„Die Aufnahme der ukrainischen Flüchtlinge in die Grundsicherung und damit in die Arbeitslosenstatistik hat im Juli angehalten, da sie im Vormonat noch nicht vollständig erfasst waren“, so Katja Heck, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Hagen, zur aktuellen Entwicklung. „Ansonsten hatten wir einen normalen Sommermonat auf dem heimischen Arbeitsmarkt. Immer noch melden sich einige junge Ausbildungsabsolventen. Gleichzeitig sorgt die Haupturlaubszeit und die bei vielen Unternehmen ausgerufenen Betriebsferien für eine schwache Kräftenachfrage.“
Die beiden Rechtskreise entwickelten sich weiter in die gleiche Richtung. 3.286 Arbeitslose waren Kunden der Arbeitsagentur (169 oder 5,4 Prozent mehr als im Vormonat), 7.975 wurden durch das Jobcenter EN betreut (599 oder 8,1 Prozent mehr). Die Zielgruppen zeigten teilweise wieder deutliche Entwicklungen: Bei den jüngeren Arbeitslosen unter 25 Jahren verstärkte sich der erwartete Anstieg durch viele Ausbildungsabsolventensogar. Es waren 206 oder 25.6 Prozent mehr als im Juni und nunmehr insgesamt 1.011. Bei den Älteren über 50 Jahren gab es ein Plus von 75 oder 2,0 Prozent auf 3.748. Nur bei arbeitslosen Menschen mit Schwerbehinderung gab es im Juli mit plus zwei oder 0,2 Prozent auf nunmehr 1.046 nahezu keine Veränderung. Die Zahl der Langzeitarbeitslosen dagegen stieg um 79 oder 1,8 Prozent auf 4.430. Aktuell waren es damit 401 oder 8,3 Prozent weniger als vor genau einem Jahr. Die Zahl der arbeitslos gemeldeten Ausländer erhöhte sich aufgrund der Neuregelung um weitere 610 überwiegend aus der Ukraine geflüchtete Menschen oder 17,8 Prozent auf 4.036.
Kräftenachfrage erwartet schwach in den Ferien
Der bereits vor der Ferienzeit gesunkene Kräftebedarf war auch im Juli erwartungs- gemäß verhalten. In der Zeit der Betriebsferien wurden nur 350 Stellen von EN- Unternehmen gemeldet, zwar 48 oder 15,9 Prozent mehr als noch im Juni, aber 97 oder 21,7 Prozent weniger als im Vorjahr.
Die größte Kräftenachfrage hatten aktuell Personaldienstleister (87 gemeldete Stellen), das verarbeitende Gewerbe (57), das Gesundheits- und Sozialwesen (44), das Baugewerbe (44), der Handel (43) und freiberufliche Arbeitgeber (Rechtsanwälte, Steuerberater etc., 26 Stellen für Assistenzkräfte). Die öffentliche Verwaltung meldete 19 Stellen-angebote, die gesamte Logistik nur neun.
Die Zahl der insgesamt bei der Arbeitsagentur zur Besetzung gemeldeten Stellen stieg leicht gegenüber Juni um 15 oder 0,6 Prozent auf 2.390 und in Relation zum Vorjahr sogar um 493 oder 26,0 Prozent.
Kurzarbeit und tatsächliche Inanspruchnahme
Nur 13 EN-Unternehmen meldeten im Juli Arbeitsausfälle für 173 Personen an. Seit dem Beginn der Pandemie gab es damit im Kreis über 4.600 Anzeigen aus nahezu allen Branchen für rund 60.000 potentiell betroffene Arbeitnehmer. Im gesamten Bezirk, also inklusive der Stadt Hagen, waren es 7.700 Anzeigen für nahezu 100.000 Personen. Für Februar liegen inzwischen Daten zur effektiven Inanspruchnahme für den Kreis vor. Danach wurde Kurzarbeitergeld an 325 Betriebe für rund 1.300 Arbeitnehmer tatsächlich ausgezahlt, weitaus weniger als noch zu Beginn der Pandemie.
Lokale Besonderheiten:
Fast überall im Kreis stieg die Arbeitslosigkeit, außer in Breckerfeld (- 2 auf 158 Arbeits-lose). In Ennepetal (+ 24 auf 965), Schwelm (+ 35 auf 1.165), Wetter (+ 57 auf 685), Gevelsberg (+ 61 auf 1.037), Sprockhövel (+ 64 auf 593) und in Herdecke (+ 71 auf 631) waren die Zuwächse noch zweistellig. Höher fielen die Anstiege in Hattingen (+ 183 auf 1.842) und Witten (+ 275 auf 4.185) aus.
Die Arbeitslosigkeit in den EN-Städten ist aktuell durchschnittlich um 4,6 Prozent niedriger als vor einem Jahr, wobei der günstige Abstand deutlich geringer geworden ist.
Gesamteinschätzung
„Inzwischen dürfte der weitaus überwiegende Teil der in die Zuständigkeit des Jobcenters EN übergegangenen Geflüchteten aus der Ukraine erfasst worden sein. Hier gab es im Berichtsmonat noch Nachholbedarf“, so Katja Heck weiter. „Je schneller dies abgeschlos-sen werden kann, desto besser ist es für die berufliche Integration der Betroffenen auf dem heimischen Arbeitsmarkt. Und desto eher können ukrainische Berufsabschlüsse anerkannt und Sprachförderungen realisiert werden. Trotz der aktuellen saisonalen Fak-toren bleibt der heimische Arbeitsmarkt stabil und aufnahmefähig. Grundsätzlich bleibe ich für den Herbst optimistisch. Aktuelle weltpolitische Risiken erschweren allerdings jede Prognose.“
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