Die Entwicklung auf dem Hagener Arbeitsmarkt im September war nicht so günstig wie erwartet. Die Zahl der Arbeitslosen sank zwar erstmals in diesem Jahr in nennenswertem Umfang, um 177 auf jetzt 11.647, doch ist dies nur zum Teil einer saisonalen Belebung geschuldet. Die Arbeitslosenquote sank um 0,2 Punkte auf 11,4 Prozent. Vor genau einem Jahr gab es in Hagen 158 Arbeitslose weniger, die Quote lag damals bei 11,3 Prozent.
„Man könnte bei sinkenden Arbeitslosenzahlen im September normalerweise von einer Herbstbelebung sprechen, doch bei genauerer Prüfung ist das nur ein Teil der Wahrheit. Vielfach stehen derzeit auch verstärkte Eintritte in Bildungsmaßnahmen dahinter. Erfreulich ist aber der Rückgang bei den jüngeren Ausbildungsabsolventen der letzten Monate, die als gesuchte Fachkräfte schon nach kurzer Zeit Arbeit gefunden haben“, so Katja Heck, Chefin der Agentur für Arbeit Hagen. „Die Kräftenachfrage hat sich weiter belebt. Die angezeigte Kurzarbeit ist bei uns noch unauffällig. In Südwestfalen sieht dies hingegen schon anders aus. Wir müssen die weitere Entwicklung genau beobachten, zumal sich einige Hagener Unternehmen schon vorinformiert haben.“
Die beiden Rechtskreise entwickelten sich im September tendenziell ähnlich. 2.675 Arbeitslose waren Kunden der Arbeitsagentur (31 oder 1,1 Prozent weniger als im Vormonat), 8.972 wurden durch das Jobcenter Hagen betreut (146 oder 1,6 Prozent weniger). Die Zahlen für die Zielgruppen waren ebenfalls fast überall rückläufig. Bei den jüngeren Arbeitslosen unter 25 Jahren gab es nach dem Anstieg der Vormonate nunmehr gleich den größten Rückgang um 107 oder 9,8 Prozent auf 988. Die Zahl der Älteren über 50 Jahren sank um acht oder 0,2 Prozent auf 3.769, die der arbeitslosen Menschen mit Schwerbehinderung nahm hingegen mit 861 um zwei oder 0,2 Prozent zu.
Die Zahl der arbeitslos gemeldeten Ausländer reduzierte sich um 39 oder 0,7 Prozent auf 5.635. Bei den Langzeitarbeitslosen gab es einen aktuellen Rückgang um 52 oder 1,0 Prozent auf 5.183. Damit waren es gleichzeitig 486 oder 8,6 Prozent weniger als vor einem Jahr.
Gemeldete Kräftenachfrage auf niedrigem Niveau weiter angestiegen
Der Kräftebedarf der heimischen Unternehmen nahm im September weiter leicht zu. In Hagen wurden 306 Stellen gemeldet, 45 oder 17,2 Prozent mehr als noch im August, zugleich aber 17 oder 5,3 Prozent weniger als vor einem Jahr.
Die aktuell höchste Kräftenachfrage hatten erneut freiberufliche Arbeitgeber (Rechtsanwälte, Steuerberater etc., 114 Stellen für Assistenzkräfte) und Personaldienstleister (60), gefolgt vom verarbeitenden Gewerbe (36), der öffentlichen Verwaltung (27), dem Handel (24) sowie dem Gesundheits- und Sozialwesen (20). Der Bereich Erziehung und Unterricht hatte sieben, das Gastgewerbe sechs Vakanzen im Angebot.
Die Zahl der insgesamt bei der Arbeitsagentur zur Besetzung gemeldeten Stellen ging um 54 oder 2,9 Prozent auf 1.825 gegenüber August zurück, stieg hingegen in Relation zum Vorjahresmonat um 64 oder 3,6 Prozent.
Kurzarbeit und tatsächliche Inanspruchnahme
Im September gab es in Hagen nur elf neue Anzeigen von Kurzarbeit für 182 potentiell betroffene Arbeitnehmer. Seit dem Beginn der Pandemie waren es in der Volmestadt fast 3.000 Anzeigen aus nahezu allen Branchen für rund 47.000 potentielle Kurzarbeiter. Im gesamten Bezirk, also inklusive Ennepe-Ruhr-Kreis, waren es 7.700 Anzeigen für rund 100.000 Personen. Für April liegen inzwischen Informationen zur effektiven Inanspruchnahme für die Stadt Hagen vor. Danach wurde Kurzarbeitergeld an 36 Betriebe für rund 800 Arbeitnehmer tatsächlich ausgezahlt, weitaus weniger als in der Pandemie.
Gesamteinschätzung
„Die relativ verhaltene saisonale Entwicklung deutet auf einen möglicherweise schwierigen Herbst hin. Fachkräfte bleiben gesucht. Wer arbeitslos wird, könnte es aber schwerer haben, schnell eine neue Stelle zu finden“, so Heck weiter. Ein anderes Thema liegt ihr auch sehr am Herzen: „Die Jugendlichen haben jetzt noch gute Möglichkeiten, für dieses Jahr eine Ausbildungsstelle zu finden. Viele Ausbildungen hätten schon beginnen sollen, aber es gab bisher keine geeigneten Bewerberinnen und Bewerber. Da geht noch was!“