Agentur für Arbeit: Gute Arbeit inklusive

Über 1.700 gehörlose Menschen arbeiten in Schleswig-Holstein laut der Einschätzung des Gehörlosenverbandes. Thomas Krause ist einer von ihnen. Der Glückstädter hat seit nun gut einem halben Jahr einen neuen Job. Seit Anfang Juni ist er im Hausmeisterdienst in der Agentur für Arbeit Neumünster beschäftigt.

06.02.2024 | Presseinfo Nr. 12

„Der Anfang war etwas schwierig. Aber wir haben uns ziemlich schnell aneinander gewöhnt. Die Arbeit macht Spaß und irgendwie sind wir wie eine kleine Familie. Einige Kolleginnen und Kollegen haben sogar ein paar Gebärden gelernt, damit wir uns noch besser verständigen können“, erklärt Thomas Krause mit Unterstützung einer Gebärdensprachdolmetscherin begeistert. Der Weg bis hier hin – bis zu dieser Zufriedenheit – hat etwas gedauert, hat sich aber auch für alle Seiten gelohnt.

Als Thomas Krause das erste Mal bei der Agentur für Arbeit in Itzehoe war, stand er noch in einem anderen Beschäftigungsverhältnis. Er ahnte aber bereits, dass er seinen Job im Lager und Hausmeisterei in einem Klinikum verlieren würde. Rechtzeitige Information und Erkundigungen, was in seiner Situation möglich ist, war ihm wichtig. Ein gutes halbes Jahr später war es dann tatsächlich so weit.

 

Individuelle Unterstützung

Im Oktober 2022 übernahm Jürgen Klein die Betreuung des 50-jährigen. Jürgen Klein arbeitet bei der Agentur für Arbeit Itzehoe im sogenannten INGA-Team. „INGA ist eine Abkürzung für ‚Interne ganzheitliche Integrationsberatung'. Wir sind für Kundinnen und Kunden da, die aufgrund ihrer komplexen individuellen Situation einen besonderen Betreuungsbedarf haben“, erläutert Jürgen Klein. Thomas Krause sprach mit einem Gebärdensprachdolmetscher vor und machte deutlich, dass er gerne schnell wieder eine Arbeit aufnehmen möchte. „Ich bin noch jung. Ich will arbeiten und ‚Gas geben'“, erklärte er damals nachdrücklich. In der Zwischenzeit hatte sich der Glückstädter gründlich Gedanken gemacht und konnte sich eine Vollzeit-Beschäftigung im Garten- und Landschaftsbau oder eine ähnliche Tätigkeit wie zuvor, als Hausmeister, vorstellen. „Wir haben das dann ganz unkompliziert gemacht. Herr Krause hat sich die online Stellen rausgesucht, die ihn interessierten. Wir haben uns dann gemeinsam die Stelle genauer angeguckt. Wenn es gepasst hat, dann habe ich bei den Arbeitgebern angerufen und die Situation erklärt. Irgendwann tat sich dann die Stelle bei uns, im Hausmeisterdienst in der Agentur für Arbeit Neumünster, auf“, berichtet Jürgen Klein.

Eine Chance, die Thomas Krause sich nicht entgehen lassen wollte. Gemeinsam stiegen er und Jürgen Klein in den Bewerbungsprozess ein. „Schlussendlich fuhr ich mit Herrn Krause zum Vorstellungsgespräch. Er hat sich bestens präsentiert und auf ganzer Linie überzeugt“, erklärt Jürgen Klein. Auch am ersten Tag begleitete er den Glückstädter an seinen neuen Arbeitsplatz. „Eine absolute Win-win-Situation“, sagt Nicole Westphal, Teamleiterin des Hausmeistersdienstes und des Vor-Ort-Services. „Wir haben mit Herrn Krause einen motivierten und fachlich bestens geeigneten Mitarbeiter gewonnen. Er ist zufrieden und wir sind es auch!“

 

Lernen gehört für alle dazu

Die Kommunikation läuft über eine Handy-App, ein Tablet mit spezieller Software, den Computer und über Körpersprache. „Tatsächlich habe ich jetzt aber auch zehn Abende in der Volkshochschule verbracht und zumindest schon mal in Grundzügen eine neue Sprache gelernt: die Gebärdensprache. Das erleichtert schon viel im gegenseitigen Austausch. Obendrein weiß ich jetzt auch, was sonst noch in der Kommunikation mit gehörlosen Menschen wichtig ist, zum Beispiel ist es von grundlegender Bedeutung, eine deutliche Aussprache und damit ein klares Mundbild zu haben. Und man sollte einfach mehr als sonst für einen üblich gestikulieren“, erklärt Nicole Westphal. In absehbarer Zeit wird sie auch noch den Aufbaukurs absolvieren, finanziert von ihrem Arbeitgeber.

„Betriebe haben beizeiten nicht genügend Hintergrundwissen oder sogar Vorurteile und sind daher nicht bereit, sich der Herausforderung zu stellen, einem gehörlosen Bewerber eine Chance zu geben“, teilt Thomas Krause mit. „Ich bin froh, dass Herr Klein mich toll unterstützt hat und ich bin froh, dass die Agentur für Arbeit offen war und nicht gesagt hat ‚Gehörlos? Nein danke!'. Mir wurde die Chance gegeben, mich zu beweisen und darüber bin ich sehr glücklich!“

Von den Betroffenen wird das ‚Nicht-Hören-Können' an sich kaum als Einschränkung empfunden – für ‚Hörende' häufig schon. „Es sind ganz viele Dinge, die einem durch den Kopf gehen. Ich war versucht, sofort und auf der Stelle Lösungen zu finden. Aber Lösungen können sich auch ergeben. Mutig sein, sich drauf einlassen und flexibel reagieren können – das ist an dieser Stelle ganz wichtig“ macht Nicole Westphal klar. „Ich bin froh, dass wir diesen Mut hatten!“ Einen Tipp für Arbeitgeber hat sie dennoch parat: „Wenn ich es besser gewusst hätte, dann hätte ich mich unmittelbar nachdem ich erfuhr, dass Herr Krause das Vorstellungsgespräch mit Bravour bestanden hat, darum gekümmert, was es für Hilfsmittel und technische und Lösungen gibt. Dann wäre der Start für ihn und uns noch leichter gewesen. Aber so hat es auch geklappt und ich freu mich wirklich sehr, dass Herr Krause unser Team bereichert.“

Das Gespräch fand mit Unterstützung einer Gebärdensprachdolmetscherin des Gehörlosen-Verband Schleswig-Holstein e.V. statt.

 

Vielfalt leben – Inklusion bringt weiter

Die Bundesagentur für Arbeit (BA) macht sich stark für Inklusion in der BA und am Arbeitsmarkt.

Die BA möchte Strukturen verändern und das Bewusstsein für die Belange von Menschen mit Behinderungen schärfen. Deshalb hat sie einen Aktionsplan Inklusion entwickelt und daraus Maßnahmen abgeleitet. Diese sollen dafür sorgen, dass die von Deutschland 2009 ratifizierte UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) planvoll und zielgerichtet umgesetzt wird.

Weitere Informationen:  https://www.arbeitsagentur.de/ueber-uns/inklusion-bringt-weiter

https://www.arbeitsagentur.de/bakarriere/startseite

https://www.arbeitsagentur.de/vor-ort/heide/karriere