Die Belebung des Vormonats hat auf dem Arbeitsmarkt im Ennepe-Ruhr-Kreis im Oktober nicht angehalten. Die Zahl der Arbeitslosen stieg um 47 oder 0,4 Prozent auf jetzt 12.505, die Arbeitslosenquote blieb bei 7,1 Prozent. Vor einem Jahr waren es 370 Arbeitslose weniger, die Quote lautete 7,0 Prozent.
„Nach einem guten September folgte nunmehr Ernüchterung. Der jahreszeitliche Effekt der Herbstbelebung scheint nur von kurzer Dauer gewesen zu sein. In den vergangenen Jahren sah die Entwicklung im Oktober meistens deutlich besser aus. Die Situation ist eben ein Spiegelbild der besorgten Stimmung in der heimischen Wirtschaft“, so Katja Heck, Chefin der Agentur für Arbeit Hagen. Auch die Aussichten für die nächsten Monate schätzt sie nicht optimistisch ein: „Unabhängig von der bevorstehenden kalten Jahreszeit werden die schwierigen Rahmenbedingungen den Arbeitsmarkt zweifellos zusätzlich belasten.“
Die beiden Rechtskreise entwickelten sich im Oktober unterschiedlich. 3.784 Arbeitslose waren Kunden der Arbeitsagentur (37 oder 1,0 Prozent weniger als im Vormonat), 8.721 wurden durch das Jobcenter EN betreut (84 oder 1,0 Prozent mehr). Die Tendenzen für die Zielgruppen waren ebenfalls sehr uneinheitlich. Bei den jüngeren Arbeitslosen unter 25 Jahren gab es einen Anstieg um 143 oder 13,3 Prozent auf 1.222, bei den Älteren über 50 Jahren hingegen einen Rückgang um 35 oder 0,8 Prozent auf 4.208. Die Arbeitslosigkeit von Ausländern nahm um 83 oder 1,8 Prozent auf 4.811 zu. Die Zahl der arbeitslosen Menschen mit Schwerbehinderung stieg erneut gering um 14 oder 1,5 Prozent auf 962. Die wichtige Zahl der Langzeitarbeitslosen verringerte sich hingegen um 107 oder 2,0 Prozent auf 5.215. Ende Oktober waren es damit 48 oder 0,9 Prozent mehr als vor einem Jahr, womit sich der ungünstige Vorjahresvergleich erneut stark verringert hat.
Gemeldete Kräftenachfrage leicht rückläufig
Bei der Arbeitskräftenachfrage gab es nach der kleinen Steigerung im Vormonat aktuell wieder einen Rückgang. Unternehmen aus dem Kreis meldeten 219 offene Stellen, 19 oder 6,1 Prozent weniger als im September, gleichzeitig aber 92 oder 46,2 Prozent mehr als im Vorjahresmonat.
Den größten Kräftebedarf hatten Personaldienstleister (61 Stellen, nach 78 im Vormonat) und freiberufliche Arbeitgeber (Rechtsanwälte, Steuerberater etc., 58 Stellen für Assistenzkräfte) sowie das verarbeitende Gewerbe (56). Es folgten das Gesundheitsund Sozialwesen (28), der Handel (25), die öffentliche Verwaltung (22) und das Baugewerbe (21). Das Gastgewerbe hatte nur sechs Vakanzen.
Die Zahl der insgesamt bei der Arbeitsagentur zur Besetzung gemeldeten Stellen stieg um 86 oder 4,4 Prozent auf 2.019 und in Relation zum Vorjahresmonat um 47 oder 2,4 Prozent.
Aktuell sind 61,9 Prozent aller Arbeitsstellen für Fachkräfte auf dem Niveau der dualen Ausbildung gemeldet, für Helfer hingegen nur 20,6 Prozent.
Kurzarbeit und tatsächliche Inanspruchnahme
Im Oktober gab es im Ennepe-Ruhr-Kreis nur 14 neue Anzeigen von Kurzarbeit für 99 potentiell betroffene Arbeitnehmer. Während der Pandemie gab es im Kreis über 4.700 Anzeigen aus nahezu allen Branchen für rund 60.000 potentiell betroffene Arbeitnehmer. Im gesamten Bezirk, also inklusive der Stadt Hagen, waren es damals 7.700 Anzeigen für nahezu 100.000 Personen. Für Mai liegen inzwischen Daten zur effektiven Inanspruchnahme für den Kreis vor. Danach wurde Kurzarbeitergeld an 44 Betriebe für 1.234 Arbeitnehmer tatsächlich ausgezahlt, weitaus weniger als in der Pandemie.
Lokale Besonderheiten
Die Arbeitslosigkeit entwickelte sich auch im Oktober regional unterschiedlich. In Breckerfeld (+ 4 auf 257 Arbeitslose) und Witten (+ 2 auf 4.553) änderte sich im Ergebnis zum Monatsende nahezu nichts. Nur in Herdecke (+ 9 auf 672), Wetter (+ 13 auf 864), Schwelm (+ 43 auf 1.557) und Hattingen (+ 51 auf 1.837) gab es nennenswerte Anstiege. Rückläufige Arbeitslosenzahlen hatten dagegen Sprockhövel (- 6 auf 519), Gevelsberg (- 13 auf 1.088) und Ennepetal (- 56 auf 1.158).
Gesamteinschätzung
„Die Herbstbelebung war nur kurz. Die ungünstigen konjunkturellen Rahmenbedingungen und die daraus resultierenden negativen Geschäftserwartungen schlagen bereits wieder durch. Mit Sorge beobachte ich die Entwicklung in der Automobilindustrie mit den Auswirkungen auf die in unserer Region stark vertretene Zulieferindustrie“, so Heck weiter. Sie appelliert an die Unternehmen, frühzeitig Ausgleichsmaßnahmen zu ergreifen, umfassend geförderte Qualifizierungsmaßnahmen zu nutzen, um aus Helfern Fachkräfte zu machen oder die Kenntnisse der Mitarbeiter an den Fortschritt anzupassen. „Die Krise wird vorbeigehen, aber der Bedarf an fachlicher Qualifikation wird bleiben – und weiter zunehmen. Persönliches und betriebliches Engagement in diese Richtung bedeutet Erfolg in der Zukunft!“ Wenn nötig, sollten Unternehmen sich frühzeitig über Kurzarbeit informieren, um ihr Personal zu erhalten. Noch sind die Arbeitszeitausfälle gering.