Auf dem Arbeitsmarkt im Ennepe-Ruhr-Kreis war von der kleinen Belebung aus dem Vormonat im Juni nichts mehr zu sehen. Die Zahl der Arbeitslosen stieg um 48 oder 0,4 Prozent auf jetzt 12.249. Die Arbeitslosenquote blieb mit 7,0 Prozent unverändert. Vor genau einem Jahr waren es 371 Arbeitslose weniger, die Quote lautete damals 6,8 Prozent.
„Leider hat die leichte frühsommerliche Belebung auf dem Arbeitsmarkt im Kreis im Juni nicht angehalten. Die Dynamik lässt nach. Das ist zwar vor der Hauptferienzeit normal, in diesem Jahr aber sehr früh. Insbesondere die Abgänge in Arbeit sind rückläufig. Die Aufnahmefähigkeit des heimischen Arbeitsmarktes geht zurück, die nächsten Monate werden ferienbedingt schwach“, so Katja Heck, Chefin der Agentur für Arbeit Hagen. „Einige junge Ausbildungsabsolventen kommen derzeit bereits auf den Arbeitsmarkt. Gleichzeitig hat die Kräftenachfrage der Unternehmen in Erwartung der Sommerferien merklich nachgelassen. Die angezeigte Kurzarbeit ist erfreulicherweise weiterhin gering. Keine guten Nachrichten gibt es von der Beschäftigungsseite. Nach den aktuell verfügbaren Daten gibt es im Ennepe-Ruhr-Kreis fast 110.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, 2.700 weniger als ein Jahr zuvor.“
Die beiden Rechtskreise entwickelten sich im Juni gegensätzlich. 3.741 Arbeitslose waren Kunden der Arbeitsagentur (87 oder 2,4 Prozent mehr als im Vormonat), 8.508 wurden durch das Jobcenter EN betreut (39 oder 0,5 Prozent weniger). Die Tendenzen für die Zielgruppen waren ebenfalls uneinheitlich. Bei den jüngeren Arbeitslosen unter 25 Jahren war es ein Anstieg um 28 oder 2,6 Prozent auf 1.119. Bei den Älteren über 50 Jahren war es ein Plus von 25 oder 0,6 Prozent auf 4.174. Die Arbeitslosigkeit von Ausländern verringerte sich leicht um acht oder 0,2 Prozent auf 4.588. Die Zahl der arbeitslosen Menschen mit Schwerbehinderung nahm hingegen um elf oder 1,2 Prozent auf 913 zu.
Die wichtige Zahl der Langzeitarbeitslosen reduzierte sich um 29 oder 0,5 Prozent auf 5.293. Damit waren es zur Jahresmitte 429 oder 8,8 Prozent mehr als vor genau einem Jahr, womit der ungünstige Vorjahresvergleich nochmals etwas kleiner geworden ist.
Gemeldete Kräftenachfrage weiter schwach
Die ohnehin niedrige Arbeitskräftenachfrage schwächelte im Juni weiter. Unternehmen aus dem Kreis meldeten nur 259 offene Stellen, 76 (22,7 Prozent) weniger als im Mai, gleichzeitig aber drei oder 1,2 Prozent mehr als im Vorjahresmonat.
Die größte Kräftenachfrage hatten Personaldienstleister (86 Stellen, nach 99 im Vormonat), das verarbeitende Gewerbe (41) und der Handel (29), gefolgt von freiberuflichen Arbeitgebern (Rechtsanwälte, Steuerberater etc., 23 Stellen für Assistenzkräfte). Es folgten das Gesundheits- und Sozialwesen (21), die öffentliche Verwaltung (16) und das Baugewerbe (14). Der Bereich Erziehung und Unterricht meldete acht Vakanzen, die Logistik sechs und das Gastgewerbe fünf.
Die Zahl der insgesamt bei der Arbeitsagentur zur Besetzung gemeldeten Stellen sank um 20 oder 1,0 Prozent auf 1.889, in Relation zum Vorjahresmonat um 29 oder 1,5 Prozent. Aktuell sind 61,5 Prozent aller Arbeitsstellen für Fachkräfte auf dem Niveau der dualen Ausbildung gemeldet, für Helfer hingegen nur 22,8 Prozent.
Kurzarbeit und tatsächliche Inanspruchnahme
Im Juni gab es im Ennepe-Ruhr-Kreis nur sieben neue Anzeigen von Kurzarbeit für 176 potentiell betroffene Arbeitnehmer. Während der Pandemie gab es damit im Kreis über 4.700 Anzeigen aus nahezu allen Branchen für rund 60.000 potentiell betroffene Arbeitnehmer. Im gesamten Bezirk, also inklusive der Stadt Hagen, waren es 7.700 Anzeigen für nahezu 100.000 Personen. Für Januar liegen inzwischen Daten zur effektiven Inanspruchnahme für den Kreis vor. Danach wurde Kurzarbeitergeld nur an 45 Betriebe für 1.000 Arbeitnehmer tatsächlich ausgezahlt, weitaus weniger als in der Pandemie.
Lokale Besonderheiten
Die Arbeitslosigkeit entwickelte sich innerhalb des Kreises recht unterschiedlich. Sinkende Arbeitslosenzahlen hatten Breckerfeld (- 1 auf 231), Wetter (- 10 auf 836) und Gevelsberg (- 30 auf 1.066). Herdecke blieb mit 675 Arbeitslosen unverändert. Anstiege verzeichneten Sprockhövel (+ 6 auf 489), Schwelm (+ 9 auf 1.513), Hattingen (+ 11 auf 1.769), Ennepetal (+ 25 auf 1.155) und Witten (+ 38 auf 4.515).
Gesamteinschätzung
„Der Arbeitsmarkt im Ennepe-Ruhr-Kreis geht früh in die „Sommerpause“, die Entwicklung bleibt schwächer als im langjährigen Durchschnitt. Die Belebung dürfte vorerst beendet sein. Der ungünstige Vorjahresvergleich bei den Arbeitslosen ist wenigstens leicht gesunken, während die Kräftenachfrage schwächelt. Das ist zwar in den Sommermonaten regelmäßig der Fall, da diese häufig für Betriebsferien genutzt und Neueinstellungen in den frühen Herbst verschoben werden, in diesem Jahr wird dieser Effekt jedoch durch die eingetrübten Konjunkturaussichten verschärft“, so Katja Heck weiter. „Deutlich bessere Chancen bietet der Ausbildungsmarkt für die Jüngeren, denn aktuell gibt es im Bezirk noch über 1.600 unbesetzte Ausbildungsstellen. Qualifizierte Ausbildung ist immer noch das beste Mittel gegen Arbeitslosigkeit – und gegen den Fachkräftemangel.“