Die Arbeitsmarktentwicklung im Juni 2023 im Ennepe-Ruhr-Kreis

Früher Ferienbeginn lässt Arbeitslosigkeit steigen – Ausbildungs-Endspurt mit 1.200 unbesetzten Lehrstellen

30.06.2023 | Presseinfo Nr. 30

Die ohnehin schwache Belebung für den Arbeitsmarkt im Ennepe-Ruhr-Kreis aus dem Vormonat war im Juni vorerst beendet. Die Zahl der Arbeitslosen stieg um 87 oder 0,7 Prozent auf 11.878, die Arbeitslosenquote blieb noch bei 6,8 Prozent. Vor genau einem Jahr gab es allerdings 1.385 Arbeitslose weniger, die Quote lautete 6,1 Prozent. 

„Maßgeblich für die aktuelle Entwicklung ist der sehr frühe Beginn der Sommerferien, durch den einige saisonal typische Entwicklungen einen Monat früher eingesetzt haben“, so Katja Heck, Chefin der Agentur für Arbeit Hagen. „Damit ist die Jugendarbeitslosigkeit aufgrund der frühen Abschlussprüfungen in der Ausbildung einen Monat früher als üblich angestiegen. Diese jungen Menschen werden aber nicht lange arbeitslos sein. Außerdem hat sich der Vorjahresvergleich bei der Gesamtarbeitslosigkeit weiter verbessert“. Ihre Kurzfristprognose: „In der Ferienzeit rechne ich nicht mit einer Belebung.“ 

Die beiden Rechtskreise entwickelten sich ähnlich. 3.370 Arbeitslose waren Kunden der Arbeitsagentur (26 oder 0,8 Prozent mehr als im Vormonat), 8.508 wurden durch das Jobcenter EN betreut (61 oder 0,7 Prozent mehr). Nahezu alle Zielgruppen hatten steigende Erwerbslosendaten: Die Zahl von jüngeren Arbeitslosen unter 25 Jahren stieg um 55 oder 5,3 Prozent auf 1.097, die der Älteren über 50 Jahren dagegen nur um zwei oder 0,05 Prozent auf 4.029. Die Arbeitslosigkeit der Ausländer erhöhte sich um 41 oder 0,9 Prozent auf 4.470, die der arbeitslosen Menschen mit Schwerbehinderung nur um drei oder 0,3 Prozent auf 927. Die Zahl der Langzeitarbeitslosen stieg um 109 oder 2,3 Prozent auf 4.864. Damit waren es aktuell 513 oder 11,8 Prozent mehr als vor einem Jahr. 

Gemeldete Kräftenachfrage bleibt schwach 
Der Kräftebedarf der heimischen Unternehmen war im Juni ferienbedingt kaum höher als im schwachen Vormonat. Im Kreis wurden 256 Stellen gemeldet, 23 oder 9,9 Prozent mehr als im Mai, zugleich aber 46 oder 15,2 Prozent weniger als vor einem Jahr. 

Die größte Kräftenachfrage hatten das verarbeitende Gewerbe (70 Stellen), Personaldienstleister (54), das Gesundheits- und Sozialwesen (48) und freiberufliche Arbeitgeber (Rechtsanwälte, Steuerberater etc., 23 Stellen für Assistenzkräfte). Der Handel meldete 14 Stellen, die öffentliche Verwaltung zwölf, das Baugewerbe elf. Das Gastgewerbe gab nur drei neue Stellenangebote bekannt. Die gesamte Logistik im Kreis hatte nur zwei Vakanzen. 

Die Zahl der insgesamt bei der Arbeitsagentur zur Besetzung gemeldeten Stellen stieg gegenüber Mai um zehn oder 0,5 Prozent auf 1.918, sank hingegen in Relation zum Vorjahr deutlich um 457 oder 19,2 Prozent. 

Kurzarbeit und tatsächliche Inanspruchnahme 
Im Juni zeigten im Ennepe-Ruhr-Kreis nur sechs Unternehmen Arbeitsausfälle für 126 Personen an. Seit dem Beginn der Pandemie gab es damit im Kreis über 4.700 Anzeigen aus nahezu allen Branchen für rund 60.000 potentiell betroffene Arbeitnehmer. Im gesamten Bezirk, also inklusive der Stadt Hagen, waren es 7.700 Anzeigen für nahezu 100.000 Personen. Für Januar liegen inzwischen Daten zur effektiven Inanspruchnahme für den Kreis vor. Danach wurde nur Kurzarbeitergeld an 79 Betriebe für rund 1.200 Arbeitnehmer tatsächlich ausgezahlt, weitaus weniger als noch zu Beginn der Pandemie. 

Lokale Besonderheiten
Die Arbeitslosigkeit entwickelte sich regional unterschiedlich. Sinkende Arbeitslosen zahlen gab es in Gevelsberg (- 9 auf 1.005), Sprockhövel (- 12 auf 502) und Ennepetal (- 31 auf 1.064). In allen anderen Städten stieg die Erwerbslosigkeit: Breckerfeld (+ 2 auf 205), Witten (+ 15 auf 4.419), Wetter (+ 19 auf 792), Herdecke (+ 27 auf 661), Hattingen (+ 37 auf 1.838) und Schwelm (+ 39 auf 1.392 Arbeitslose). 

Die Arbeitslosigkeit in den EN-Städten ist aktuell durchschnittlich um 13,2 Prozent höher als vor genau einem Jahr. 

Gesamteinschätzung 
„Ungeachtet aller saisonalen Einflüsse sind die strukturellen Unterschiede zwischen der Qualifikation der Bewerber und den Anforderungen angebotener Stellen das Grundproblem“, so Heck weiter. „Wichtiger arbeitsmarktpolitischer Hebel sind die Nachqualifizierung und die Weiterbildung der heimischen Potentiale an Bewerberinnen und Bewerbern. Deshalb ist auch die Sozialreform der Grundsicherung zum Bürgergeld der richtige Schritt. Am 1. Juli tritt die zweite Stufe in Kraft und gibt den Jobcentern neue Fördermöglichkeiten an die Hand.“ Die Agenturchefin hat noch ein besonderes Anliegen: „Am Ausbildungsmarkt läuft der Endspurt. Vieles ist noch möglich – für Bewerberinnen und Bewerber wie für Unternehmen. Im Kreis gibt es tagesaktuell noch fast 1.200 unbesetzte Ausbildungsstellen für 2023 – so viele Chancen! Wir bieten Unterstützung, um Talente zu fördern. Wir lassen keinen Jugendlichen zurück und keinen Arbeitgeber alleine.“ 

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