Im Juli waren in Vorpommern-Greifswald 10.106 Frauen und Männer arbeitslos gemeldet. Das sind 143 mehr als im Vormonat. Die Arbeitslosenquote stieg um 0,2 Prozentpunkte auf nunmehr 8,9 Prozent an.
„Eine Sommerpause und die damit verbundene Stagnation am Arbeitsmarkt ist nichts Ungewöhnliches“, berichtet Klaus-Peter Köpcke, Leiter der Arbeitsagentur Greifswald. „Während der Sommermonate herrscht regelmäßig weniger Bewegung. Auch im vergangenen Jahr verzeichnete die Arbeitsagentur im Juli eine leichte Zunahme bei der Zahl der Arbeitslosen.“
Der Anstieg betraf alle Alters- und Personengruppen. Bei den jungen Menschen zwischen 15 bis unter 25 Jahren stieg die Arbeitslosigkeit um 55 Personen an. „Im Juli melden sich regelmäßig Jugendliche nach dem Ende ihrer Ausbildung oder ihres Studiums vorübergehend arbeitslos. Ich gehe davon aus, dass sich die meisten in den kommenden Monaten wieder abmelden werden", prognostiziert Klaus-Peter Köpcke. Über einen längeren Zeitraum betrachtet sank in den vergangenen Jahren die Arbeitslosigkeit von Jugendlichen sogar. Betrug die durchschnittliche Arbeitslosenquote der 15- bis unter 25-Jährigen im Jahr 2018 noch 11,5 Prozent, lag sie im Jahr 2023 bei 9,5 Prozent.
Bei den Ausländern stieg die Arbeitslosigkeit binnen eines Monats von 1.554 auf 1.640 Personen an. Das führt Agenturleiter Klaus-Peter Köpcke insbesondere auf Arbeitslosmeldungen im Anschluss an Integrationskurse zurück. „Im Juli endeten in den Geschäftsstellen Greifswald und Wolgast fünf Kurse mit insgesamt über 100 Teilnehmenden“, erläutert er.
„Die Unternehmen sind während der Sommermonate mit Einstellungen eher zurückhaltend. Denn dann befindet sich die Stammbelegschaft größtenteils im Urlaub, was eine gute Einarbeitung erschwert. Mit der Herbstbelebung kommt auch wieder mehr Schwung in den Arbeitsmarkt“, ist sich der Arbeitsmarktexperte sicher. „Dann ergeben sich auch wieder vermehrt Einstellungschancen.“
Mitunter komme es allerdings vor, dass Falsch- und Desinformationen Arbeitsaufnahmen verhindern. Einige davon betreffen die Beschäftigung von Ukrainerinnen und Ukrainern. „Generell sind Falschinformationen gefährlich“, betont Köpcke. Daher habe die Regionaldirektion in Kiel kürzlich einen Flyer mit entsprechenden Richtigstellungen veröffentlicht. „Zum Beispiel kommt es vor, dass behauptet wird, man habe nach einer Arbeitsaufnahme keinen Anspruch mehr auf Bürgergeld. Das ist schlichtweg falsch. Es ist sogar möglich Bürgergeld zu erhalten, wenn man arbeitet, aber das Einkommen nicht ausreicht, um den eigenen Lebensunterhalt zu decken. Außerdem erwirbt man nach zwölf Monaten sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung sogar einen Anspruch auf die Versicherungsleistung Arbeitslosengeld“, erklärt Köpcke.
Anmerkung für die Redaktionen:
Den Link zu den Fakten gegen Falschinformationen finden Sie hier:
Fakten gegen Falschinformationen - deutsche Version
Fakten gegen Falschinformationen - ukrainische Version
Bei der Beschäftigtenstatistik liegen aktuell die Daten für Dezember 2023 vor. Demnach waren in Vorpommern-Greifswald 83.637 Frauen und Männer sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Das sind 139 weniger als im Dezember 2022. Damit wurde nach längerer Zeit ein Rückgang gegenüber dem Dezember-Vorjahreswert verzeichnet. Dabei gab es unterschiedliche Entwicklungen bei den Branchen. Während in den Wirtschaftsbereichen Immobilien, freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen sowie im Gesundheits- und Sozialwesen die stärksten Zunahmen verzeichnet wurden, verlief die Entwicklungen am ungünstigsten bei den sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen sowie dem Bau- und verarbeitenden Gewerbe.
Arbeitslosenquoten in den Geschäftsstellen
Anklam 10,3 Prozent, Greifswald 7,2 Prozent, Pasewalk 11,5 Prozent, Ueckermünde 11,4 Prozent, Wolgast 7,5 Prozent
Während der Sommermonate wurde in der Geschäftsstelle Wolgast regelmäßig die niedrigste Arbeitslosenquote registriert. Das ist seit dem vergangenen Jahr anders. Die niedrigsten Werte verzeichnet die Geschäftsstelle Greifswald.
Im Vergleich zum Juli 2023 stieg in fast allen Regionen die Arbeitslosigkeit an. Lediglich für die Geschäftsstelle Pasewalk konnte ein Rückgang um 156 Personen verzeichnet werden.
Unterschiede zwischen den Rechtskreisen im Vorjahresvergleich
SGB III + 7,9 Prozent
SGB II + 6,8 Prozent
Die Agentur für Arbeit (Rechtskreis SGB III, Arbeitslosenversicherung) betreute im Juli 3.104 Arbeitslose und damit 226 mehr als vor einem Jahr. Die Jobcenter (Rechtskreis SGB II, Grundsicherung) waren für 7.002 arbeitslose Personen verantwortlich, 448 mehr als im Juli 2023.
Stellenmarkt
Der Bestand an offenen Stellen liegt mit 2.663 Offerten weiterhin auf einem hohen Niveau. Im Juli meldeten die Unternehmen 418 neue Stellenangebote. Dabei werden für mehr als 80 Prozent der Stellen Fachkräfte bzw. Expertinnen oder Spezialisten gesucht.
Die größte Nachfrage stammte aus dem Gastgewerbe (54), dem Gesundheits- und Sozialwesen (36), aus dem Bereich Erziehung und Unterricht (35) sowie aus dem Handel mit 34 neuen Offerten.
Gesucht werden unter anderem: Empfangsmitarbeiter/in, Fachkraft Beauty und Wellness, Fachkraft Wasserversorgungstechnik, Gebäudereiniger/in, Abfallberater/in, Land- und Baumaschinenmechatroniker/in, Fahrzeugpfleger/in, Tierpfleger/in, Präparationstechnische/r Assistent/in u.v.m.
Ausbildungsmarkt
Im Juli waren noch 345 Mädchen und Jungen von insgesamt 1.038 noch ausbildungssuchend gemeldet. „Die Berufsberaterinnen und Berufsberaten luden vor den Ferien noch einmal alle bis dahin als unversorgt gemeldeten Jugendlichen ein, um gemeinsam mit der Industrie- und Handelskammer sowie der Handwerkskammer deren Ausbildungsmöglichkeiten zu besprechen“, berichtet Klaus-Peter Köpcke. Dabei konnten einige Vorstellungsgespräche und Praktika vermittelt werden. „Ich gehe davon aus, dass sich viele Jugendliche in den kommenden Wochen abmelden werden.“
Der Agenturleiter rechnet auf der anderen Seite damit, dass auch in diesem Jahr Ausbildungsplätze unbesetzt bleiben. „Rein rechnerisch gab es seit gut zehn Jahren schon mehr Ausbildungsstellen als Bewerber. Dazu kommen Passungsprobleme. Denn nicht immer werden Ausbildungen dort angeboten, wo es auch die entsprechende Nachfrage gibt.“ Insgesamt kann man sagen, dass die Chancen, einen Ausbildungsplatz zu finden, von A wie Augenoptiker*in bis Z wie Zimmerer*in, nach wie vor gut sind. Im Juli waren noch 487 von ursprünglich 1.134 Ausbildungsstellen unbesetzt.
Ausblick
Auch für den kommenden Monat rechnet Klaus-Peter Köpcke mit wenig Dynamik am Arbeitsmarkt. „Da während der Urlaubszeit kaum Einstellungen vorgenommen werden, verharrt die Arbeitslosigkeit üblicherweise im August.“ Wie es im September weitergeht, hängt von der wirtschaftlichen Entwicklung ab. Die Wirtschaft in Vorpommern-Greifswald zeigt sich weiterhin robust, allerdings sind die Unternehmen insgesamt zurückhaltender, wenn es um Neueinstellungen geht. Wie die Herbstbelebung in diesem Jahr ausfällt, bleibt daher abzuwarten.