Die Arbeitsmarktentwicklung im Juli 2024 im Ennepe-Ruhr-Kreis

Arbeitsmarkt im Zeichen der Sommerpause Viele Ausbildungsabsolventen und Betriebsferien

31.07.2024 | Presseinfo Nr. 47

Auf dem Arbeitsmarkt im Ennepe-Ruhr-Kreis machte sich die Hauptferienzeit im Juli deutlich bemerkbar. Die Zahl der Arbeitslosen stieg um 367 oder 3,0 Prozent auf jetzt 12.616. Die Arbeitslosenquote kletterte um 0,2 Punkte auf 7,2 Prozent. Vor genau einem Jahr waren es 327 Arbeitslose weniger, die Quote zeigte damals 7,1 Prozent. 

„Die aktuelle Arbeitsmarktentwicklung zeigt zunächst das typische Bild im Ferienmonat Juli. Bemerkenswert ist aber die große Dynamik am Arbeitsmarkt. Sie steht im Kontrast zu den vergangenen Monaten mit eher schwacher Bewegung“, so Dr. Christiane Wirth Forsberg, Geschäftsführerin Operativ der Agentur für Arbeit Hagen. „Weiterhin kommen einige Ausbildungsabsolventen auf den Arbeitsmarkt. Diese Jüngeren werden nach der Sommerpause besonders profitieren, denn der Markt sucht ausgebildete Fachkräfte. Überhaupt hat die aktuelle Kräftenachfrage zuletzt vor den Ferien überrascht. Für den August ist meine Einschätzung wegen der Urlaubszeit aber eher noch verhalten.“ 

Die beiden Rechtskreise entwickelten sich im Juli ähnlich. 3.892 Arbeitslose waren Kunden der Arbeitsagentur (151 oder 4,0 Prozent mehr als im Vormonat), 8.724 wurden durch das Jobcenter EN betreut (216 oder 2,5 Prozent mehr). Die Tendenzen für die Zielgruppen waren ebenfalls tendenziell einheitlich. Bei den jüngeren Arbeitslosen unter 25 Jahren war es ein erwarteter Anstieg um 60 oder 5,4 Prozent auf 1.179. Die Älteren über 50 Jahren hatten ein Plus von 108 oder 2,6 Prozent auf 4.282. Die Arbeitslosigkeit von Ausländern nahm um 157 oder 3,4 Prozent auf 4.745 zu. Die Zahl der arbeitslosen Menschen mit Schwerbehinderung stieg um 25 oder 2,7 Prozent auf 938. 
Die bedeutsame Zahl der Langzeitarbeitslosen erhöhte sich um 93 oder 1,8 Prozent auf 5.386. Damit waren es Ende Juli 383 oder 7,7 Prozent mehr als vor genau einem Jahr, womit der ungünstige Vorjahresvergleich weiter abgenommen hat.

Gemeldete Kräftenachfrage leicht belebt 
Bei der gemeldeten Kräftenachfrage überrascht nach schwachen Monaten eine kleine Belebung noch vor den Betriebsferien, insbesondere im gewerblichen Bereich, vielfach bereits für die Zeit nach der Sommerpause. Unternehmen aus dem Kreis meldeten 288 offene Stellen, 29 (11,2 Prozent) mehr als im Juni, gleichzeitig aber 99 oder 52,4 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. 
Die größte Kräftenachfrage hatten Personaldienstleister (102 Stellen, nach 86 im Vormonat) und freiberufliche Arbeitgeber (Rechtsanwälte, Steuerberater etc., 43 Stellen für Assistenzkräfte), gefolgt vom verarbeitenden Gewerbe (35), dem Baugewerbe (24), dem Handel (22) und dem Gesundheits- und Sozialwesen (21). Die öffentliche Verwaltung meldete 15 Vakanzen und das Gastgewerbe sieben. 
Die Zahl der insgesamt bei der Arbeitsagentur zur Besetzung gemeldeten Stellen stieg um 47 oder 2,5 Prozent auf 1.936, in Relation zum Vorjahresmonat um 30 oder 1,6 Prozent. Aktuell sind 60,1 Prozent aller Arbeitsstellen für Fachkräfte auf dem Niveau der dualen Ausbildung gemeldet, für Helfer hingegen nur 24,9 Prozent. 

Kurzarbeit und tatsächliche Inanspruchnahme 
Im Juli gab es im Ennepe-Ruhr-Kreis 30 neue Anzeigen von Kurzarbeit für 833 potentiell betroffene Arbeitnehmer. Während der Pandemie gab es im Kreis über 4.700 Anzeigen aus nahezu allen Branchen für rund 60.000 potentiell betroffene Arbeitnehmer. Im gesamten Bezirk, also inklusive der Stadt Hagen, waren es 7.700 Anzeigen für nahezu 100.000 Personen. Für Februar liegen inzwischen Daten zur effektiven Inanspruchnahme für den Kreis vor. Danach wurde Kurzarbeitergeld nur an 48 Betriebe für 1.076 Arbeitnehmer tatsächlich ausgezahlt, weitaus weniger als in der Pandemie. 

Lokale Besonderheiten
Die Arbeitslosigkeit entwickelte sich innerhalb des Kreises einheitlich steigend, aber unterschiedlich ausgeprägt. Die kleinsten Anstiege hatten Hattingen (+ 6 auf 1.775 Arbeitslose), Breckerfeld (+ 14 auf 245), Ennepetal (+ 19 auf 1.174), Sprockhövel (+ 24 auf 513) und Schwelm (+ 26 auf 1.539). Größere Zuwächse gab es in Herdecke (+ 37 auf 712), Gevelsberg (+ 40 auf 1.106), Wetter (+ 51 auf 887) und Witten (+ 150 auf 4.665).

Gesamteinschätzung 
„Sommerdelle mit ungewöhnlichen Details – so könnte man die aktuelle Entwicklung am heimischen Arbeitsmarkt etwas salopp bezeichnen. Steigende Arbeitslosigkeit, mehr Bewegung und eine kurzfristig leicht belebte Kräftenachfrage, obwohl die Sommermonate häufig für Betriebsferien genutzt und Neueinstellungen in den frühen Herbst verschoben werden. Dazu noch eine erfreulich niedrige angezeigte Kurzarbeit“, so Wirth Forsberg weiter. „Absolut saisontypisch ist aber der Effekt, dass viele junge Menschen ihre Ausbildung beenden und dann übergangsweise in der Statistik auftauchen, sofern sie keinen Anschlussarbeitsvertrag haben. Wir werden Lösungen für sie finden“. Die Agentur für Arbeit setze im Übrigen immer mehr auf ihre digitalen Dienstleistungen: „Heute kann man ohne Weiteres im Urlaub am Strand unsere eServices aufrufen und nahezu unser gesamtes Dienstleistungsangebot bequem digital nutzen.“