Die kleine Herbstbelebung auf dem Arbeitsmarkt im Ennepe-Ruhr-Kreis war im Oktober offenbar bereits wieder vorbei. Die Zahl der Arbeitslosen stieg um 58 auf jetzt 12.135, die Arbeitslosenquote damit um 0,1 Punkte auf 7,0 Prozent. Vor einem Jahr gab es im Kreis 734 Arbeitslose weniger, die Quote lautete damals nur 6,6 Prozent.
„Die Arbeitslosigkeit ist nach einer kurzen Besserung bereits wieder gestiegen, aber die Dynamik hat nachgelassen. Dabei war auch der Entlastungseffekt durch Bildungsmaßnahmen etwas geringer als zuvor. Im Bereich der Grundsicherung macht sich die weitere Migration bemerkbar“, so Katja Heck, Chefin der Agentur für Arbeit Hagen. „Gleichzeitig ist die Kräftenachfrage leider weiter rückläufig und damit Ausdruck der unsicheren Geschäftserwartungen der heimischen Unternehmen. Die angezeigte Kurzarbeit hat zugenommen, ist bei uns – im Gegensatz zu anderen Regionen – aber noch unkritisch. Die weitere Entwicklung bei diesem Konjunkturindikator werden wir aufmerksam verfolgen.“
Die beiden Rechtskreise entwickelten sich im Oktober unterschiedlich. 3.391 Arbeitslose waren Kunden der Arbeitsagentur (58 oder 1,7 Prozent weniger als im Vormonat), 8.744 wurden durch das Jobcenter EN betreut (116 oder 1,3 Prozent mehr). Die Daten für die Zielgruppen waren im Ergebnis fast überall steigend: Die Zahl von jüngeren Arbeitslosen unter 25 Jahren nahm um 78 oder 7,0 Prozent auf 1.199 zu, die der Älteren über 50 Jahren um zehn oder 0,3 Prozent auf 4.005. Die Arbeitslosigkeit der Ausländer erhöhte sich insbesondere durch den weiteren Zustrom von syrischen Geflüchteten um 59 oder 1,3 Prozent auf 4.710. Einzig die Zahl der arbeitslosen Menschen mit Schwerbehinderung ging gegen den Trend um 15 oder 1,7 Prozent auf 870 zurück. Die wichtige Zahl der Langzeitarbeitslosen erhöhte sich um 92 oder 1,8 Prozent auf 5.167. Damit waren es aktuell 724 oder 16,3 Prozent mehr als vor einem Jahr.
Gemeldete Kräftenachfrage nochmals schwächer
Die Skepsis der heimischen Wirtschaft kam im Oktober beim gemeldeten Kräftebedarf zum Ausdruck. Im Kreis wurden nur 199 Stellen gemeldet, 42 oder 17,4 Prozent weniger als noch im September, zugleich aber auch 69 oder 25,7 Prozent weniger als vor einem Jahr. Die größte Kräftenachfrage hatten das verarbeitende Gewerbe (41 Stellen), Personaldienstleister (39) und freiberufliche Arbeitgeber (Rechtsanwälte, Steuerberater etc., 33 Stellen für Assistenzkräfte). Es folgten das Gesundheits- und Sozialwesen (22), das Baugewerbe (19) und der Handel (16). Die öffentliche Verwaltung meldete neun, das Gastgewerbe fünf Stellen. Die gesamte EN-Logistik meldete im Oktober nicht eine Stelle.
Die Zahl der insgesamt bei der Arbeitsagentur zur Besetzung gemeldeten Stellen stieg trotzdem wegen der Besetzungsprobleme um 24 oder 1,2 Prozent auf 1.972, sank hingegen in Relation zum Vorjahr deutlich um 284 oder 12,6 Prozent.
Kurzarbeit und tatsächliche Inanspruchnahme
Im Oktober zeigten im Ennepe-Ruhr-Kreis nur 25 Unternehmen Arbeitsausfälle für 308 Personen an. Seit dem Beginn der Pandemie gab es damit im Kreis über 4.700 Anzeigen aus nahezu allen Branchen für rund 60.000 potentiell betroffene Arbeitnehmer. Im gesamten Bezirk, also inklusive der Stadt Hagen, waren es 7.700 Anzeigen für nahezu 100.000 Personen. Für Mai liegen inzwischen Daten zur effektiven Inanspruchnahme für den Kreis vor. Danach wurde nur Kurzarbeitergeld an 50 Betriebe für rund 900 Arbeitnehmer tatsächlich ausgezahlt, weitaus weniger als in der Pandemie.
Lokale Besonderheiten
Die Arbeitslosigkeit entwickelte sich im Kreis lokal erneut unterschiedlich. Steigende Zahlen gab es in Breckerfeld (+ 2 auf 228 Arbeitslose), Gevelsberg (+ 2 auf 1.074), Herdecke (+ 12 auf 712), Wetter (+ 25 auf 854) und Witten (+ 50 auf 4.480). Rückläufige Erwerbslosenzahlen hatten dagegen Ennepetal (- 5 auf 1.094), Hattingen (- 5 auf 1.790), Sprockhövel (- 7 auf 531) und Schwelm (- 16 auf 1.372). Die Arbeitslosigkeit in allen EN-Städten zusammen ist aktuell durchschnittlich um 6,4 Prozent höher als vor genau einem Jahr.
Gesamteinschätzung
„Die Anzeichen für ein schwieriges Jahresende verdichten sich. Die Dynamik auf dem Arbeitsmarkt lässt spürbar nach. Dies bedeutet nicht zwangsläufig ein höheres Risiko, arbeitslos zu werden, doch die Aussichten, bei eingetretener Arbeitslosigkeit schnell eine neue Stelle zu finden, sinken“, so Heck weiter. „Aber Fachkräfte werden immer gesucht. Deshalb haben die Jugendlichen im Ennepe-Ruhr-Kreis auch im November noch gute Möglichkeiten, für dieses Jahr eine Ausbildungsstelle zu finden.“