Entwicklung der Arbeitslosigkeit
Das Jahr 2022 war, wie das vorangegangene Jahr, geprägt von Ereignissen, die niemand vorhersehen konnte, jedoch überregional wie auch regional Einfluss auf den Arbeitsmarkt ausgeübt haben. Die Pandemie hat in ihrer Wucht zwar nachgelassen, beeinflusst aber weiterhin – wenn auch nur noch geringfügig - das Geschehen. Der Krieg in der Ukraine und dessen Folgen, wie zum Beispiel die Fluchtbewegung und extreme Preissteigerungen im Energiesektor, haben deutliche Auswirkungen auf Arbeitsmarkt und Wirtschaft. Dennoch entwickeln sich über das Jahr hinweg betrachtet Arbeitslosigkeit und Beschäftigung positiv.
2022 waren durchschnittlich 7.709 Personen arbeitslos gemeldet. Ab Mai – im Vorlauf zum Anspruch auf Grundsicherung ab dem 1. Juni - waren die ersten Auswirkungen der ukrainischen Fluchtmigration auf die Arbeitsmarktzahlen zu erkennen. Saisontypische Verläufe wurden durch den Zustrom teilweise überlagert. Der Höchststand an registrierten arbeitslosen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern verzeichnete die Agentur im August mit 8.085 Personen.
Aufgrund des insgesamt robusten regionalen Arbeitsmarktes lag die Arbeitslosenquote im Jahr 2022 im Jahresdurchschnitt jedoch „nur“ bei 5,4 Prozent und damit geringfügig über dem Durchschnitt des Landes Schleswig-Holstein (5,2 Prozent) und des Bundes (5,3 Prozent). Im Jahr 2021 lag dieser Wert für den Agenturbezirk Heide noch bei 5,9 Prozent.
„Dass der Arbeitsmarkt am Ende dieses bewegten Jahres trotz Unsicherheiten und Kriegsfolgen, wie zum Beispiel erhöhter Preise für Energie und Material, gestörter Lieferketten, Rezession, Inflation und nicht zuletzt der Fluchtmigration gut dasteht, ist sehr erfreulich“, bilanziert Ronald Geist, Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Heide. „Besonders hervorheben möchte ich an dieser Stelle die Entwicklung der Langzeitarbeitslosigkeit. Nahezu über das gesamte Jahr hinweg konnte die Anzahl längerfristig arbeitsloser Menschen kontinuierlich verringert werden. Im Jahresdurchschnitt waren knapp 500 Personen weniger von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen als noch 2021. Es wirkt, als hätte sich der Arbeitsmarkt von der von der konjunkturellen Entwicklung abgekoppelt.“
Beschäftigung
Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten hat sich nach einem kurzfristigen Einbruch während des „Corona-Winters“ 2021/2022 erholt und positiv entwickelt. Zum Stichtag 30. Juni 2022 (aktuellste Datenlage) gab es annähernd 85.100 sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse. Dies ist ein Rekordwert zu diesem Stichtag und entspricht einer Steigerung um 1,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal.
Von den etwa 85.100 Beschäftigungsverhältnissen entfallen etwa 44.300 auf Dithmarschen und 40.800 auf Steinburg.
Nach Geschlechtern aufgeschlüsselt ergibt sich eine Aufteilung in rund 41.100 Frauen und 44.000 Männern. Damit hat die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung von Frauen im Vergleich zum Vorjahreszeitpunkt um 2,1 Prozent zugenommen, die der Männer um 0,3 Prozent.
Absolut betrachtet gab es nach Branchen die stärkste Zunahme im Gastgewerbe (+336 oder +12,2%), am ungünstigsten war dagegen die Entwicklung im Verarbeitenden Gewerbe (–250 oder –1,8%).
Zu den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten gehören u.a. auch Auszubildende, die sich in einer betrieblichen Ausbildung befinden oder Menschen mit Behinderung in anerkannten Werkstätten. Dass die Entwicklung so positiv ist, freut Geist: „Obwohl die wirtschaftliche Perspektive unsicher war, gibt es immer mehr Menschen, die arbeiten. Diese Dynamik macht deutlich, dass Arbeitgeber stark daran interessiert sind, ihre Arbeitskräfte zu halten und zur Sicherung der unternehmerischen Zukunft im moderaten Maß neu einzustellen. Dies betrifft sowohl die Übernahme nach Ausbildung als auch das Festhalten von bewährten Arbeitskräften in wirtschaftlich schwierigeren Situationen.“
Stellenmarkt
Im Jahr 2022 teilten die Arbeitgeber dem gemeinsamen Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit Heide und der beiden Jobcenter Dithmarschen und Steinburg insgesamt 5.616 Stellen mit. Dies sind 181 Stellen weniger (-3,1 Prozent) als im Vergleich zum Vorjahr.
Von den 5.616 gemeldeten Stellen fielen 2750 auf Dithmarschen (-64 Stellen, -2,3 Prozent). 2866 (-117, 3,9 Prozent) Stellen wurden dem gemeinsamen Arbeitgeberservice für Steinburg gemeldet.
„Wir sehen im Jahr 2022 eine gute Entwicklung der Arbeitslosigkeit und der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung. Bis zum jetzigen Zeitpunkt hat sich der Arbeitsmarkt als sehr aufnahmefähig und stabil erwiesen“, sagt Geist. „In Anbetracht des vorsichtigen Verhaltens der Arbeitgeber bei der Meldung offener Arbeitsstellen scheint der Markt aber an seine aktuellen Grenzen zu kommen. Es ist erkennbar, dass sich die Arbeitgeber weniger in der Lage sehen, langfristig zu disponieren. Wie entwickelt sich die Auftragslage? Welche Kosten werden für Energie und Material entstehen? Diese derzeit kaum zu beantwortenden Fragen führen dazu, dass die Nachfrage nach neuem Personal derzeit spürbar verhaltener ausgeprägt ist.“
Gemessen an allen Stellenmeldungen kam die größte Nachfrage nach Arbeitskräften wie im letzten so auch in diesem Jahr aus dem Gesundheits- und Sozialwesen, dem (Einzel-) Handel und sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen (inklusive der Arbeitnehmerüberlassung).
Die wichtigsten Daten im Überblick
2022 | 2021 | |
Arbeitslosenzahl (Jahresdurchschnittswert) | 7.709 | 8.393 |
Langzeitarbeitslose (Jahresdurchschnittswert) | 2.751 | 3.236 |
Arbeitslosenquote (Jahresdurchschnittswert) | 5,4 | 5,9 |
Sozialversicherungspflichtige Beschäftigte (Bestand 30. Juni) | 85.095 | 84.084 |
Gemeldete Arbeitsstellen (Zugang Jahressumme) | 5.616 | 5797 |
Themen und Perspektiven 2023
Der Agenturbezirk Heide hat sich sowohl mit bereits realisierten Betriebserweiterungen und verschiedenen unternehmerischen Aktivitäten, wie auch geplanten Betriebsansiedelungen sehr dynamisch gezeigt. „Über allem schwebt ein Stück weit die geplante Betriebsansiedelung der Firma Northvolt“, sagt Geist. „Dieser Entscheidung sehen wir mit Spannung entgegen. Wenn Northvolt kommt, dann bedeutet das für unsere Region eine große Betriebsansiedelung, die aber noch weitere kleinere, attraktive Neugründungen und Ansiedelungen ‚im Schlepptau‘ hat. Das Potential, das sich damit für die Westküste ergeben könnte, ist riesig und bietet viele Chancen.“
Trotz der Euphorie über Wandel und Veränderung bleiben die zum Teil schon lang etablierten Arbeitgeber ebenfalls im Fokus der Agentur.
Denn auch wenn es zwischenzeitlich aufgrund der wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Situation ggf. zu einer Zurückhaltung bei der Einstellung neuer Mitarbeitenden kommt, ist die demografische Entwicklung perspektivisch zu eindeutig, als dass Firmen langfristig auf Neu-Einstellungen verzichten können. „Die Vehemenz des Arbeits- und Fachkräftemangels wird uns mit der demographischen Entwicklung von Jahr zu Jahr mehr vor Augen geführt“, sagt Geist und erklärt in dieser Entwicklung die Aufgaben der Agentur: „Eine enge Begleitung aller Kundinnen und Kunden, egal ob junge Berufswähler, arbeitssuchende Personen oder Bestands- und Neu-Arbeitgeber, hat für uns oberste Priorität. Darüber hinaus wird auch die die gezielte Anwerbung, Einwanderung und Integration ausländischer Kräfte immer wichtiger.“
Geist sieht die Agentur gut vorbereitet und gut vernetzt, um diese Aufgaben bewerkstelligen zu können. „Wir haben als erste deutsche Großbehörde die Vorgaben des Onlinezugangsgesetz erfüllt. Viele unserer Dienstleistungen stehen rund um die Uhr und ortsunabhängig zur Verfügung. Aufgrund des dadurch entstandenen zeitlichen Freiraums, können wir noch individuellere Beratungsangebote unterbreiten und nochmals besser auf die persönlichen Wünsche unserer Kundinnen und Kunden eingehen.“
Alle aktuellen elektronischen Services der Bundesagentur für Arbeit für Bürgerinnen und Bürger – die sogenannten eServices - sind unter https://www.arbeitsagentur.de/eservices gelistet.