Arbeitsmarkt widersteht der Pandemie

Arbeitslosenquote bleibt 2021 unverändert bei durchschnittlich 5,9 Prozent - Es arbeiten rund 1000 Personen mehr in sozialversicherungs-pflichtiger Beschäftigung als 2020 - Deutlicher Aufwärtstrend bei der Nachfrage nach Arbeitskräften

12.01.2022 | Presseinfo Nr. 3

Entwicklung der Arbeitslosigkeit

Das Jahr 2021 war das zweite Jahr, das unter dem Eindruck der Corona-Pandemie stand. Damit waren die Ausgangsbedingungen der Jahre 2020 und 2021grundsätzlich ähnlich, wobei bei der Betrachtung und dem Vergleich des Arbeitsmarktes berücksichtigt werden muss, dass die Wucht der Pandemie im Jahr 2020 erst im März auf den Arbeitsmarkt traf, wohingegen das Jahr 2021 durchgehend von der Pandemie bestimmt wurde.

2021 waren durchschnittlich 8.393 Personen arbeitslos gemeldet. Den Höchststand an registrierten arbeitslosen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern verzeichnete die Agentur im Februar mit 9.499 Personen. Dies war zugleich der höchste Stand seit Beginn der Pandemie. Der Tiefststand im Jahr 2021 lag im November mit 7.248 Personen und hatte damit wieder Vor-Krisenniveau erreicht.

Die Arbeitslosenquote betrug im zurückliegenden Jahr durchschnittlich 5,9 Prozent. Damit ergeben sich zu den Werten des Vorjahres kaum Veränderungen (8.440 Personen, 5,9 Prozent).

„Der Arbeitsmarkt kam nach dem Lockdown zu Beginn des Jahres gut aus den Startlöchern. Von Februar bis November nahm die Zahl der arbeitslos gemeldeten Personen stetig ab. Im Dezember selbst ist sie nun – saisonal üblich – wieder geringfügig angestiegen. Betrachtet man den Verlauf im Gesamten, also inklusive des Impfgeschehens und der vierten Corona-Welle mitsamt Omikron-Variante, ist die Entwicklung ein gute. Der Arbeitsmarkt hat sich als sehr aufnahmefähig erwiesen“, sagt Ronald Geist, Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Heide.

Kurzarbeit

Wie auch im Jahr 2020 war das Kurzarbeitergeld das wichtigste arbeitsmarktpolitischen Instrument. Die Lage entspannte sich über das Jahr hinweg bis zum November. Mit dem Aufkommen der Omikron-Variante stiegen die Anträge dann wieder leicht an. Erfreulicherweise blieben die Anzeigen aber in einer überschaubaren Größenordnung (November 2021: 17 Anzeigen für 177 Beschäftigte; Dezember 2021: 17 Anzeigen für 190 Beschäftigte) und sind damit sehr weit von den Zahlen zum Höhepunkt der Pandemie entfernt (Höhepunkt im April 2020: 1917 Anzeigen für 17.702 Beschäftigte).

Aufgegliedert nach Branchen waren insbesondere der Handel, das Gast- und das verarbeitende Gewerbe von Kurzarbeit betroffen:

Beschäftigung

Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten stieg sowohl zum Stichtag 31. März, als auch zum Stichtag 30. Juni 2021 (aktuellste Datenlage) an. Die Zahl liegt nun bei knapp über 84.000 Beschäftigte. Davon fallen etwa 43.600 auf Dithmarschen und 40.500 auf Steinburg. Dies ist eine Erhöhung um 1,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal. Nach Geschlechtern aufgeschlüsselt ergibt sich eine Aufteilung in rund 40.300 Frauen (1,8 Prozent im Vergleich zu Juni 2020) und 43.800 (1 Prozent im Vergleich zu Juni 2020) Männer.

Stellenmarkt

Im Jahr 2021 teilten die Arbeitgeber dem gemeinsamen Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit Heide und der beiden Jobcenter Dithmarschen und Steinburg insgesamt 5797 Stellen mit. Dies sind 1.103 Stellen mehr (+23,5 Prozent) als im Vergleich zum Vorjahr und sogar 272 (+4,9 Prozent) mehr als im Vorkrisenjahr 2019.

Von den 5797 gemeldeten Stellen fielen 2.814 auf Dithmarschen (+403 Stellen, 16,7 Prozent). 2.983 (+700, 30,7 Prozent) Stellen wurden gemeinsamen Arbeitgeberservice für Steinburg gemeldet.

„Das letzte Jahr hat uns gezeigt, dass sichere Prognosen schwierig sind, weil sie immer wieder vom pandemischen Geschehen eingeholt werden. Zudem kommt in einigen Branchen das Problem von Lieferengpässen hinzu. Dass wir trotz dieser Unsicherheiten über das Jahr hinweg einen Zuwachs von 23,5 Prozent bei den gemeldeten Stellen verzeichnen können – und damit auch einen Anstieg der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten – ist ermutigend für das nächste Jahr. Alles in allem schätze ich die wirtschaftliche Grundstimmung als positiv ein“, kommentiert Geist den aktuellen Stellenmarkt.

Eine besonders große Nachfrage nach Arbeitskräften kam in diesem Jahr aus dem Gesundheits- und Sozialwesen, dem (Einzel-) Handel und sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen (inklusive der Arbeitnehmerüberlassung).

Themen und Perspektiven 2021

Die Agentur für Arbeit steht derzeit in einem außergewöhnlichen Spannungsfeld. Einerseits hat die Pandemie Entwicklungen hervorgerufen, die ohne sie nicht entstanden wären. Andererseits gibt es Themen, die auch ohne Pandemie nun aktuell wären.

„Bei der Betrachtung der Langzeitarbeitslosigkeit sind die Folgen der Pandemie am deutlichsten spürbar. Die Situation vor der Pandemie und jetzt unterscheidet sich sehr. Jetzt gilt es für uns, diese Personengruppe intensiv zu unterstützen“, sagt Geist. Die Ausweitung des Maßnahmeangebotes und intensive Beratungstätigkeit sollen dazu beitragen, Bewerberinnen und Bewerber mit den passenden Unternehmen zusammen zu bringen.

Damit agiert die Agentur auch in Richtung des in vielen Branchen bereits spürbaren Fachkräftebedarfs.

„Unterschiedliche Prognosen gehen davon aus, dass wir im Jahr 2022 eine weiterhin hohe Nachfrage nach Arbeitskräften haben werden. Das bedeutet für uns als Dienstleister, dass wir zu jedem Zeitpunkt – ob noch in der Schule, arbeitssuchend oder im Erwerbsleben stehend – nah am Kunden sein müssen“, sagt Geist und erläutert weiter: „Die Unterstützung der einen Seite, also der einzelnen Kundin oder des einzelnen Kunden, schließt jedoch die Dienstleistung für die andere Seite nicht aus. Vor dem Hintergrund des demographisch bedingten Rückgangs des Erwerbspersonenpotentials nimmt die Arbeitsmarktberatung – also die Information und Unterstützung der Arbeitgeber in Sachen Fachkräftebedarf und -gewinnung – eine herausragende Position ein.“

Neben der Aktivierung und Qualifizierung des inländischen Arbeitskräftepotentials wird auch die gezielte Anwerbung, Einwanderung und Integration ausländischer Fachkräfte die Aktivitäten der Agentur mitbestimmen. Überregional existieren bereits verschiedene Vermittlungsabsprachen und –programme.

Die Entwicklungen am Arbeitsmarkt aktiv mitzugestalten, bedeutet für die Agentur für Arbeit auch, die digitalen Angebote weiter auszubauen und Dienstleistungen orts- sowie zeitunabhängig Kunden zur Verfügung zu stellen.

„Die Pandemie hat gezeigt, dass die Entwicklung von online-Angeboten sinnvoll und auch absolut notwendig ist. Im letzten Jahr hat die Bundesagentur für Arbeit in diesem Bereich einen weiteren großen Schritt nach vorne gemacht. Nicht zuletzt die Videoberatung und die Möglichkeit der online-Arbeitslosmeldung seit dem 01. Januar 2022 sind hier gute Beispiele. Diese Angebote werden wir kontinuierlich weiterentwickeln“, sagt Geist.