Die im Vormonat festgestellten Anzeichen einer Frühjahrsbelebung auf dem Arbeitsmarkt im Ennepe-Ruhr-Kreis sind im April weitgehend ausgeblieben. Die Zahl der Arbeitslosen stieg wieder leicht an, um 38 oder 0,3 Prozent auf jetzt 12.360. Die Arbeitslosenquote von 7,1 Prozent blieb dabei unverändert. Vor einem Jahr waren es 390 Arbeitslose weniger, die Quote damals lautete 6,9 Prozent.
„Im März hatten wir im Vergleich mit Hagen noch zwei sehr unterschiedliche regionale Entwicklungen im Bezirk. Inzwischen ist auch im Kreis von einer Frühjahrsbelebung kaum noch etwas zu sehen. Die Arbeitslosigkeit steigt in einem Monat, in dem sie üblicherweise zurückgehen müsste. Die schwache Konjunktur überlagert saisonale Impulse“, so Katja Heck, Chefin der Agentur für Arbeit Hagen. „Die Zurückhaltung der Unternehmen bei Neueinstellungen ist immer noch groß, wie man an der Stagnation bei der Zahl der gemeldeten Stellen auf niedrigem Niveau erkennen kann. Der Konjunkturindikator Kurzarbeit bleibt zumindest erfreulich unauffällig“. Keine guten Nachrichten hat sie zur Beschäftigungslage: „Mit knapp 110.500 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten gibt es im Kreis rund 1.750 weniger als vor einem Jahr. Das ist ein Rückgang von 1,6 Prozent. Damit sind der Ennepe-Ruhr-Kreis wie auch die Stadt Hagen landesweit Schlusslicht.“
Die beiden Rechtskreise entwickelten sich tendenziell ähnlich. 3.741 Arbeitslose waren Kunden der Arbeitsagentur (zwei oder 0,1 Prozent mehr als im Vormonat), 8.619 wurden durch das Jobcenter EN betreut (36 oder 0,4 Prozent mehr). Die Tendenzen für die Zielgruppen waren überwiegend ansteigend. Bei den jüngeren Arbeitslosen unter 25 Jahren war es ein kleiner Anstieg um sechs oder 0,5 Prozent auf 1.108.
Bei den Älteren über 50 Jahren betrug der Zuwachs schon 65 oder 1,6 Prozent auf 4.174. Dagegen verringerte sich die Arbeitslosigkeit von Ausländern um 19 oder 0,4 Prozent auf 4.699. Die Zahl der arbeitslosen Menschen mit Schwerbehinderung sank ebenfalls geringfügig um fünf oder 0,5 Prozent auf 906.
Die wichtige Zahl der Langzeitarbeitslosen erhöhte sich leider um 94 oder 1,8 Prozent auf 5.365. Damit waren es aktuell 644 oder 13,6 Prozent mehr als vor einem Jahr, womit der ungünstige Vorjahresvergleich nochmals leicht angestiegen ist.
Gemeldete Kräftenachfrage kaum verändert
Die im Vormonat abgeschwächte Arbeitskräftenachfrage hat sich im April kaum belebt. Im Kreis wurden 317 Stellen gemeldet, zehn oder 3,3 Prozent mehr als noch im März, zugleich 24 oder 8,2 Prozent mehr als vor einem Jahr.
Die größte Kräftenachfrage hatten freiberufliche Arbeitgeber (Rechtsanwälte, Steuerberater etc., 89 Stellen für Assistenzkräfte), das verarbeitende Gewerbe (45 Stellen), Personaldienstleister (39 Stellen), der Handel (33), das Gesundheits- und Sozialwesen (27), die öffentliche Verwaltung (22) und das Baugewerbe (22). Es folgten der Bereich Erziehung und Unterricht mit acht Stellen und die Logistik mit fünf.
Die Zahl der insgesamt bei der Arbeitsagentur zur Besetzung gemeldeten Stellen sank um elf oder 0,6 Prozent auf 1.818 und in Relation zum Vorjahresmonat sogar um 76 oder 4,0 Prozent. Aktuell sind 60,6 Prozent aller Arbeitsstellen für Fachkräfte auf dem Niveau der dualen Ausbildung gemeldet, für Helfer hingegen nur 23,1 Prozent.
Kurzarbeit und tatsächliche Inanspruchnahme
Im April gab es im Ennepe-Ruhr-Kreis nur neun neue Anzeigen von Kurzarbeit für rund 250 potentiell betroffene Arbeitnehmer. Während der Pandemie gab es damit im Kreis über 4.700 Anzeigen aus nahezu allen Branchen für rund 60.000 potentiell betroffene Arbeitnehmer. Im gesamten Bezirk, also inklusive der Stadt Hagen, waren es 7.700 Anzeigen für nahezu 100.000 Personen. Für November liegen inzwischen Daten zur effektiven Inanspruchnahme für den Kreis vor. Danach wurde Kurzarbeitergeld nur an 45 Betriebe für rund 1.300 Arbeitnehmer tatsächlich ausgezahlt, weitaus weniger als in der Pandemie.
Lokale Besonderheiten
Die Arbeitslosigkeit entwickelte sich innerhalb des Kreises regional unterschiedlich. Sinkende Arbeitslosenzahlen hatten Herdecke (- 3 auf 700), Ennepetal (- 5 auf 1.156), Gevelsberg (- 7 auf 1.112), Sprockhövel (- 15 auf 508) und Wetter (- 28 auf 862). Anstiege verzeichneten Witten (+ 9 auf 4.482), Breckerfeld (+ 15 auf 233), Hattingen (+ 27 auf 1.823) und Schwelm (+ 45 auf 1.484).
Gesamteinschätzung
„Nach der kleinen Belebung im Vormonat zeigt der Arbeitsmarkt im Ennepe-Ruhr-Kreis aktuell eine schwache Entwicklung für die Jahreszeit. Da die Arbeitslosigkeit bis Ende April im Vergleich zum Jahresanfang kaum zurückgegangen ist, müssen wir unsere Erwartungen an eine Frühjahrsbelebung zurückschrauben“, so Heck weiter. Die gesamtwirtschaftliche Lage, die auch in sehr verhaltenen Konjunkturprognosen zum Ausdruck kommt, sei auch im Kreis spürbar: „Wir liegen damit im landesweiten Trend und stellen fest, dass sich die saisontypische Dynamik in diesem Jahr der konjunkturellen Logik unterordnet. So wird die weitere Entwicklung entscheidend davon abhängen, wie robust sich der Arbeitsmarkt gegenüber steigenden Preisen, geopolitischen Krisen und anhaltenden Fluchtbewegungen behaupten kann. In dieser Situation gilt es für die Unternehmen vorausschauend zu agieren, das heißt die vorhandenen Potentiale der Menschen zu heben, sie einzustellen und zu qualifizieren. Eine Kraftanstrengung, die nur gemeinsam gelingt.“