Auch der April hat die erwartete saisonale Belebung auf dem Arbeitsmarkt im Ennepe-Ruhr-Kreis noch nicht gebracht. Die Zahl der Arbeitslosen stieg sogar um 152 oder 1,3 Prozent auf 11.970, die Arbeitslosenquote um 0,1 Punkte auf 6,9 Prozent. Vor genau einem Jahr gab es allerdings fast 1.400 Arbeitslose weniger, die Quote lag bei 5,9 Prozent. „Die langjährige Erfahrung lässt eigentlich eine deutlich rückläufige Arbeitslosigkeit in den ersten vier Monaten des Jahres im Rahmen einer Frühjahrsbelebung erwarten, doch wir erleben derzeit eine andere Entwicklung. Auch landesweit ist die Arbeitslosigkeit gestiegen“, so Agenturchefin Katja Heck. „Außer bei den Schwerbehinderten gehen die Zahlen in allen Zielgruppen nach oben. Die Arbeitskräftenachfrage ist für die Jahreszeit ebenfalls schwach und hat noch viel Potential. Erfreulich ist dagegen, dass die betrieblichen Neuanzeigen bei der Kurzarbeit im Kreis unauffällig geblieben sind.“
Die beiden Rechtskreise entwickelten sich parallel ungünstig. 3.414 Arbeitslose waren Kunden der Arbeitsagentur (27 oder 0,8 Prozent mehr als im Vormonat), 8.556 wurden durch das Jobcenter EN betreut (125 oder 1,5 Prozent mehr). Nahezu alle Zielgruppen hatten steigende Erwerbslosenzahlen: Die Zahl von jüngeren Arbeitslosen unter 25 Jahren stieg um 47 oder 4,5 Prozent auf 1.098, die der Älteren über 50 Jahren um 24 oder 0,6 Prozent auf 4.065. Die Arbeitslosigkeit der Ausländer erhöhte sich um 112 oder 2,6 Prozent auf 4.454. Die Zahl der Langzeitarbeitslosen kletterte um 65 oder 1,4 Prozent auf 4.721. Damit waren es aktuell 412 oder 9,6 Prozent mehr als vor einem Jahr. Nur bei arbeitslosen Menschen mit Schwerbehinderung gab es gegen den Trend einen Rück gang um 24 oder 2,5 Prozent auf nunmehr 944.
Kräftenachfrage für die Jahreszeit zu schwach
Der Kräftebedarf der heimischen Unternehmen war auch im April für die Jahreszeit unerwartet schwach. Im Kreis wurden 293 Stellen gemeldet, zwölf oder 3,9 Prozent weniger als im März, zugleich aber auch 13 oder 4,2 Prozent weniger als vor einem Jahr. Die größte Kräftenachfrage hatten Personaldienstleister (77), das Gesundheits- und Sozialwesen (41), das verarbeitende Gewerbe (36 Stellen), freiberufliche Arbeitgeber (Rechtsanwälte, Steuerberater etc., 35 Stellen für Assistenzkräfte) und der Handel (27). Das Baugewerbe meldete 19 Stellen, die Logistik 18, die öffentliche Verwaltung 16 und das Gastgewerbe sieben.
Die Zahl der insgesamt bei der Arbeitsagentur zur Besetzung gemeldeten Stellen stieg gegenüber März um 40 oder 2,2 Prozent auf 1.894, sank hingegen in Relation zum Vorjahr um 517 oder 21,4 Prozent.
Kurzarbeit und tatsächliche Inanspruchnahme
Im April zeigten im Ennepe-Ruhr-Kreis nur neun Unternehmen Arbeitsausfälle für 300 Personen an. Seit dem Beginn der Pandemie gab es damit im Kreis über 4.700 Anzeigen aus nahezu allen Branchen für rund 60.000 potentiell betroffene Arbeitnehmer. Im gesamten Bezirk, also inklusive der Stadt Hagen, waren es 7.700 Anzeigen für nahezu 100.000 Personen. Für November liegen inzwischen Daten zur effektiven Inanspruchnahme für den Kreis vor. Danach wurde nur Kurzarbeitergeld an 82 Betriebe für rund 1.200 Arbeitnehmer tatsächlich ausgezahlt, weitaus weniger als noch zu Beginn der Pandemie.
Lokale Besonderheiten
Die Arbeitslosigkeit entwickelte sich regional wieder weitaus überwiegend in dieselbe Richtung – diesmal ist die Ausnahme nur Schwelm (- 7 auf 1.359 Arbeitslose). Alle anderen Städte hatten steigende Zahlen. Hattingen (+ 2 auf 1.831), Sprockhövel (+ 4 auf 511), Breckerfeld (+ 5 auf 206), Herdecke (+ 5 auf 655), Gevelsberg (+ 6 auf 1.044), Wetter (+ 8 auf 776), Ennepetal (+ 44 auf 1.101) und Witten (+ 85 auf 4.487). Die Arbeitslosigkeit in den EN-Städten ist aktuell durchschnittlich um 17,5 Prozent höher als vor genau einem Jahr.
Gesamteinschätzung
„Hoher Beschäftigungsstand und niedrige Kurzarbeit zeigen, dass der Arbeitsmarkt weiterhin robust ist. Die Dynamik ist jedoch aktuell schwach. Weniger Menschen finden eine neue Stelle aus der Arbeitslosigkeit heraus. Der Personalbedarf bleibt aber weiterhin hoch. Viele Arbeitslose und gleichzeitig viele offene Stellen im Bestand sind Zeichen eines Ungleichgewichts zwischen Qualifikation der Bewerberinnen und Bewerber und den Anforderungen der angebotenen Stellen. Arbeitsmarktpolitisch kommt es da rauf an, dieses fehlende Gleichgewicht wiederherzustellen“, so Katja Heck weiter. „Ein Baustein ist der Ausbildungsmarkt. Hier gibt es aktuell sehr viele Chancen für junge Menschen – im EN-Kreis über 1.300 unbesetzte Stellen. Ausbildung ist und bleibt die tragende Säule der Fachkräftesicherung. Doch tragen die Unternehmen immer schwerer an der Trendwende vom Stellen- zum Bewerbermarkt. Deshalb sollten alle Chancen ergriffen werden, für die Ausbildung zu werben, zum Beispiel durch Praktika. Diese machen Schülerinnen und Schülern die Welt der Arbeit und der Berufe erlebbar und vermitteln, dass eine Ausbildung ein sehr guter erster Schritt ins Erwachsensein ist.“