Zum Ende des Ausbildungsjahres 2023/24 zieht die Arbeitsagentur Hagen Bilanz für die Stadt Hagen. Der Trend zum Bewerbermarkt hat im Gegensatz zu den Vorjahren leicht nachgelassen. Trotzdem besteht weiterhin nicht genug Bereitschaft bei den Jugendlichen – obwohl sie gute Chancen haben.
„Das Ausbildungsinteresse von Jugendlichen hat sich auf niedrigem Niveau stabilisiert. Die duale Ausbildung wird nach wie vor trotz des vielfältigen Angebots häufig nicht als attraktiv genug angesehen“, so Katja Heck, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Hagen. „Die Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen in Hagen ist leicht zurückgegangen, sie meldeten etwas weniger Ausbildungsstellen als in den Vorjahren, aber immer noch mehr als vor der Pandemie. Viele Betriebe suchen händeringend Nachwuchskräfte, andere sind wegen der unsicheren konjunkturellen Rahmenbedingungen zurückhaltender. Im Ergebnis ist die Entwicklung vom Stellenund hin zum Bewerbermarkt in Hagen leicht zurückgegangen. Insgesamt bleibt der Ausbildungsmarkt im Ungleichgewicht“, zieht die Ausbildungsmarktexpertin Bilanz. „Mehr Jugendliche sollten die ausgesprochen guten Chancen nutzen und sich nicht voreilig gegen eine qualifizierte Berufsausbildung entschieden.“
In diesem Ausbildungsjahr wurden 1.557 Ausbildungsstellen von den Unternehmen in Hagen angeboten, 31 oder 2,0 Prozent weniger als im Vorjahr. Dabei sah es im übrigen Bezirk noch ungünstiger aus: Im Ennepe-Ruhr-Kreis gab es einen Rückgang um 361 oder 15,0 Prozent auf 2.046 Stellen, allerdings in Relation zu einem sehr guten Vorjahr.
In Hagen nahmen bis zum Ende des Beratungsjahres 1.675 Bewerber die Berufsberatung in Anspruch und suchten eine Ausbildungsstelle. Damit sank ihre Zahl im Vergleich zu 2023 um elf (- 0,7 Prozent), im EN-Kreis dagegen stieg sie um 70 oder 3,4 Prozent auf 2.117. „An Demografie und Schulabgängerzahlen liegt es in der Volmestadt nicht, denn diese sind aktuell stabil. Vielmehr sehen wir bei den Schülerinnen und Schülern anhaltend niedriges Interesse an betrieblicher Ausbildung, insbesondere im Vergleich zu der Zeit vor der Pandemie. Im Jahr 2019 hatten wir 500 Bewerberinnen und Bewerber mehr“, so Heck weiter. „Die Bemühungen aller Partner am Ausbildungsmarkt mit vielen zusätzlichen Formaten und Projekten der beruflichen Orientierung haben das frühere Interesse der Jugendlichen nicht wiederherstellen können. Der Markt verändert sich weiter. Schon wegen der hohen Zahl an unbesetzten Ausbildungsstellen muss die Orientierung in Richtung duale Ausbildung gehen, nicht in Ersatzmaßnahmen an den Berufskollegs.“
Der Großteil der jungen Menschen, die an Ausbildung interessiert sind, verfügen über einen qualifizierten Schulabschluss. Rund 19,8 Prozent haben einen Hauptschulabschluss, 35,3 Prozent verfügen über den Realschulabschluss und 36,7 Prozent über Fachhochschul- oder Hochschulreife.
Die Zahl der jungen Menschen, die bislang noch keinen passenden Ausbildungsbetrieb gefunden haben, ist in der Volmestadt mit genau 240 um 73 oder 43,7 Prozent wesentlich höher als im Vorjahr. Zwei Drittel von ihnen verfügen mindestens über den mittleren Abschluss.
„223 unbesetzte Stellen und gleichzeitig 240 unversorgte Bewerber zum Ende des Ausbildungsjahres sind überwiegend auf wachsende Passungsprobleme zurückzuführen. Angebot und Nachfrage sind nicht deckungsgleich. Und im Laufe des Jahres geht viel Bewerberpotential verloren oder kann gar nicht erst erreicht werden“, so Katja Heck weiter. „Wir müssen die Attraktivität der dualen Ausbildung weiter steigern und all die Vorzüge herausstellen, die mit den Werten der heutigen Generation korrespondieren. Sei es die Mitgestaltung unserer Umwelt im Hinblick auf Emissionsabbau und den Einsatz neuer Technologien in grünen Berufen, die Nutzung von KI und smarten Systemen in Logistik und Büro oder die erfüllende Arbeit mit hilfsbedürftigen Menschen in der Pflege oder Erziehung – überall gibt es Argumente dafür, warum sich eine Ausbildung an den wichtigen Fragen der Gegenwart orientiert und diese mitgestaltet. Hinzu kommt, dass die Gehaltsaussichten von gesuchten Fachkräften immer mehr denen von Akademikern gleichen. All das müssen wir da transparent machen, wo Jugendliche für diese Botschaften empfänglich sind, sei es auf Social Media, bei angesagten Veranstaltungen und natürlich in der individuellen Beratung.“
Aktuell sind mit 223 mehr als doppelt so viele Ausbildungsstellen in Hagen unbesetzt wie vor einem Jahr. „Dabei ist noch ein großes Berufsspektrum vorhanden. Die Schwerpunkte sind im Handel, bei Freiberuflern, im Gesundheitswesen, im verarbeitenden Gewerbe und im Baugewerbe. Noch ist es nicht zu spät für den Ausbildungsbeginn – der Einstieg ist bis Anfang 2025 in vielen Fällen ohne Weiteres möglich“, erläutert Heck. „Um diese und die noch unversorgten Bewerberinnen und Bewerber zusammenzubringen, werden die Vermittlungsaktivitäten bis mindestens Ende des Jahres fortgesetzt. Außerdem melden sich in den nächsten Wochen erfahrungsgemäß noch junge Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen (wieder) auf der Suche nach einer Ausbildung sind. Auch Betriebe melden Ausbildungsstellen, die frei geworden sind. Allen interessierten Jugendlichen bieten wir in der Beratung individuelle Lösungen!“
Jugendliche in Hagen, die sich beruflich orientieren möchten, können sich jederzeit bei der Berufsberatung kostenfrei melden unter: 0800 / 4 5555 00. Auch online können Termine gebucht werden. Videoberatung ist ebenso möglich.
Wichtige Informationen bietet auch die Homepage der Jugendberufsagentur Hagen: www.jba-hagen.de
Arbeitgeber können jederzeit freie Arbeits- und Ausbildungsplätze kostenfrei melden unter: 0800 / 4 5555 20. Hier können sie auch Beratung zu Förderleistungen erhalten.