Etwa 17.220 (zusammengesetzt aus Anfängerinnen und Anfänger an den Berufsschulen in der dualen Ausbildung, Anfängerinnen und Anfänger in der vollschulischen Berufsausbildung incl. Pflege- und Gesundheitsfachberufe) junge Menschen, davon rund 11.700 Anfängerinnen und Anfänger nur in der dualen Berufsausbildung, haben in diesem Jahr ihre Ausbildung begonnen. Die Ausbildungsakteure des Hamburger Ausbildungsmarktes auf der gemeinsamen Bilanz-Pressekonferenz der Agentur für Arbeit Hamburg betonen: „Besonders in der aktuellen wirtschaftlichen Lage ist der Übergang von der Schule in den Beruf für den weiteren Lebensweg von größter Bedeutung - eine Ausbildung ist ein wichtiger Grundstein für ein selbstbestimmtes Leben.“ Über ihren Ausbildungsplatz freuen sich auch Niklas Dreier und Tabea Pienkoß, die im September 2023, bzw. September 2024 ihre Ausbildung als Fachkraft für Hafenlogistik bei der Evos Hamburg GmbH begonnen haben: „Uns macht die Ausbildung Spaß. Wir bekommen spannende Aufgaben und lernen viel. Hoffentlich können wir durch unser Beispiel andere Jugendliche dafür begeistern, diese oder eine andere Ausbildung zu beginnen.“
Sönke Fock, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Hamburg: „Wir erleben derzeit eine spannende, aber auch herausfordernde Situation am Ausbildungsmarkt. Positiv ist, dass fast auf Vorjahres-Niveau Stellen durch Arbeitgebende (10.589) gemeldet werden. Und die Zahl registrierter Bewerbenden (7.038) ist durch die engmaschige Betreuung unserer Berufsberaterinnen und -berater im Vergleich zum letzten Jahr ordentlich angezogen. Zählt man nun die jugendlichen Bewerbenden aus dem Umland hinzu, sollte man meinen, dass alle Stellen gut besetzt sein sollten. Dies erleben wir jedoch leider nicht: In vielen Branchen und Betrieben fehlen Auszubildende und Ausbildungsplätze bleiben unbesetzt. Die Gründe sind vielfältig. Zum einen möchten Betriebe aufgrund des bevorstehenden Fachkräftemangels mehr ausbilden. Schülerinnenn und Schüler werden zudem aufgrund schulischer Leistung vielleicht nicht für geeignet gehalten - auch wenn sie im Gespräch durch Kompetenzen überzeugen würden, die ein Schulzeugnis nicht abbildet. Zum anderen halten Jugendliche bestimmte Berufe oder Branchen für unattraktiv und bewerben sich gar nicht erst. Ich danke an dieser Stelle Herrn Lübke der Evos Hamburg GmbH, eine Tür für die Hafenlogistik aufzumachen und zu zeigen, wie Auszubildende in der eher unbekannten Ausbildung zur Fachkraft für Hafenlogistik ihren Berufsweg finden können. Unser aller Aufgabe ist es, jungen Menschen zu einem qualifizierten Einstieg ins Berufsleben zu verhelfen. Hamburg ist und bleibt ein wichtiger Wirtschaftsstandort und ist auf die Angebote der Akteure der Jugendberufsagentur - die da wären Agentur für Arbeit und Jobcenter t.a.h., die Sozialbehörde, die für Bildung zuständige Behörde und das HIBB sowie die Bezirksämter - auf die Bereitschaft der Unternehmen neue Rekrutierungswege einzuschlagen und genauso auf die Eltern, ihre Kinder dahingehend zu begleiten, angewiesen.“
Bildungssenatorin Ksenija Bekeris: „Rund 17.220 junge Menschen starten in Hamburg in diesem Jahr in eine Berufsausbildung. Das ist einerseits eine gute Botschaft, denn eine Berufsausbildung bietet jungen Menschen eine sehr gute Grundlage für ihre Teilhabe in Beruf und Gesellschaft und für ein selbstbestimmtes Leben. Andererseits beobachten wir, dass die Ausbildungszahlen auf dem Vorjahresniveau stagnieren und alle Beteiligten weiterhin große Anstrengungen unternehmen müssen, um den Fachkräftebedarf zu decken. Unsere modernen berufsbildenden Schulen in Hamburg bieten für die Auszubildenden eine qualitativ hochwertige Lernumgebung und Expertise. Und sie unterstützen die Auszubildenden mit vielfältigen Angeboten. Denn, jede und jeder bringt individuelle Voraussetzungen, Fähigkeiten, Stärken und Interessen mit und wird gebraucht. Deswegen bieten wir an den Schulen Coaching, wir begleiten durch Mentoring-Angebote in der ersten Ausbildungsphase oder wir bieten Sprachförderung und ausbildungsbegleitende Hilfen, wenn das erforderlich ist. Außerdem bieten unsere Berufsschulen Bildungsangebote, in denen Auszubildende Future Skills, wie digitale berufliche Kompetenzen, erwerben. In beruflichen Auslandsaufenthalten können wertvolle internationale Erfahrungen gesammelt werden. Allen, die in diesem Jahr ihre Ausbildung beginnen, wünsche ich viel Erfolg und spannende neue Erfahrungen.“
Sascha Schneider, Vizepräses der Handelskammer Hamburg: „Wir haben die Zahl der neuen Ausbildungsverträge stabilisiert und die Trendwende nach der Pandemie geschafft. Wir müssen aber dringend noch mehr Menschen von den Chancen einer Karriere mit Lehre über die duale Ausbildung überzeugen. 2025 werden wir dafür weiter mit unseren Orientierungsmanagern an Schulen gehen, unter anderem auf Schiffen im Hamburger Hafen für maritime Berufe werben und in der Handelskammer mit Hilfe von Virtual Reality Einblicke in Ausbildungsberufe geben, die sonst nur schwer erlebbar sind.“
Thomas Rath, Vizepräsident der Handwerkskammer Hamburg: „Das Ausbildungsgeschehen im Hamburger Handwerk unterliegt Schwankungen, wie in anderen Wirtschaftszweigen auch. Wir beobachten, dass neue Ausbildungsverträge häufiger als zuvor noch zu bis zum Ende des Jahres hin abgeschlossen werden. Wie viele Ausbildungsverträge insgesamt für das Jahr 2024 in unserer Lehrlingsrolle eingetragen oder auch gelöst wurden, wissen wir mit Sicherheit erst im Frühjahr 2025. In der Momentaufnahme liegen wir mit aktuellem Stand bei einem leichten Minus gegenüber dem Vorjahreszeitraum bis Ende Oktober. Sicher ist, dass die Ausbildungsbereitschaft in unseren Betrieben sehr hoch ist und weiterhin steigt. Das Angebot liegt nach wie vor weit über der Nachfrage. Das bestätigt uns in unserem Ansatz, jungen Menschen verstärkt über Praktika einen Weg in die Betriebe zu bahnen. Laut unserer Ausbildungsbetriebsumfrage gewinnen mehr als die Hälfte unserer Betriebe so ihre Auszubildenden. Dieses Erfolgsinstrument zur Nachwuchsgewinnung bauen wir weiter aus, weshalb wir uns für eine Praktikumsprämie für Schülerferienpraktika einsetzen.“
Dr. Philipp Murmann, Präsident UVNord: „Die duale Ausbildung bedeutet Zukunft, für Unternehmen und junge Menschen! Wir haben in der Stadt viele engagierte Ausbildungsbetriebe, die händeringend auf Auszubildende und damit auf die Fachkräfte von morgen angewiesen sind. Nur mit guter Ausbildung werden wir in der Arbeitswelt der Zukunft bestehen können. Der aktuelle Transformationsprozess durch Digitalisierung, Dekarbonisierung, Demografie und Deglobalisierung bedeutet einen tiefgreifenden Strukturwandel, dem sich unternehmen nur gemeinsam mit ihren Belegschaften stellen können. Investitionen in Ausbildung sichern die Zukunft der Unternehmen. Die jungen Menschen haben schon frühzeitig Möglichkeiten die Praxis durch verschiedene Praktika erleben. Bei über 300 Ausbildungsberufen ist bestimmt für jeden etwas dabei. Während der Ausbildung kann man Dekarbonisierung, Digitalisierung bis hin zur Künstlichen Intelligenz in den Unternehmen erleben und mitgestalten. Nach der Ausbildung stehen die Türen offen für Weiterbildungs- und Qualifizierungsmöglichkeiten. Aufstiegsmöglichkeiten sind damit kein Problem. Unternehmen benötigen Fachkräfte, Auszubildende sind goldwert und haben beste Zukunftsaussichten. Die duale Ausbildung ist für jeden jungen Menschen das Sprungbrett in ein erfolgreiches und erfülltes Arbeitsleben! Es bleibt dabei: Leute kommt von der Schulbank direkt in die Unternehmen und werdet Teil des Teams! Erlebt selbst, wie spannend und vielfältig der Einstieg in ein erfülltes Berufsleben sein kann.“
Tanja Chawla, Vorsitzende des DGB Hamburg: „Die Grundlage für einen erfolgreichen Start ins Berufsleben bildet die betriebliche Ausbildung. Wir begrüßen, dass wir eine leichte Steigung der angebotenen Ausbildungsplätze in Hamburg verzeichnen können. Die Hamburger Wirtschaft meldet einen erhöhten Fachkräftebedarf und kann auf gut ausgebildete Jugendliche heute wie in Zukunft nicht verzichten. Trotzdem bildet nur jeder sechste Betrieb in Hamburg noch aus, Tendenz sinkend. Vor dem Hintergrund des Fachkräftebedarfs der Hamburger Betriebe ist nicht nachvollziehbar, dass sowohl die Ausbildungsbetriebsquote als auch die Ausbildungsquote in Hamburg mit Abstand die niedrigste in Westdeutschland ist. Gerade in turbulenten Zeiten ist es wichtig, jungen Menschen Sicherheit und Perspektiven zu bieten. Allerdings geben 45 Prozent der im DGB-Jugend Ausbildungsreport befragten Auszubildenden an, dass sie bis zum dritten Ausbildungsjahr völlig im Unklaren gelassen werden, ob sie mit einer Übernahme rechnen können. Das passt weder in die Zeit noch zum Wehklagen der Hamburger Unternehmen über den Fachkräftebedarf. Die unbefristete Übernahme der Auszubildenden ist der Weg für Planbarkeit und Erfolg - für die Unternehmen und für die jungen Menschen.“
Michael Lübke, Geschäftsführer Evos Hamburg GmbH: „Der Arbeitsmarkt für Evos als Mineralölterminal in Hamburg steht vor mehreren Herausforderungen. Zum einen gibt es einen Fachkräftemangel, der durch den demografischen Wandel und die zunehmende Digitalisierung verstärkt wird. Dies führt zu einem intensiven Wettbewerb um qualifizierte Arbeitskräfte, insbesondere in spezialisierten Bereichen wie der Logistik und dem technischen Betrieb. Hinzu kommen steigende Anforderungen an Umwelt- und Sicherheitsstandards sowie der Wandel hin zu neuen Energieträgern, der eine kontinuierliche Weiterbildung und Anpassung unserer Mitarbeiter erfordert. Gerade die Bedeutung von Importterminals wie unserem für die Energiewende und die Absicherung der Energieversorgung Deutschlands unterstreicht die Relevanz qualifizierter Fachkräfte. Deutschland kann das bestehende Energiedefizit nur durch Energieimporte decken. Deshalb setzen wir bei Evos auf eine fundierte Ausbildung eigener Azubis und fördern junge Talente gezielt. Diese strategische Nachwuchsförderung wirkt nicht nur dem Fachkräftemangel langfristig entgegen, sondern bereitet unsere Mitarbeiter auch optimal auf die spezifischen Anforderungen in unserem Terminalbetrieb vor. Trotz aller Innovationen und Fortschritte in der Digitalisierung wird weiterhin ein erheblicher Bedarf an qualifiziertem Personal bestehen, das den sicheren und nachhaltigen Betrieb gewährleistet. Diese Strategie stärkt nicht nur unsere Wettbewerbsfähigkeit, sondern fördert auch die Bindung unserer Mitarbeiter an das Unternehmen und trägt maßgeblich zur nachhaltigen Entwicklung unserer Belegschaft bei.“
Institution | 2024 | 2023 | Veränderungen 2023 - 2024 |
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Agentur für Arbeit Hamburg | |||
Ausbildungsstellen zur Vermittlung gemeldet | 10.589 | 10.631 | -42 (-0,4%) |
| 1.240 | 1.012 | +228 (+22,5%) |
gemeldete Bewerberinnen/ Bewerber | 7.038 | 6.246 | +804 (+12,7%) |
| 1.024 | 758 | +266 (+35,1%) |
Gerundete gemeldete Ausbildungsstellen f. d. Folgejahr | 4.800 | 4.300 | |
| 2.800 | 2.400 | |
Handelskammer Hamburg | |||
abgeschlossene Ausbildungsverträge, (Stand: 30.09) | 6.428 | 6.483 | -55 (-0,85%) |
Handwerkskammer Hamburg | |||
Anzahl neu abgeschlossener Ausbildungsverträge 2024 (Stand: 31.10.) | 2.292 | 2.332 | -40 (-1,7%) |
Freie Lehrstellen in der HWK-Lehrstellenbörse (Stand 31.10.) | 1.078 | 873 | +175 (+23,5%) |
Hamburger Institut für Berufliche Bildung | |||
Ausbildungsanfängerinnen/ - anfänger¹ insgesamt | 17.223 | 17.478 | -255 (-1,5%) |
| 11.704 | 11.916 | -212 (-1,8%) |
| 5.519 | 5.562 | -43 (-0,8%) |
1 Anfängerinnen und Anfänger in der dualen und schulischen Berufsausbildung; duale Ausbildung nach BBiG/HwO: staatliche und nicht staatliche Berufsschulen; schulische Berufsausbildung: vollqualifizierende Berufsfachschulen, Berufsqualifizierung, Fachschulen für Sozialpädagogik und Heilerziehungspflege (mit Anpassungsqualifizierung und Lehrgang für Migrantinnen und Migranten) (Quelle: Schuljahreserhebung (SJE) der Behörde für Schule und Berufsbildung (BSB) 2023, vorläufige Erhebung der BSB zum Stichtag 02.10.2024 mit Nacherhebung zum 09.10.2024; geschätzte Zahl für Generalistische Pflegeausbildung 2024 entspricht der Vorjahreszahl 2023 (Quelle: Ausbildungsfonds Pflege), geschätzte Zahl für Gesundheitsfachberufe 2024 entspricht Vorjahreszahl (Quelle: Sozialbehörde; siehe Ausbildungsreport Hamburg 2024)