Jahresbilanz zum Ausbildungsmarkt 2023/2024

Agentur für Arbeit veröffentlicht gemeinsam mit IHK und HWK die Ergebnisse des vergangenen Ausbildungsjahres

Über 1.500 Jugendlichen nahmen die Dienstleistung der Berufsberatung in Anspruch

Ausbildungsbetriebe boten über 1.900 Ausbildungsplätze an

08.11.2024 | Presseinfo Nr. 75

Die Jahresbilanz bezieht sich auf den Agenturbezirk Heide, der die beiden Landkreise Dithmarschen und Steinburg umfasst.

Ausbildungsplatzbewerber

In der Zeit vom 01. Oktober 2023 bis zum 30. September 2024 beauftragten 1.526 Jugendliche und junge Erwachsene die Berufsberatung der Agentur für Arbeit Heide mit der Vermittlung einer betrieblichen Ausbildungsstelle. Dies waren 88 mehr (+6,1 Prozent) als im Vergleichszeitraum 2022/2023. Gut die Hälfte der Bewerberinnen und Bewerber konnte erfolgreich in eine Ausbildung integriert werden. Diejenigen, die nicht in eine Ausbildungsstelle eingemündet sind, haben – zum Teil mit der Unterstützung der Berufsberatung – alternative Lösungen gefunden. Sie entschieden sich zum Beispiel für den weiteren Schulbesuch, die Aufnahme eines Studiums oder eines Praktikums. Ferner mündeten aus dieser Gruppe Bewerber in eine betriebsnahe Qualifikation, wie z.B. eine Einstiegsqualifizierung oder eine berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme ein oder sie nahmen einen gemeinnützigen/sozialen oder Wehrdienst auf.

Bei den Berufswünschen der jungen Berufswählerinnen und Berufswähler hat es insgesamt betrachtet wenig Bewegung gegeben. Die Top-10 Berufe insgesamt stammen zum größten Teil aus den Bereichen des Handwerks sowie der Industrie und des Handels sind bis auf zwei Veränderungen dieselben geblieben. Die Berufe Beruf ‚Elektroniker/-in Energie- und Gebäudetechnik‘ und ‚Zimmerer/Zimmerin‘ sind neu in der Reihe der beliebtesten Ausbildungsberufe. Die Top-10 verlassen haben die Berufe ‚Fachinformatiker/in – Anwendungsentwicklung‘ und ‚Verwaltungsfachangestellte/-r – Kommunalverwaltung‘.

Weibliche Ausbildungsplatzsuchende wünschten sich wie im Vorjahr Berufe im Büro, im Gesundheitsbereich. Neu hinzugekommen sind die ‚Tischlerin‘ und die ‚Hotelfachfrau‘. Bei männlichen Bewerbern erfreute sich wie im Vorjahr mit Abstand der Beruf des Kfz-Mechatronikers großer Beliebtheit. Dem folgt der Beruf des ‚Verkäufers‘. Der ‚Tischler‘ verdrängte den ‚Fachinformatiker – Systemintegration‘ von Platz drei auf Platz vier. Der ‚Fachinformatiker‘ ist aber weiterhin mit zwei Schwerpunkten (Systemintegration und Anwendungsentwicklung) in den Top-10 vertreten. Neu hinzugekommen ist der Anlagenmechaniker – Sanitär-/Heiz- und Klimatechnik.

Gut 72 Prozent der Bewerberinnen und Bewerber verfügten über einen Abschluss der Sekundarstufe I (Erster allgemeinbildender Schulabschluss und Mittlerer Schulabschluss), 17 Prozent über eine Hochschulzugangsberechtigung (Fachhochschulreife, Allgemeine Hochschulreife) und ca. 11 Prozent hatten keinen Schulabschluss oder keine Angabe zum Abschluss gemacht.

101 Jugendliche und junge Erwachsene konnten keinen passenden Ausbildungsplatz finden. Dies sind knapp 2 Prozent weniger als im Vorjahr. Sie werden weiterhin von der Berufsberatung mit dem Ziel einer schnellen Integration unterstützt.

Martin Lieneke, Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Heide, freut sich, wenn alle Chancen, die der regionale Ausbildungsmarkt bietet, auch genutzt werden. „Wir haben einen sehr attraktiven Ausbildungsmarkt, der viele Möglichkeiten für alle jungen Menschen bietet. Unabhängig vom Schulabschluss hat jeder Ausbildungsinteressent hat eine gute Chance in eine Ausbildung einzumünden und einen Schritt in Richtung ‚sichere Zukunft‘ zu gehen. Wichtig ist nur, sich rechtzeitig zu kümmern, um alle Optionen bestmöglich ausschöpfen zu können.“ Unterstützend sieht er hier die Berufsberaterinnen und Berufsberater der Agentur für Arbeit Heide. Mit ihnen können die Jugendlichen in persönlichen Gesprächen Fähigkeiten herausarbeiten, Stärken erkennen und realistische Berufswünsche entwickeln. „Zusätzlich haben die Beratungsexpertinnen und -experten einen umfassenden Überblick über die freien Ausbildungsstellen und sind bei der Vermittlung der passenden Ausbildungsstelle gern behilflich“, erklärt Lieneke.

Ausbildungsstellen

Die Arbeitgeber der Kreise Dithmarschen und Steinburg teilten dem gemeinsamen Arbeitgeber-Service der Agentur Heide in der Zeit vom 01. Oktober 2023 bis zum 30. September 2024 1.920 Ausbildungsstellen zur Besetzung mit. Aufgeteilt auf die beiden Landkreise macht dies eine Anzahl von 1.023 Ausbildungsstellen für Dithmarschen (-23 Ausbildungsstellen, -2,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr) und 897 Ausbildungsstellen für Steinburg aus (-67 Ausbildungsstellen, -7,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr).

Im Vergleich zum Berichtsjahr 2022/2023 entstand somit über beide Kreise hinweg ein Rückgang von 90 Ausbildungsstellen (-4,5 Prozent).

Damit kamen rein rechnerisch betrachtet im Berichtsjahr 2023/2024 auf 100 betriebliche Ausbildungsstellen 80 Bewerberinnen und Bewerber (zum Vorjahreszeitraum waren es 72 Bewerberinnen und Bewerber).

Der überwiegende Teil der Ausbildungsplatzangebote kam aus den Bereichen des Handels und Verkaufs, des kaufmännisch-verwaltenden Bereichs sowie des Handwerks.

In der Gesamtheit, berichtet Carmen Carstensen, Ausbildungsberaterin bei der Handwerkskammer Flensburg, ist die Anzahl der Neuen Ausbildungsverträge im Handwerk aber zurückgegangen: „Die konjunkturellen Eintrübungen im Bereich des Bauhauptgewerbes haben hierbei womöglich einen Einfluss gehabt, zudem sind die Auswirkungen des demografischen Wandels für die Betriebe stärker zu spüren.“ Dennoch hat sie ein Highlight zu vermelden: „Erfreulich ist, dass in den Berufen des Nahrungsmittelhandwerks die Anzahl der neuen Ausbildungsverträge im Vergleich zum Vorjahr etwas zugenommen hat.“

Fast 90 Prozent der angebotenen Ausbildungsstellen erwarteten mindestens den Ersten allgemeinbildender Schulabschluss oder Mittleren Schulabschluss, 5 Prozent eine Hochschulzugangsberechtigung (Fachhochschulreife, Allgemeine Hochschulreife). Bei knapp über 5 Prozent der Ausbildungsplätze war der Schulabschluss nicht relevant oder es wurde keine Angabe zum Abschluss gemacht.

Zum Stichtag 30. September 2024 waren 428 der bei der Agentur gemeldeten Ausbildungsstellen noch unbesetzt. Damit kommen auf jeden unversorgten Bewerber rein rechnerisch betrachtet vier unbesetzte Ausbildungsplätze.

Unter den unbesetzten Ausbildungsstellen befanden sich überwiegend Angebote aus dem Wirtschaftszweig der freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen (darunter fallen zum Beispiel die Berufe ‚Rechtsanwalts- und Notariatsfachangestellt/-e‘, Steuerfachangestellte/-r‘, ‚Industriekauffrau/-mann‘ oder Technische/-r Produktdesigner/-in‘) und dem Zweig des verarbeitenden Gewerbes (dazu gehören zum Beispiel die Berufe ‚Industriemechaniker/-in‘, ‚Elektroniker/-in‘, ‚Mechatroniker/-in‘, ‚Anlagenmechaniker/-in‘ oder ‚Chemielaborant/-in‘.

Obwohl viele Ausbildungsplätze nicht besetzt werden konnten, setzt Lieneke auf die Arbeitgeber: „Es wäre wirklich gut, wenn die hiesigen Arbeitgeber ihre hohe Ausbildungsbereitschaft beibehalten und weiter Ausbildungsstellen melden. Ein großes Angebot an Ausbildungsstellen ist sowohl für die Betriebe als auch für die Bewerbenden wichtig. Ausbildung bedeutet Zukunft und Attraktivität – für die jungen Menschen und die heimische Wirtschaft!“ Diese Passungsprobleme werden sich seiner Auffassung nach auch zukünftig nicht verringern und die Herausforderung, den geeigneten Bewerber zu finden, wird bleiben. Daher weist er in diesem Zusammenhang auf den gemeinsamen Arbeitgeber-Service Westholstein hin. „Die Kolleginnen und Kollegen unseres Arbeitgeber-Services können aufgrund ihrer guten Kenntnis des Arbeits- und Ausbildungsmarktes die für das jeweilige Unternehmen passende Rekrutierungsstrategie herausarbeiten und dementsprechend beraten.“

 

Perspektive für das Ausbildungsjahr 2024/2025

Der Ausbildungsmarkt 2025 wird sowohl von Chancen als auch von Herausforderungen für Jugendliche und Arbeitgeber geprägt sein. Für Lieneke steht fest, dass an jede Option gedacht werden muss, um einerseits den jungen Talenten eine gute und sichere berufliche Perspektive zu geben und um andererseits die regionalen Arbeitgeber bei der Ausschreibung und Besetzung offener Stellen zu unterstützen. „Wir sollten nicht nachlassen, an die Fachkräfte von morgen zu denken und den regionalen Wirtschaftsstandort zu stärken.“

Dabei sieht er zwei Ansatzpunkte: „Einerseits ist es unsere Aufgabe Schülerinnen und Schüler auf den Übergang von der Schule zum Beruf vorzubereiten und diejenigen, die eine Ausbildung beginnen wollen, zu beraten und – sofern sie es wünschen – zu vermitteln. Wir werden also unser starkes Engagement in den Schulen beibehalten und unseren Fokus noch stärker auf junge Menschen mit Unterstützungsbedarf richten.“ In diesem Zusammenhang unterstreicht er auch den sinnvollen Einsatz von Förderangeboten der Agentur: „Das Berufsorientierungspraktikum, berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen oder die Einstiegsqualifizierung sind drei von mehreren Angeboten, mit denen wir Jugendliche auf dem Weg in die Ausbildung unterstützen können.“ Der zweite Hebel ist für den Agenturchef die Beratung von Arbeitgebern durch den gAG-S: „Wurde zum Beispiel an die Möglichkeit einer Verbundausbildung gedacht? Kommt für die Besetzung einer Ausbildungsstelle nur jemand in Frage, der gerade die Schule beendet hat oder ist es auch möglich die Stelle mit einer jungen Mutter oder einem jungen Vater im Rahmen einer Teilzeitausbildung zu besetzten? In der Ausbildung läuft es nicht so? Dann kann die ‚Assistierte Ausbildung‘ vielleicht den Ausbildungserfolg unterstützen.“ Die ‚Assistierte Ausbildung‘ (AsA) hilft jungen Berufswählern dabei, eine Ausbildung zu finden und abzuschließen – beispielsweise durch gezielte Nachhilfe. Sie kann auch, zugeschnitten auf die betrieblichen Rahmenbedingungen, für Arbeitgeber hilfreiche Entlastung sein. So sind zum Beispiel die Unterstützung bei der Auswahl eines Bewerbers, die Erstellung eines Qualifizierungsplans, Informationen zu zielgruppengerechten Ausbildungsmethoden oder die Stabilisierung des Ausbildungsverhältnisses durch sozialpädagogische Betreuung mögliche Angebote für Arbeitgeber im Rahmen der ‚Assistierten Ausbildung‘.

Arbeitgeber-Service für Ausbildungsbetriebe: 0800 – 4 5555 20 (kostenfrei)

Termine mit der Berufsberatung: 0800 – 4 5555 00 (kostenfrei)

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