Unerwartet früh ging die Arbeitslosigkeit im Ennepe-Ruhr-Kreis bereits im Februar zurück. Die Zahl der Arbeitslosen sank um 62 oder 0,5 Prozent auf jetzt 12.418, die Arbeitslosenquote um 0,1 Punkte auf 7,1 Prozent. Vor einem Jahr waren es 132 Arbeitslose weniger, die Quote lautete ebenso 7,1 Prozent.
„Die aktuelle saisonale Entwicklung ist besser als erwartet. Der heimische Arbeitsmarkt ist weiterhin stabil und profitiert von dem milden Winter“, so Katja Heck, Chefin der Agentur für Arbeit Hagen. „Der Konjunkturindikator Kurzarbeit zeigt nach wie vor keine negativen Anzeichen. Die Kräftenachfrage zieht deutlich an, schon sind 1.900 Stellen im Kreis gemeldet, davon aber fast 75 Prozent nur für Bewerberinnen und Bewerber mit mindestens Fachkräfteniveau. Da wir diese aber nicht haben, kommt die Initiative ´Job-Turbo´ zum Tragen. Dabei vermitteln wir geflüchtete Menschen, die zwar in der Regel qualifiziert sind, aber die Sprache noch weitgehend während der Beschäftigung lernen müssen. Für viele Unternehmen kann dies ein Beitrag gegen den Fachkräftemangel sein.“
Die beiden Rechtskreise entwickelten sich unterschiedlich. 3.785 Arbeitslose waren Kunden der Arbeitsagentur (24 oder 0,6 Prozent mehr als im Vormonat), 8.633 wurden durch das Jobcenter EN betreut (86 oder 1,0 Prozent weniger). Auch die Tendenzen für die Zielgruppen waren uneinheitlich. Bei den jüngeren Arbeitslosen unter 25 Jahren gab es einen Anstieg um 33 oder 2,9 Prozent auf 1.164. Bei den Älteren über 50 Jahren war es hingegen ein Rückgang von 61 oder 1,5 Prozent auf 4.105. Die Arbeitslosigkeit der Ausländer veränderte sich mit plus acht oder 0,2 Prozent auf 4.796 nur sehr wenig. Die Zahl der arbeitslosen Menschen mit Schwerbehinderung stieg um zwölf oder 1,4 Prozent auf 899. Die wichtige Zahl der Langzeitarbeitslosen reduzierte sich um 20 oder 0,4 Prozent auf 5.320. Damit waren es aktuell 594 oder 12,6 Prozent mehr als vor einem Jahr.
Gemeldete Kräftenachfrage belebt sich
Die für die Jahreszeit ohnehin beachtliche Arbeitskräftenachfrage hat sich im Februar weiter belebt. Im Kreis wurden 328 Stellen gemeldet, 79 oder 31,7 Prozent mehr als noch im Januar, zugleich acht oder 2,4 Prozent weniger als vor einem Jahr.
Die größte Kräftenachfrage hatten weiterhin Personaldienstleister (77 Stellen), das verarbeitende Gewerbe (67), der Handel (50). freiberufliche Arbeitgeber (Rechtsanwälte, Steuerberater etc., 32 Stellen für Assistenzkräfte) sowie das Gesundheits- und Sozialwesen (31). Das Baugewerbe meldete 22 Stellen, die öffentliche Verwaltung und das Gastgewerbe jeweils 13.
Die Zahl der insgesamt bei der Arbeitsagentur zur Besetzung gemeldeten Stellen sank leicht um 10 oder 0,5 Prozent auf 1.900, stieg dagegen in Relation zum Vorjahr um 121 oder 6,8 Prozent.
Kurzarbeit und tatsächliche Inanspruchnahme
Im Februar gab es im Ennepe-Ruhr-Kreis nur 20 neue Anzeigen von Kurzarbeit für rund 300 potentiell betroffene Arbeitnehmer. Während der Pandemie gab es damit im Kreis über 4.700 Anzeigen aus nahezu allen Branchen für rund 60.000 potentiell betroffene Arbeitnehmer. Im gesamten Bezirk, also inklusive der Stadt Hagen, waren es 7.700 Anzeigen für nahezu 100.000 Personen. Für September liegen inzwischen Daten zur effektiven Inanspruchnahme für den Kreis vor. Danach wurde Kurzarbeitergeld nur an 41 Betriebe für 760 Arbeitnehmer tatsächlich ausgezahlt, weitaus weniger als in der Pandemie.
Lokale Besonderheiten
Die Arbeitslosigkeit entwickelte sich innerhalb des Kreises unterschiedlich. Die Anstiege hatten Wetter (+ 3 auf 894 Arbeitslose), Ennepetal (+ 18 auf 1.149), Herdecke (+ 20 auf 729) und Schwelm (+ 25 auf 1.449). Rückläufige Zahlen hatten Breckerfeld (- 7 auf 219), Hattingen (- 14 auf 1.841), Sprockhövel (- 20 auf 536), Gevelsberg (- 21 auf 1.093) und Witten (- 66 auf 4.508).
Gesamteinschätzung
„Der Arbeitsmarkt ist zweigeteilt – für Menschen ohne ausreichende Qualifikationen ist es schwierig. Im Ennepe-Ruhr-Kreis kommen zwölf Helferinnen und Helfer auf eine Stelle für Ungelernte“, so Heck weiter. „Landesweit sind inzwischen 20.000 Ukrainerinnen und Ukrainer seit dem Kriegsbeginn in Beschäftigung gekommen. Die beteiligten Unternehmen können auch für andere Arbeitgeber ein Vorbild sein. Sie haben pragmatisch die Chance ergriffen, die meist gut ausgebildeten Menschen einzustellen – auch wenn es zumeist noch an den Sprachkenntnissen fehlte. Das sind gute Beispiele für einen alternativen Weg aus dem Fachkräftemangel. Es gibt einfach nicht genügend qualifiziertes Personal. Und so sind die Menschen aus der Ukraine eine echte Chance. Das gilt auch für geflüchtete Jugendliche, die eine qualifizierte Ausbildung suchen. Interessierte Unternehmen sollten die Arbeitgeber-Service-Hotline 0800 - 4 5555 20 anrufen.“