Im Vormonat schien sie schon vorbei zu sein. Doch es gibt sie noch. Anzeichen einer schwachen Herbstbelebung auf dem Arbeitsmarkt im Ennepe-Ruhr-Kreis kamen im November nochmals auf. Die Zahl der Arbeitslosen sank um 53 auf jetzt 12.082, die Arbeitslosenquote von 7,0 Prozent veränderte sich dadurch nicht. Vor einem Jahr gab es im Kreis 569 Arbeitslose weniger, die Quote war damals nur 6,6 Prozent.
„Der jahreszeitliche Trend hält doch noch an. Die Arbeitslosigkeit ist wieder gesunken. Ein deutlicher Einbruch der Beschäftigung ist nicht zu erwarten“, so Katja Heck, Chefin der Agentur für Arbeit Hagen. „Der perspektivische Bedarf an Arbeits- und Fachkräften ist ungebrochen – hier sind in besonderer Weise die Unternehmen gefragt. Strategisch sollten alle Möglichkeiten, dem Kräftemangel entgegen zu wirken, unternommen werden. Dazu gehört auch die Beschäftigung von geflüchteten Menschen. Wir brauchen Betriebe, die qualifizierten Geflüchteten eine Chance geben und sie einstellen, auch wenn sie noch nicht perfekt Deutsch sprechen.“
Die beiden Rechtskreise entwickelten sich auch im November unterschiedlich. 3.394 Arbeitslose waren Kunden der Arbeitsagentur (drei oder 0,1 Prozent mehr als im Vormonat), 8.688 wurden durch das Jobcenter EN betreut (56 oder 0,6 Prozent weniger). Die Daten für die Zielgruppen waren ebenso uneinheitlich Die Zahl von jüngeren Arbeitslosen unter 25 Jahren nahm um 52 oder 4,3 Prozent auf 1.147 ab, die der Älteren über 50 Jahren um 14 oder 0,3 Prozent auf 4.019 zu. Die Arbeitslosigkeit der Ausländer verringerte sich um 44 oder 0,9 Prozent auf 4.666. Die Zahl der arbeitslosen Menschen mit Schwerbehinderung erhöhte sich leicht um sechs oder 0,7 Prozent auf 876. Die wichtige Zahl der Langzeitarbeitslosen stieg um 65 oder 1,3 Prozent auf 5.232. Damit waren es aktuell 724 oder 16,1 Prozent mehr als vor einem Jahr.
Gemeldete Kräftenachfrage bleibt schwach
An der Zurückhaltung und Verunsicherung der heimischen Wirtschaft in Bezug auf Neueinstellungen hat sich auch im November nichts geändert. Im Kreis wurden nur 190 Stellen gemeldet, neun oder 4,5 Prozent weniger als noch im Oktober, zugleich acht oder 4,0 Prozent weniger als vor einem Jahr.
Die größte Kräftenachfrage hatten Personaldienstleister (47), das Gesundheits- und Sozialwesen (26) sowie freiberufliche Arbeitgeber (Rechtsanwälte, Steuerberater etc., 25 Stellen für Assistenzkräfte). Es folgten das Baugewerbe (22), das verarbeitende Gewerbe (21 Stellen), der Handel (13) und die öffentliche Verwaltung (11). Das Gastgewerbe meldete sechs Stellen. Die gesamte EN-Logistik hatte im November maximal zwei neue Stellenangebote.
Die Zahl der insgesamt bei der Arbeitsagentur zur Besetzung gemeldeten Stellen sank um 83 oder 4,2 Prozent auf 1.889, in Relation zum Vorjahr sogar um 179 oder 8,7 Prozent.
Kurzarbeit und tatsächliche Inanspruchnahme
Im November zeigten im Ennepe-Ruhr-Kreis 18 Unternehmen Arbeitsausfälle für 292 Personen an. Seit dem Beginn der Pandemie gab es damit im Kreis über 4.700 Anzeigen aus nahezu allen Branchen für rund 60.000 potentiell betroffene Arbeitnehmer. Im gesamten Bezirk, also inklusive der Stadt Hagen, waren es 7.700 Anzeigen für nahezu 100.000 Personen. Für Juni liegen inzwischen Daten zur effektiven Inanspruchnahme für den Kreis vor. Danach wurde nur Kurzarbeitergeld an 44 Betriebe für rund 800 Arbeitnehmer tatsächlich ausgezahlt, weitaus weniger als in der Pandemie.
Lokale Besonderheiten
Die Arbeitslosigkeit entwickelte sich im Kreis lokal wieder recht uneinheitlich. Keine Veränderung ergab sich in Sprockhövel (weiterhin 531 Arbeitslose). Sinkende Zahlen hatten Breckerfeld (- 7 auf 221 Arbeitslose), Hattingen (- 13 auf 1.777), Gevelsberg (- 19 auf 1.055) und Witten (- 88 auf 4.392). Anstiege verzeichneten dagegen Ennepetal (+ 16 auf 1.110), Schwelm (+ 16 auf 1.388), Herdecke (+ 14 auf 726) und Wetter (+ 28 auf 882). Die Arbeitslosigkeit in den EN-Städten insgesamt ist jetzt durchschnittlich um 4,9 Prozent höher als vor genau einem Jahr.
Gesamteinschätzung
„Wir setzen auf eine schnelle, nachhaltige und potenzialadäquate Integration von Geflüchteten, denn sie trägt dazu bei, den Fachkräftebedarf auf dem heimischen Arbeitsmarkt zu sichern“, so Heck weiter. „Bei vielen Geflüchteten kommen wir jetzt in die zweite Phase. Wir haben schon im Frühjahr gesagt, dass die meisten ihren Integrationskurs im Herbst beenden werden. Dieser Zeitpunkt ist jetzt und damit starten wir in eine Phase im Integrationsprozess, in der das Nebeneinander von beruflichem Einstieg und weiterem Spracherwerb während der Tätigkeit in den Fokus rückt. Mit diesem „Job-Turbo“ beschleunigen wir den Prozess. Denn Fachkräfte werden händeringend gesucht. Das Potential vieler Geflüchteter muss genutzt werden.“