Der Arbeitsmarkt im Ennepe-Ruhr-Kreis steckte im August noch weitgehend in der Sommerpause. Die Zahl der Arbeitslosen stieg um 55 oder 0,4 Prozent auf jetzt 12.671. Die Arbeitslosenquote blieb mit 7,2 Prozent unverändert. Vor einem Jahr waren es fast 400 Arbeitslose weniger, die Quote lautete damals 7,1 Prozent.
„Wie erwartet hat die Arbeitsmarktentwicklung im August aufgrund der Ferienzeit keine neuen Impulse gezeigt, auch wenn es erneut viele Neumeldungen und Abgänge gab. Trotz insgesamt leicht steigender Arbeitslosigkeit ist die Zahl der Jüngeren unter 25 wieder deutlich zurückgegangen“, so Dr. Christiane Wirth Forsberg, Geschäftsführerin Operativ der Agentur für Arbeit Hagen. „Die Kräftenachfrage war für einen Ferienmonat recht gut. Für den September bin ich optimistisch und rechne mit einer beginnenden saisonalen Belebung.“
Die beiden Rechtskreise entwickelten sich im August tendenziell unterschiedlich. 3.960 Arbeitslose waren Kunden der Arbeitsagentur (68 oder 1,7 Prozent mehr als im Vormonat), 8.711 wurden durch das Jobcenter EN betreut (13 oder 0,1 Prozent weniger). Die Tendenzen für die Zielgruppen waren ebenfalls uneinheitlich. Bei den jüngeren Arbeitslosen unter 25 Jahren war es ein spürbarer Rückgang um 47 oder 4,0 Prozent auf 1.132, bei den Älteren über 50 Jahren dagegen nur um zwei oder 0,05 Prozent auf 4.280. Die Arbeitslosigkeit von Ausländern nahm um 86 oder 1,8 Prozent auf 4.831 zu. Die Zahl der arbeitslosen Menschen mit Schwerbehinderung stieg leicht um sieben oder 0,7 Prozent auf 945. Die bedeutsame Zahl der Langzeitarbeitslosen erhöhte sich um 16 oder 0,3 Prozent auf 5.402. Ende August waren es damit 329 oder 6,5 Prozent mehr als vor einem Jahr, womit der ungünstige Vorjahresvergleich sich nochmals verkleinert hat.
Gemeldete Kräftenachfrage auf Vormonatsniveau
Die Arbeitskräftenachfrage verharrte auf dem etwas belebten Niveau vom Juli, war für einen Ferienmonat aber relativ gut. Unternehmen aus dem Kreis meldeten 287 offene Stellen, nur eine (0,3 Prozent) weniger als im Juli, gleichzeitig 13 oder 4,3 Prozent weniger als im Vorjahresmonat.
Die größte Kräftenachfrage hatten Personaldienstleister (112 Stellen, nach 102 im Vormonat) und freiberufliche Arbeitgeber (Rechtsanwälte, Steuerberater etc., 45 Stellen für Assistenzkräfte) sowie das verarbeitende Gewerbe (35). Es folgten das Gesundheitsund Sozialwesen (15), der Handel (15), das Baugewerbe (13), der Bereich Recycling (11) und die Logistik (9). Die öffentliche Verwaltung meldete nur vier Vakanzen, das Gastgewerbe nur drei.
Die Zahl der insgesamt bei der Arbeitsagentur zur Besetzung gemeldeten Stellen sank um 50 oder 2,6 Prozent auf 1.886, in Relation zum Vorjahresmonat um 46 oder 2,4 Prozent. Aktuell sind 61,7 Prozent aller Arbeitsstellen für Fachkräfte auf dem Niveau der dualen Ausbildung gemeldet, für Helfer hingegen nur 22,4 Prozent.
Kurzarbeit und tatsächliche Inanspruchnahme
Im August gab es im Ennepe-Ruhr-Kreis nur 16 neue Anzeigen von Kurzarbeit für 276 potentiell betroffene Arbeitnehmer. Während der Pandemie gab es im Kreis über 4.700 Anzeigen aus nahezu allen Branchen für rund 60.000 potentiell betroffene Arbeitnehmer. Im gesamten Bezirk, also inklusive der Stadt Hagen, waren es damals 7.700 Anzeigen für nahezu 100.000 Personen. Für März liegen inzwischen Daten zur effektiven Inanspruchnahme für den Kreis vor. Danach wurde Kurzarbeitergeld nur an 48 Betriebe für 1.173 Arbeitnehmer tatsächlich ausgezahlt, weitaus weniger als in der Pandemie.
Lokale Besonderheiten
Die Arbeitslosigkeit entwickelte sich innerhalb des Kreises unterschiedlich. Anstiege hatten Breckerfeld (+ 7 auf 252 Arbeitslose), Gevelsberg (+ 8 auf 1.114), Sprockhövel (+ 11 auf 524), Hattingen (+ 18 auf 1.793), Witten (+ 19 auf 4.684) und Ennepetal (+ 26 auf 1.200). Sinkende Zahlen gab es dagegen in Schwelm (- 2 auf 1.537), Herdecke (- 12 auf 700) und Wetter (- 20 auf 867).
Gesamteinschätzung
„Die Sommerpause hat sich im August weitgehend fortgesetzt. Relativ hohe Dynamik, eine nur noch leicht gestiegene Arbeitslosigkeit und die Tatsache, dass die angezeigte Kurzarbeit weiterhin sehr gering ist, sind die positiven Aspekte“, so Wirth Forsberg weiter. „Gleichzeitig haben wir noch fast 600 unbesetzte Ausbildungsstellen im Kreis, aber nur noch gut 300 unversorgte Bewerberinnen und Bewerber. Viele Jugendliche und ihre Eltern denken, sie müssten unbedingt erst den Schulabschluss haben, doch was die meisten nicht wissen: Es ist möglich, Ausbildung und Schulabschluss gleichzeitig zu machen. Sogar die Fachhochschulreife geht per Doppelqualifizierung. Wir stehen gerne beratend zur Seite!“