Beschäftigte im Gesundheitswesen haben täglich mit Menschen zu tun, die auf Unterstützung von außen angewiesen sind. Die Arbeit ist anspruchsvoll, zuweilen auch anstrengend, vor allem aber sinnstiftend. Die Arbeitsmarktdaten für den September 2024 der Agentur für Arbeit Hamburg zeigen, dass die Branchen Gesundheitswesen, sowie Heime und Sozialwesen zu den einstellungsstärksten Branchen gehören. Im Gesundheitswesen wurden im Betrachtungszeitraum September 2023 - September 2024 rund 1.800 mehr Stellen besetzt, das sind +2,7 Prozent zum Vorjahr und im Bereich der Heime & Sozialwesen 1.200 mehr Stellen, was 2,2 Prozent entspricht. Die Statistik zeigt auch, dass etwa 5.900 aus medizinischen und nicht-medizinischen Gesundheitsberufen (davon nur Pflege: 2.175 Menschen) von insgesamt 90.005 Menschen in Hamburg bei derzeit 358 offenen Stellen in der Pflege arbeitslos gemeldet sind. Auch wenn es mehr Arbeitskräftepotenzial als Stellen gibt, bedeutet dies nicht, dass diese sofort einsetzbar wären - persönliche, gesundheitliche oder andere Gründe können hier nicht außer Acht gelassen werden.
„Der Bereich der medizinischen und pflegerischen Berufe hat eine hohe Systemrelevanz und der Bedarf an gut ausgebildeten Fachkräften ist höher denn je“, so Sönke Fock, Vorstand der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Hamburg. Die Gesundheitsbranche steht vor vielen Herausforderungen, die nur mit viel Engagement, Veränderungs-bereitschaft, Flexibilität und engem Zusammenhalt zu bewältigen sind. Um die Arbeit besser honorieren zu können, wurden die Entgelte im Mai 2024 angehoben, ab 2025 sollen weitere Anpassungen folgen. Doch das allein reicht nicht, um gutes Personal zu finden und zu halten. „Ein adäquates Entgelt ist wichtig, doch Wertschätzung sollte sich auch anders äußern. Die Arbeitnehmenden benötigen eine individuelle Lösung, um den (Familien-)Alltag, die persönlichen Anforderungen und Wünsche oder gesundheitliche Einschränkungen mit den beruflichen Aspekten unter einen Hut zu bekommen, bspw. in Form flexibler Arbeitszeitmodelle“, so Fock weiter.
Der Anteil erwerbstätiger Frauen von insgesamt 46.650 Angestellten in der Pflege liegt (Stichtag 31.12.23) bei 34.990 Hamburgerinnen - das sind 75,0 Prozent aller. „Gerade diese Personengruppe ist auf Arbeitgebende angewiesen, die sich auch ihnen anpassen können. Auch die Entwicklungsmöglichkeiten sind interessant und in der Pflege gut möglich“, greift Sönke Fock auf. Und erläutert: „Um Personal zu finden und zu halten, ist es unabdinglich, dass sich die Unternehmen im möglichen Rahmen auch auf die nach Bewerbenden einzulassen. Ebenso sollte den eigenen Auszubildenden eine Festanstellung abgeschlossener Ausbildung angeboten werden können. Die Mitarbeitenden im gemeinsamen Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit Hamburg und von Jobcenter t.a.h. beraten, fördern und unterstützen die Betriebe auf vielfältige Weise. Gesucht wird überall - ob Helfende, Fachkräfte oder Spezialisten, der Bedarf ist da.“
Ansätze für Rekrutierungswege, aber auch Maßnahmen der Personalbindung, zeigt das Albertinen Krankenhaus.
Matthias Scheller, Vorsitzender der Konzerngeschäftsführung Immanuel Albertinen Diakonie, führt aus: „Der Fachkräftemangel bedeutet auch für unser Unternehmen eine große Herausforderung. Wir setzen auf die Ausbildung von Pflegekräften in der eigenen Schule und schaffen attraktive Arbeitsplätze etwa durch flexible Arbeitszeitmodelle sowie Benefits. Eine eigene Abteilung kümmert sich um die Gewinnung und ebenso auch Bindung von Mitarbeitenden. Von der Politik erwarten wir einen spürbaren Bürokratieabbau zur Entlastung der Mitarbeitenden, aber auch endlich eine finanzielle Soforthilfe für die Krankenhäuser sowie eine Krankenhausreform unter echter Einbeziehung der Bundesländer und Krankenhausverbände.“
Alberto Correia, Pflegedirektor Albertinen Krankenhaus / Albertinen Haus, ergänzt: „Im Albertinen Krankenhaus haben wir viele Maßnahmen ergriffen, um Fachkräfte insbesondere in der Pflege für uns zu gewinnen. Dazu gehört nicht zuletzt die Rekrutierung von Pflegekräften aus dem Ausland. Wir haben damit auch außerhalb der EU gute Erfahrungen gemacht und freuen uns aktuell über 15 neue Kolleginnen und Kollegen aus Mexiko. Und wir sind stolz darauf, dass sich unsere Auszubildenden nach ihrer Abschlussprüfung fast immer für das Albertinen Krankenhaus und Albertinen Haus als zukünftigen Arbeitgeber entscheiden.“
Ausführliche Informationen zum Arbeitsmarktbericht erhalten Sie unter: https://www.arbeitsagentur.de/vor-ort/hamburg/statistik