Herbstbelebung schon vorbei? Arbeitslosigkeit steigt deutlich

Die im Vormonat eingesetzte Herbstbelebung auf dem Arbeitsmarkt im Ennepe- Ruhr-Kreis ist offenbar schon wieder vorbei. Die Zahl der Arbeitslosen stieg unerwartet gegenüber dem Vormonat um 443 oder 4,0 Prozent auf 11.401, was die Arbeitslosenquote gleich um 0,3 Punkte auf 6,6 Prozent erhöhte. Vor genau zwölf Monaten waren es nur 6,2 Prozent und 700 Arbeitslose weniger.

02.11.2022 | Presseinfo Nr. 61

Die Arbeitsmarktentwicklung im Oktober 2022 im Ennepe-Ruhr-Kreis

„Die Herbstbelebung auf dem Arbeitsmarkt im Kreis ist mit einem sprunghaften Anstieg der Arbeitslosigkeit ganz offensichtlich bereits zu Ende“, so Agenturchefin Katja Heck. „Unüblich für die Jahreszeit ist auch die verhaltene Kräftenachfrage. Hier erkennt man aktuell natürlich die negativen Geschäftserwartungen der heimischen Unternehmen angesichts der Vielzahl der belastenden Rahmenbedingungen von Energiepreisen über Lieferproblemen bis hin zur Rekordinflation. Dies zeigt sich auch in den zuletzt wieder gestiegenen Neuanzeigen von Kurzarbeit durch größere Unternehmen.“ Die beiden Rechtskreise entwickelten sich parallel und dabei ungünstig. 3.098 Arbeitslose waren Kunden der Arbeitsagentur (83 oder 2,8 Prozent mehr als im Vormonat), 8.303 wurden durch das Jobcenter EN betreut (360 oder 4,5 Prozent mehr). Auch die Zielgruppen zeigten im Oktober überwiegend ungünstige Tendenzen: Die Zahl von jüngeren Arbeitslosen unter 25 Jahren stieg um 152 oder 17,3 Prozent auf 1.032. Auch bei den Älteren über 50 Jahren gab es einen Anstieg um 111 oder 3,0 Prozent auf 3.857. Die Zahl der Langzeitarbeitslosen stieg um 43 oder 1,0 Prozent auf 4.443. Aktuell waren es damit 104 oder 2,3 Prozent weniger als vor einem Jahr. Dieser noch günstige Abstand ist deutlich kleiner geworden. Die Zahl der arbeitslos gemeldeten Ausländer stieg um 188 oder 4,7 Prozent auf 4.195. Nur bei den arbeitslosen Menschen mit Schwerbehinderung gab es gegen den Trend einen Rückgang um 31 oder 3,0 Prozent auf nunmehr 995.

Kräftenachfrage weiter gesunken
Statt einer Belebung hat der seit Monaten schwache Kräftebedarf im Oktober einen Dämpfer erfahren. Von den EN-Unternehmen wurden nur 268 Stellen gemeldet, 31 oder 10,4 Prozent weniger als noch im September und sogar 204 oder 43,2 Prozent weniger als vor genau einem Jahr.

Die größte Kräftenachfrage hatten freiberufliche Arbeitgeber (Rechtsanwälte, Steuerberater etc., 48 Stellen für Assistenzkräfte), Personaldienstleister (47), das verarbeitende Gewerbe (43), das Gesundheits- und Sozialwesen (30), der Handel (25) und die öffentli-che Verwaltung (18). Das Baugewerbe meldete 15 Stellenangebote, die Logistik elf.

Die Zahl der insgesamt bei der Arbeitsagentur zur Besetzung gemeldeten Stellen sank gegenüber September um elf oder 0,5 Prozent auf 2.256 und in Relation zum Vorjahr sogar um 127 oder 5,3 Prozent.

Kurzarbeit und tatsächliche Inanspruchnahme
Im Oktober meldeten 25 EN-Unternehmen Arbeitsausfälle für 962 Personen an. Seit dem Beginn der Pandemie gab es damit im Kreis über 4.600 Anzeigen aus nahezu allen Branchen für rund 60.000 potentiell betroffene Arbeitnehmer. Im gesamten Bezirk, also inklusive der Stadt Hagen, waren es 7.700 Anzeigen für nahezu 100.000 Personen. Für Mai liegen inzwischen Daten zur effektiven Inanspruchnahme für den Kreis vor. Danach wurde Kurzarbeitergeld an 177 Betriebe für rund 700 Arbeitnehmer tatsächlich ausgezahlt, weitaus weniger als noch zu Beginn der Pandemie.

Lokale Besonderheiten:
Die Arbeitslosigkeit entwickelte sich regional überwiegend ungünstig. Nur in Breckerfeld gab es sinkende Arbeitslosenzahlen (- 4 auf 181 Arbeitslose). Die Anstiege verzeich-neten Hattingen (+ 10 auf 1.758), Sprockhövel (+ 12 auf 539), Herdecke (+ 30 auf 612), Wetter (+ 34 auf 724), Ennepetal (+ 39 auf 986), Schwelm (+ 49 auf 1.245), Gevelsberg (+ 53 auf 1.026) und Witten (+ 220 auf 4.330). Die Arbeitslosigkeit in den EN-Städten ist aktuell durchschnittlich um 6,6 Prozent höher als vor genau einem Jahr.

Gesamteinschätzung
„Mit einem deutlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit entwickelte sich der Arbeitsmarkt im Kreis viel schwächer als saisonal üblich“, so Katja Heck weiter. „Wirtschaftliche Dämpfer und deutliche Zurückhaltung waren auch bei den Stellenmeldungen zu verspüren, die weit unter dem normalen Oktober-Niveau blieben. Dem korrespondiert in der Arbeitslosigkeit, dass die Abgänge in Erwerbstätigkeit verhalten laufen. Diese waren im Oktober mit 507 genau 15,4 Prozent geringer als im Vormonat. Die Zugänge stiegen hingegen gleichzeitig um 13,8 Prozent. Der November wird voraussichtlich nicht besser. Gerade in so einer Situation wird die Qualifikation der Bewerberinnen und Bewerber immer wichtiger, denn es sind vor allem Fachkräfte, die auch in unsicheren Zeiten eingestellt werden. Persönliches und betriebliches Engagement in Richtung Qualifizierung bedeutet Erfolg in der Zukunft!“