie ist der Anstieg mit 421 mehr Arbeitslosen nach Aussage des Arbeitsmarktexperten eher moderat ausgefallen.
Mit Blick auf die Regionen ist insbesondere die Geschäftsstelle Wolgast, die auch die Kaiserbäder umfasst, vom Anstieg der Arbeitslosigkeit betroffen. „Hier beeinflussen die saisonalen Effekte die Entwicklungen am Arbeitsmarkt im Jahresverlauf am stärksten“, erläutert Andreas Wegner. „Während der Sommermonate sinkt hier die Arbeitslosigkeit aber auch am deutlichsten.“ So waren in der Geschäftsstelle Wolgast im vergangenen September 1.428 Frauen und Männer arbeitslos gemeldet. Das entsprach einer Arbeitslosenquote von 6,4 Prozent. Ihren Jahreshöchststand erreichte sie im Februar 2023. Damals waren 2.163 Menschen auf der Suche nach einer bezahlten Beschäftigung. Die Arbeitslosenquote lag bei 9,8 Prozent. Zum Jahresende wurden 1.954 Arbeitslose in der Geschäftsstelle Wolgast registriert. Die Arbeitslosenquote lag bei 8,8 Prozent.
„Angesichts der vielen Krisen, die die Unternehmen während der vergangenen Jahre belasteten, erweist sich der Arbeitsmarkt dennoch insgesamt als robust“, so Andreas Wegner.
Im Jahresdurchschnitt 2023 registrierte die Arbeitsagentur Greifswald 9.973 arbeitslose Frauen und Männer. Das sind 457 mehr als im Vorjahr und nur 19 mehr als 2019. Die Arbeitslosenquote lag 2023 jahresdurchschnittlich bei 8,8 Prozent.
Im Jahr 2022 lag sie bei 8,4 Prozent und im Jahr 2019 bei 8,6 Prozent.
Hierbei ist auch zu berücksichtigen, dass die Arbeitslosigkeit seit Mitte 2022 durch die geflüchteten Menschen aus der Ukraine beeinflusst wird. „Im Dezember waren 636 Menschen aus der Ukraine arbeitslos gemeldet und suchen eine Beschäftigung auf dem regionalen Arbeitsmarkt“, so Andreas Wegner. Dabei werden sie von den Jobcentern unterstützt. „Die Kolleginnen und Kollegen nutzen beispielsweise die Integrationskurse, um die ihnen Arbeitsmöglichkeiten in unserer Region aufzuzeigen und laden Arbeitsuchende zu den verschiedenen Berufsmessen im Landkreis ein.“ So wurde unter anderem der „HeimkehrerTag“ am 27. Dezember in Greifswald auch dazu genutzt, Geflüchtete aus der Ukraine und Unternehmen aus der Region zusammenzubringen.
Dass sich der Arbeitsmarkt insgesamt stabil hält, zeigt sich auch an der Entwicklung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung in Vorpommern-Greifswald. Hierzu liegen aktuell Daten von Juni 2023 vor. Zum Stichtag 30.06.2023 gingen 84.634 Frauen und Männer einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nach. Das sind 144 mehr als im Juni 2022.
Dabei stieg auch die Erwerbstätigkeit Ukrainerinnen und Ukrainern. So registrierte die Arbeitsagentur im Juni 2023 in Vorpommern-Greifswald 446 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte mit ukrainischem Pass, 329 mehr als im Juni 2021.
Auch die Nachfrage nach Arbeitskräften lag im vergangenen Jahr mit insgesamt knapp 5.400 (genau 5.392) neuen gemeldeten Arbeitsstellen auf einem hohen Niveau. „Ein Großteil der Unternehmen sucht Fachkräfte“, so Andreas Wegner. „Daher werden die Arbeitsagentur Greifswald und das Jobcenter Vorpommern-Greifswald auch im Jahr 2024 nicht nur verstärkt in die berufliche Weiterbildung und damit in die Verbesserung der fachlichen Voraussetzung von arbeitslosen Menschen investieren, sondern auch weiter die Unternehmen bei der Qualifizierung ihrer Beschäftigten unterstützen und fördern.“
Allein im Jahr 2023 wurden im Agenturbezirk insgesamt 1.442 neue Weiterbildungen begonnen. Das sind durchschnittlich rund 120 pro Monat.
Alle Informationen zum Thema Weiterbildung findet man seit diesem Jahr über die Onlineplattform „mein NOW“ (Nationales Onlineportal für berufliche Weiterbildung). Das von der Bundesagentur für Arbeit (BA) zur Verfügung gestellte Onlineportal ist seit dem 1. Januar im Internet unter www.mein-now.de erreichbar. Es bündelt verschiedene Informationen und richtet sich sowohl an Arbeitsuchende und Beschäftigte als auch an Unternehmen sowie Weiterbildungsanbieter. „Man kann dort gezielt nach Weiterbildungsangeboten suchen und sich über Fördermöglichkeiten informieren. Aber auch wer noch Unterstützung bei der Auswahl der Weiterbildung benötigt, ist hier genau richtig. Verschiedene Online-Tests helfen bei der Suche einer geeigneten Weiterbildung. Außerdem findet man über ‚mein NOW‘ regionale Beratungsstellen, die individuell, unabhängig und kostenfrei beim Thema Weiterbildung unterstützen“, erläutert der Agenturleiter Andreas Wegner.
Zum Start des Produktes „mein NOW“ werden die Daten über das Verfahren KURSNET der Bundesagentur für Arbeit bereitgestellt. Ziel ist, möglichst viele Daten weiterer öffentlich-rechtlicher Weiterbildungsportale im Laufe des Jahres 2024 in mein NOW“ zu integrieren. Außerdem wird das Online-Portal sukzessive um weitere Funktionen erweitert.
Arbeitslosenquoten im Dezember nach Geschäftsstellen
Anklam 10,1 Prozent, Greifswald 6,5 Prozent, Pasewalk 12,4 Prozent, Ueckermünde 11,8 Prozent, Wolgast 8,8 Prozent
Die Arbeitslosigkeit entwickelte sich im Agenturbezirk Greifswald im Dezember relativ einheitlich. Im Vergleich zum Vorjahresmonat wurde in fast allen Geschäftsstellen eine Zunahme verzeichnet. Lediglich in der Geschäftsstelle Pasewalk wurde ein Rückgang der Arbeitslosigkeit registriert. Im Vergleich zum Dezember 2022 waren hier 40 Menschen weniger arbeitslos gemeldet. Aktuell sind aber dennoch 1.834 Frauen und Männer auf Jobsuche.
Unterschiede zwischen den Rechtskreisen im Vorjahresvergleich
Die Agentur für Arbeit (Rechtskreis SGB III, Arbeitslosenversicherung) betreute im Dezember 3.438 Arbeitslose und damit 2 mehr als vor einem Jahr. Die Jobcenter (Rechtskreis SGB II, Grundsicherung) waren für 6.790 arbeitslose Personen verantwortlich, 417 mehr als im Vorjahresmonat.
SGB III + 0,1 Prozent
SGB II + 6,5 Prozent
Stellenmarkt
Die Betriebe meldeten dem gemeinsamen Arbeitgeber-Service von Arbeitsagentur und der Jobcenter in Vorpommern-Greifswald im Jahr 2023 fast 5.400 neue Arbeitsstellen (genau 5.392). Aktuell betreuen die Vermittlerinnen und Vermittler 2.677 Arbeitsangebote.
Im Dezember meldeten die Unternehmen insgesamt 384 neue Stellen. Sie stammen vorrangig aus dem Gesundheits- und Sozialwesen (71), Handel (70), der öffentlichen Verwaltung mit (68) und dem Gastgewerbe mit 35 neuen Offerten.
Gesucht werden unter anderem ein/e Glasreiniger/in, Landwirt/in, Wundmanager/in, Arztsekretär/in, Bauleiter/in, Fahrlehrer/in, Konditor/in, Nachhaltigkeitsmanager/in, Bodenleger/in u.v.m.
Geldleistungen
Im Dezember 2023 erhielten 3.396 Personen Arbeitslosengeld, 223 bzw. 7,0 Prozent mehr als vor einem Jahr. Die Zahl der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten in der Grundsicherung für Arbeitsuchende (SGB II) lag im Dezember bei 13.189. Gegenüber Dezember 2022 ist dies ein Rückgang um 178 Personen bzw. 1,3 Prozent.
Ausblick
Die Zahl der Arbeitslosen steigt im Januar üblicherweise noch einmal an, da zum Jahresende oftmals befristete Verträge auslaufen und Kündigungen wirksam werden. „Die saisonal bedingte Arbeitslosigkeit wird voraussichtlich im Februar ihren Höchststand erreichen“, prognostiziert Andreas Wegner.