Die Ausläufer einer schwachen Herbstbelebung auf dem Arbeitsmarkt im Ennepe-Ruhr-Kreis haben sich auch im Dezember gehalten. Die Zahl der Arbeitslosen sank leicht um 38 auf jetzt 12.044, die Arbeitslosenquote um 0,1 Punkte auf 6,9 Prozent. Vor einem Jahr gab es im Kreis fast 300 Arbeitslose weniger, die Quote war seinerzeit 6,8 Prozent.
„Der Trend der letzten Monate, ein langsamer Rückgang der Arbeitslosigkeit in kleinen Schritten, hat bis zum Jahresende angehalten. Eher ungewöhnlich ist die für den Dezember erfreulich belebte Kräftenachfrage“, so Katja Heck, Chefin der Agentur für Arbeit Hagen. „Besonders für den Kräftebedarf ist der „Job-Turbo“ die richtige Initiative. Auch viele Geflüchtete kommen jetzt aus den ersten Sprachkursen, wollen arbeiten und ihre Deutschkenntnisse verbessern. Sie sollen die Chance haben, ihre Sprachkompetenz in der Praxis anzuwenden und zu erweitern. Ich bin mir sicher, dass dies ihre Integration beschleunigen wird.“
Die beiden Rechtskreise entwickelten sich weiterhin unterschiedlich. 3.501 Arbeitslose waren Kunden der Arbeitsagentur (107 oder 3,2 Prozent mehr als im Vormonat), 8.543 wurden durch das Jobcenter EN betreut (145 oder 1,7 Prozent weniger). Die Daten für die Zielgruppen waren hingegen überwiegend einheitlich Die Zahl von jüngeren Arbeitslosen unter 25 Jahren nahm um 24 oder 2,1 Prozent auf 1.123 ab, die der Älteren über 50 Jahren als einzige Ausnahme um sechs oder 0,1 Prozent auf 4.025 zu. Die Arbeitslosigkeit der Ausländer verringerte sich um 47 oder 1,0 Prozent auf 4.619. Die Zahl der arbeitslosen Menschen mit Schwerbehinderung ging um 19 oder 2,2 Prozent auf 857 zurück. Die wichtige Zahl der Langzeitarbeitslosen sank um 34 oder 0,6 Prozent auf 5.198. Damit waren es aktuell 629 oder 13,8 Prozent mehr als vor einem Jahr.
Gemeldete Kräftenachfrage spät belebt
Mit dem Weihnachtsgeschäft und nach der Zurückhaltung der letzten Monate kam zum Jahresende doch noch Belebung in die Arbeitskräftenachfrage. Im Kreis wurden 242 Stellen gemeldet, 52 oder 27,4 Prozent mehr als noch im November, zugleich 17 oder 7,6 Prozent mehr als vor einem Jahr.
Die größte Kräftenachfrage hatten Personaldienstleister (63), das verarbeitende Gewerbe (35 Stellen), freiberufliche Arbeitgeber (Rechtsanwälte, Steuerberater etc., 31 Stellen für Assistenzkräfte) sowie das Baugewerbe (26), der Handel (26) und das Gesundheits- und Sozialwesen (23). Die öffentliche Verwaltung meldete 17 Stellen. Die gesamte EN-Logistik hatte auch im Dezember maximal zwei neue Stellenangebote. Die Zahl der insgesamt bei der Arbeitsagentur zur Besetzung gemeldeten Stellen sank leicht um 26 oder 1,4 Prozent auf 1.863, stieg dagegen in Relation zum Vorjahr um 72 oder 4,0 Prozent.
Kurzarbeit und tatsächliche Inanspruchnahme
Im Dezember zeigten im Ennepe-Ruhr-Kreis 25 Unternehmen Arbeitsausfälle für 257 Personen an. Seit dem Beginn der Pandemie gab es damit im Kreis über 4.700 Anzeigen aus nahezu allen Branchen für rund 60.000 potentiell betroffene Arbeitnehmer. Im gesamten Bezirk, also inklusive der Stadt Hagen, waren es 7.700 Anzeigen für nahezu 100.000 Personen. Für Juli liegen inzwischen Daten zur effektiven Inanspruchnahme für den Kreis vor. Danach wurde nur Kurzarbeitergeld an 29 Betriebe für rund 400 Arbeitnehmer tatsächlich ausgezahlt, weitaus weniger als in der Pandemie.
Lokale Besonderheiten:
Das Arbeitsmarktgeschehen gestaltete sich innerhalb des Kreises erneuet sehr uneinheitlich. Die geringsten Veränderungen hatten Breckerfeld (- 2 auf 219 Arbeitslose), Schwelm (- 3 auf 1.385) und Gevelsberg (+ 6 auf 1.061). Deutlicher rückläufigere Zahlen hatten Herdecke (- 16 auf 710), Wetter (- 19 auf 863), Ennepetal (- 32 auf 1.078) und Witten (- 36 auf 4.356). Gegen den Trend stiegen die Zahlen in Sprockhövel (+ 15 auf 546 Arbeitslose) und Hattingen (+ 49 auf 1.826). Die Arbeitslosigkeit in den EN-Städten insgesamt war zum Jahresende durchschnittlich um 2,5 Prozent höher als genau ein Jahr zuvor.
Gesamteinschätzung
„Vor dem Hintergrund des sich weiter verschärfenden Arbeits- und Fachkräftebedarfs müssen wir auch die berufliche Integration insbesondere von ukrainischen Geflüchteten auf dem Arbeitsmarkt im Ennepe-Ruhr-Kreis beschleunigen. Sie können auch Beschäftigungen aufnehmen, ohne vertiefte Sprachkenntnisse zu haben. Diese können sie sehr gut bei der Arbeit weiter erwerben, indem sie mit ihren Kollegen und Vorgesetzten kommunizieren und an betrieblichen Weiterbildungen teilnehmen“, so Heck weiter. „Viele ukrainische Geflüchtete haben eine qualifizierte Ausbildung oder Berufserfahrung in Bereichen, die in unserer Region gefragt sind, wie zum Beispiel Pflege, Erziehung, Gastronomie, Handwerk oder Technik. Sie sind damit arbeitsmarktnah und haben das Potential für die Fachkräftelücke. Ich appelliere daher an alle Arbeitgeber im Kreis, sich für die „Job-Turbo“-Initiative zu öffnen und Geflüchteten eine Chance zu geben. Hierfür suchen wir Unternehmen, die der Arbeitgeber-Service im weiteren Verlauf der Beschäftigung unterstützen wird. Ich bin überzeugt, dass dies eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten sein kann.“