Seit Beginn der Pandemie 2020 ist die Zahl der arbeitslosen Frauen im Stadtgebiet im vergangenen Jahr wieder gesunken. Durchschnittlich waren 3.415 Frauen im Jahr 2022 als arbeitslos registriert. Gegenüber 2021 waren dies 172 Frauen weniger, was knapp fünf Prozent entspricht. Auffällig ist allerdings, dass 73 Prozent der arbeitslosen Frauen in Hamm keine abgeschlossene Berufsausbildung haben.
Dem gegenüber hat sich die Zahl der Frauen in sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung gegenüber 2021 um 734 Personen auf 29.827 gesteigert. Davon arbeiten, 63 Prozent als Fachkraft und 18 Prozent als Spezialistin oder Expertin, jedoch nur 18 Prozent auf Helferniveau.
Für Martina Leyer, Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt, eine Ausgangssituation, die erheblichen Raum für Verbesserung lässt: „Wenn aktuell nur 18 Prozent der Frauen nur auf Helferniveau arbeiten, dem gegenüber sich jedoch 68 Prozent der Frauen nur auf Helferstellen bewerben können, weil sie keine abgeschlossene Berufsausbildung haben, zeigt das, wieviel Entwicklungspotenzial für die Fachkräfteentwicklung hier noch besteht. Der Schlüssel zum Erfolg bleibt die abgeschlossene Berufsausbildung.“ Hinzu komme, dass nur jeder dritte Ausbildungsbewerbende weiblich ist.
Auf dem Weg in das Berufsleben scheinen Teilzeitmodelle gerade für Frauen das entscheidende Kriterium darzustellen. So liegt der Anteil der Frauen bei den in Vollzeit Arbeitenden noch bei 47 Prozent, während ihr Anteil bei den Teilzeitarbeitenden bei 53 Prozent liegt. Das sieht auch Marina Leyer so: „Genau hier setzen wir bei der Beratung an, denn die Möglichkeiten zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf haben sich verbessert bis hin zur Ausbildung in Teilzeit. Hier hilft die Agentur für Arbeit jeder Ratsuchenden beim Aufzeigen der Möglichkeiten und bei der Entscheidungsfindung.“
Für Martina Leyer ist es wichtig, Frauen auf Jobsuche oder mit dem Wunsch zur Neuorientierung umfassend zu informieren und ihnen so zu einer durchdachten Karriereplanung zu verhelfen: „Ein Beruf muss Freude machen, das ist nicht verhandelbar. Aber genauso müssen die Rahmenbedingungen passen, seien es Gehalt oder Lage und Verteilung der Arbeitszeit.“ Die Arbeitsmarktexpertin ist überzeugt, dass Arbeitgeber einen Wettbewerbsvorteil bei der Fachkräftegewinnung haben, wenn sie Teilzeitarbeit ermöglichen: „Viele Frauen haben neben dem Beruf familiäre Verpflichtungen, meist eigene Kinder oder pflegebedürftige Angehörige. Nicht umsonst nutzen 53 Prozent der Frauen Teilzeitmodelle, während das nur knapp 12 Prozent der Männer tun. Arbeitgeber, die dieser Nachfrage mit flexibler Arbeitszeitgestaltung begegnen, können sich motivierte Fachkräfte sichern, die nach der Familienphase oft auf Vollzeit erhöhen.“
Martina Leyer berät interessierte Frauen in Hamm zu individuellen Jobchancen und Qualifizierungsmöglichkeiten: 02381/9102167 oder Hamm.BCA@arbeitsagentur.de.