Die deutliche Belebung des Vormonats hat auf dem Arbeitsmarkt in Hagen im Oktober nicht angehalten. Die Zahl der Arbeitslosen stieg um 30 oder 0,2 Prozent auf 12.329, die Arbeitslosenquote blieb bei 12,0 Prozent. Vor einem Jahr waren es gut 700 Arbeitslose weniger, die Quote lautete damals 11,3 Prozent.
„Nach einem sehr guten September folgte nunmehr Ernüchterung. Der jahreszeitliche Effekt der Herbstbelebung scheint nur von kurzer Dauer gewesen zu sein. In den vergangenen Jahren sah die Entwicklung im Oktober meistens deutlich besser aus. Die Situation ist eben ein Spiegelbild der besorgten Stimmung in der heimischen Wirtschaft“, so Katja Heck, Chefin der Agentur für Arbeit Hagen. Auch die Aussichten für die nächsten Monate schätzt sie nicht optimistisch ein: „Unabhängig von der bevorstehenden kalten Jahreszeit werden die schwierigen Rahmenbedingungen den Arbeitsmarkt zweifellos zusätzlich belasten.“
Die Rechtskreise entwickelten sich im Berichtsmonat unterschiedlich. 3.008 Arbeitslose waren Kunden der Arbeitsagentur (26 oder 0,9 Prozent weniger als im Vormonat), 9.321 wurden durch das Jobcenter Hagen betreut (56 oder 0,6 Prozent mehr). Die Zielgruppen zeigten ebenfalls unterschiedliche Tendenzen, aber insgesamt nur geringe Veränderungen. Bei den jüngeren Arbeitslosen unter 25 Jahren gab es einen Rückgang um sechs oder 0,6 Prozent auf 1.060. Die Ausländerarbeitslosigkeit sank ebenso um sechs oder 0,1 Prozent auf 5.966. Bei den Älteren über 50 Jahren ergab sich ein Anstieg um elf oder 0,3 Prozent auf 4.100. Nur äußerst geringe Anstiege hatten arbeitslose Menschen mit Behinderung, die um zwei oder 0,2 Prozent auf 856 zunahmen, und Langzeitarbeitslose, bei denen es ein kleines Plus von vier oder 0,2 Prozent auf 5.284 war.
Gemeldete Kräftenachfrage deutlich rückläufig
Nach dem ausgesprochen erfreulichen Vormonat fiel die Kräftenachfrage wieder deutlich ab. Offensichtlich wurde im September bereits einiges an Kräftebedarf vorweggenommen. Hagener Unternehmen meldeten im Oktober nur 225 offene Stellen, 268 oder über die Hälfte weniger (54,4 Prozent) als noch im September, gleichzeitig neun oder 3,8 Prozent weniger als vor einem Jahr.
Die größte Kräftenachfrage meldeten Personaldienstleister (55 Stellen, nach 238 im Vormonat), das verarbeitende Gewerbe (48), freiberufliche Arbeitgeber (Rechtsanwälte, Steuerberater etc., 38 Stellen für Assistenzkräfte) und der Handel (33). Die öffentliche Verwaltung meldete 17 Stellen, das Gesundheits- und Sozialwesen 16.
Die Zahl der insgesamt bei der Arbeitsagentur zur Besetzung gemeldeten Stellen sank um neun oder 0,5 Prozent auf 1.782, in Relation zum Vorjahresmonat um 14 oder 0,8 Prozent. Aktuell sind 58,5 Prozent aller Arbeitsstellen für Fachkräfte auf dem Niveau der dualen Ausbildung gemeldet, für Helfer hingegen nur 21,1 Prozent.
Kurzarbeit und tatsächliche Inanspruchnahme
Im Oktober gab es in Hagen nur vier neue Anzeigen von Kurzarbeit für 92 potentiell betroffene Arbeitnehmer. Während der Pandemie waren es in der Volmestadt rund 3.000 Anzeigen aus nahezu allen Branchen für rund 50.000 potentielle Kurzarbeiter. Im gesamten Bezirk, also inklusive Ennepe-Ruhr-Kreis, waren es damals 7.700 Anzeigen für rund 100.000 Personen. Für Mai liegen inzwischen Informationen zur effektiven Inanspruchnahme für die Stadt Hagen vor. Danach wurde Kurzarbeitergeld an 34 Betriebe für 835 Arbeitnehmer tatsächlich ausgezahlt, weitaus weniger als in der Pandemie.
Gesamteinschätzung
„Die Herbstbelebung war nur kurz. Die ungünstigen konjunkturellen Rahmenbedingungen und die daraus resultierenden negativen Geschäftserwartungen schlagen bereits wieder durch. Mit Sorge beobachte ich die Entwicklung in der Automobilindustrie mit den Auswirkungen auf die in unserer Region stark vertretene Zulieferindustrie“, so Heck weiter. Sie appelliert an die Unternehmen, frühzeitig Ausgleichsmaßnahmen zu ergreifen, umfassend geförderte Qualifizierungsmaßnahmen zu nutzen, um aus Helfern Fachkräfte zu machen oder die Kenntnisse der Mitarbeiter an den Fortschritt anzupassen. „Die Krise wird vorbeigehen, aber der Bedarf an fachlicher Qualifikation wird bleiben – und weiter zunehmen. Persönliches und betriebliches Engagement in diese Richtung bedeutet Erfolg in der Zukunft!“ Wenn nötig, sollten Unternehmen sich frühzeitig über Kurzarbeit informieren, um ihr Personal zu erhalten. Noch sind die Arbeitszeitausfälle gering.