Frühjahr sorgt für Marktbelebung
Gegenüber dem Vormonat gab es besonders viel Bewegung in den Lebensmittel- und Gastgewerbeberufen, im Bereich Handel und in den Bau- und Ausbauberufen. Den größten Rückgang bei der Arbeitslosigkeit verzeichnete die Geschäftsstelle Wolgast. Hier waren im Mai 1.686 Menschen auf Jobsuche, 185 weniger noch im April. „Die Betriebe des Hotel- und Gaststättenwesens hatten im Mai durch die Feiertage gut zu tun“, berichtet Klaus-Peter Köpcke, Leiter der Agentur für Arbeit Greifswald. Aber auch in den anderen Regionen sorgte der Frühjahrsaufschwung für sinkende Arbeitslosenzahlen. Die Region Anklam profitiert ebenfalls vom Tourismus am Achterwasser und am Stettiner Haff. Hier sind aktuell 1.851 Menschen arbeitslos gemeldet, 66 weniger als im Vormonat. Vergleichsweise gering fiel der Rückgang mit minus 45 bzw. 49 Personen in den Geschäftsstellen Ueckermünde und Pasewalk aus. In der Region Ueckermünde sind aktuell 1.771 Personen arbeitslos gemeldet, in Pasewalk 1.811. In der Geschäftsstelle Greifswald ist der saisonale Einfluss traditionell am wenigsten zu spüren. Binnen Monatsfrist sank hier die Beschäftigungslosigkeit um lediglich 34 Personen auf nunmehr 2.978 Arbeitslose.
Starke Spaltung des Arbeitsmarktes
„Die insgesamt günstige Entwicklung bietet eine gute Grundlage, um die anstehenden Herausforderungen zu meistern“, so Klaus-Peter Köpcke. Seiner Einschätzung nach besteht weiterhin dringender Handlungsbedarf im Bereich Qualifizierung. „Wir sehen eine starke Spaltung des Arbeitsmarkts in Abhängigkeit vom Qualifikationsniveau der Arbeitsuchenden.“ In den vergangenen zehn Jahren ist die Arbeitslosigkeit insgesamt um gut 40 Prozent gesunken. „Von dieser positiven Entwicklung profitierten insbesondere Menschen mit einer Berufsausbildung.“ Im Jahr 2014 waren durchschnittlich knapp 12.000 Personen (genau 11.990) arbeitslos gemeldet, die eine Ausbildung absolviert oder einen akademischen Abschluss erworben haben. Bis zum vergangenen Jahr hat sich deren Arbeitslosigkeit mehr als halbiert. So waren im Jahr 2023 durchschnittlich nur noch rund 5.900 (genau 5.918) auf Jobsuche.
Ganz anders stellt sich die Situation bei Arbeitslosen ohne Berufsabschluss dar. Hier fiel der Rückgang bei der Arbeitslosigkeit mit minus 1,5 Prozent deutlich geringer aus. Innerhalb von zehn Jahren sank die Zahl von durchschnittlich 4.116 Arbeitslosen ohne Berufsabschluss im Jahr 2014 auf 4.054 im Jahr 2023.
Verschiedene Untersuchungen, aber auch diese regionalen Daten belegen: Je geringer die Qualifikation, desto höher ist das Risiko arbeitslos zu werden und zu bleiben. „Eine berufliche Ausbildung bietet den besten Schutz vor Arbeitslosigkeit“, so der Agenturleiter Klaus-Peter Köpcke. „Es lohnt sich auch, als Erwachsener nochmals die Schulbank zu drücken“, weiß er.
Wer einen Berufsabschluss nachholen oder sich weiterbilden möchte, kann sich an die Arbeitsagentur oder das Jobcenter wenden. „Wir können Arbeitslose, aber auch Beschäftigte und Unternehmen mit verschiedenen Programmen unterstützen.“ Im Berichtsmonat Mai förderten die Arbeitsagentur und die Jobcenter insgesamt 848 Frauen und Männer, die sich in einer Umschulung oder Weiterbildung befanden. 493 Personen wurden bei der Aufnahme einer neuen Beschäftigung unterstützt.
Saisonal typische Entwicklung am Ausbildungsmarkt
Seit Beginn des Berufsberatungsjahres im Oktober 2023 meldeten sich 960 Jugendliche ausbildungssuchend, praktisch genauso viele wie im Vorjahreszeitraum (961). Von ihnen waren im Mai noch 478 als unversorgt bei der Arbeitsagentur gemeldet. Zugleich gibt es noch 572 offene Ausbildungsstellen. Insgesamt meldeten die Unternehmen 1.096 betriebliche Ausbildungsplätze.
Arbeitslosenquoten in den Geschäftsstellen
Anklam 10,3 Prozent, Greifswald 6,8 Prozent, Pasewalk 12,2 Prozent, Ueckermünde 11,7 Prozent, Wolgast 7,6 Prozent
Im Vergleich zum Vorjahresmonat stieg in fast allen Geschäftsstellen die Zahl der arbeitslos gemeldeten Personen an. Lediglich für die Geschäftsstelle Pasewalk wurde ein Rückgang um 5,7 Prozent bzw. 110 Personen registriert.
Der saisonale Einfluss machte sich am stärksten in der Geschäftsstelle Wolgast bemerkbar. Hier ist die Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vormonat um 9,9 Prozent bzw. 185 Personen gesunken.
Unterschiede zwischen den Rechtskreisen im Vorjahresvergleich
SGB III + 3,7 Prozent
SGB II + 4,3 Prozent
Die Agentur für Arbeit (Rechtskreis SGB III, Arbeitslosenversicherung) betreute im Mai 3.125 Arbeitslose und damit 111 mehr als vor einem Jahr. Das Jobcenter (Rechtskreis SGB II, Grundsicherung) war für 6.972 arbeitslose Personen verantwortlich, 290 mehr als im Mai 2023.
Stellenmarkt
Im Mai wurden dem Arbeitgeber-Service 414 neue Stellen gemeldet. Aktuell laufen die Besetzungsprozesse für 2.731 Arbeitsangebote.
Die Arbeitgeber bieten fast ausschließlich (98 Prozent) sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsmöglichkeiten, meist zur sofortigen Besetzung (76 Prozent). Bei 2.284 Offerten (84 Prozent) handelt es sich um Stellen für Fachkräfte und Experten bzw. Spezialisten.
Die aktuellen Stellenangebote stammen vorwiegend aus dem Gesundheits- und Sozialwesen (65), dem Handel (62), dem Gastgewerbe (62), Verwalten und Führen von Unternehmen (42) und Erziehung und Unterreicht mit 28 neuen Offerten.
Dahinter verbergen sich die verschiedensten Berufe: Biologisch-technische/r Assistent/in, Fachkraft Abwassertechnik, Garten- und Landschaftsgestalter/in, Gesundheitsmanager/in, Integrations-/ Inklusionsfachkraft, Keramiker/in, Musikmanager/in, Statistiker/in, Managementassistent/in, Reitlehrer/in, Straßenbauer/in u.v.m.
Ausblick
„Die Unternehmen suchen auch weiterhin noch nach Arbeitskräften, allerdings nicht mehr in dem Umfang wie im Frühjahr“, berichtet Klaus-Peter Köpcke. Deshalb rechnet der Arbeitsmarktexperte zwar mit einem weiteren Rückgang der Arbeitslosigkeit, allerdings auf einem abgeschwächten Niveau.
Zusatzinformationen
Medianentgelt
Menschen mit einem Berufsabschluss verdienen circa 25 Prozent mehr als Arbeitskräfte ohne Berufsabschluss. Das Medianentgelt von Menschen ohne Berufsabschluss lag im Jahr 2022 bei 2.164 Euro brutto pro Monat. Wer dagegen einen Berufsabschluss vorweisen konnte, erhielt im Median ein Bruttoentgelt von 2.724 Euro pro Monat. Ein Berufsabschluss zahlt sich also aus - und zwar ganz konkret in Euro. In 40 Arbeitsjahren summiert sich die Differenz auf knapp 270.000 Euro.
Qualifikationsspezifische Arbeitslosenquote
Personen ohne Berufsabschluss sind sechsmal häufiger arbeitslos als Fachkräfte. In Vorpommern-Greifswald lag die Arbeitslosenquote im Jahresdurchschnitt 2023 insgesamt bei 8,8 Prozent. Für Fachkräfte lag sie bei 6,0 Prozent und bei Personen ohne abgeschlossene Berufsausbildung bei 35,5 Prozent.