Eine erste Bilanz des Ausbildungsjahres 2023 – Ausbildungsbereitschaft der Betriebe bleibt auf hohem Niveau

Agentur für Arbeit Helmstedt, Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade, Industrie- und Handelskammer Lüneburg-Wolfsburg und Industrie- und Handelskammer Braunschweig bilanzieren das bisherige Ausbildungsjahr 2023.

10.11.2023 | Presseinfo Nr. 62

Im Bezirk der Agentur für Arbeit Helmstedt, zu dem auch Wolfsburg und Gifhorn gehören, meldeten sich vom 1. Oktober 2022 bis 30. September 2023 1.881 Jugendliche bei der Berufsberatung der Agentur für Arbeit. Das sind 21 (1,1 Prozent) weniger als im vorherigen Berufsberatungsjahr und entsprach damit ungefähr dem Vorjahresniveau. 48 Bewerberinnen und Bewerber galten mit Stand 30.09. noch als unversorgt und damit 3 oder 6,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Auch die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen blieb nahezu konstant im Vergleich zum Vorjahr. Insgesamt 2.610 Ausbildungsplätze wurden von ausbildenden Unternehmen und Institutionen bei der Arbeitsagentur und den angeschlossenen Jobcentern gemeldet, das waren 9 (0,3 Prozent) weniger als im September 2022. 281 dieser Ausbildungsplätze waren mit Stand 30.09. unbesetzt. Das waren 11 oder 3,8 Prozent weniger als im Vorjahresvergleich.

„Knapp 300 Ausbildungsplätze gelten in unserem Bezirk derzeit noch als unbesetzt. Wenngleich das Ausbildungsjahr bereits begonnen hat, möchten wir an alle appellieren, die sich vorstellen können, jetzt noch mit einer Ausbildung zu starten, sich bei unseren Beraterinnen und Beratern zu melden. Es ist noch nicht zu spät für den Berufsstart. Wir unterstützen gemeinsam mit unseren starken Partnerinnen und Partnern die Nachvermittlung in die Ausbildung weiterhin bis in das neue Jahr hinein. Hoffnung machen möchten wir auch denjenigen, die derzeit noch nicht das passende für sich gefunden haben. Den Kopf in den Sand zu stecken, ist keine Lösung! Wir unterstützen auch mit alternativen Möglichkeiten und beraten dazu gern in den Agenturen für Arbeit, den Jugendberufsagenturen und den Jobcentern“, fasst Ulf Steinmann, Leiter der Agentur für Arbeit Helmstedt, die Situation zusammen.

 

Entwicklung der abgeschlossenen Ausbildungsverträge in der Region

Die Berichterstattung der Agentur für Arbeit Helmstedt berücksichtigt das bei Arbeitsagentur und den angeschlossenen Jobcentern gemeldete Angebot und die gemeldete Nachfrage für betriebliche Ausbildungen. Eine erste Übersicht der eingetragenen Ausbildungsverträge in der jeweiligen Zuständigkeit bieten die Handwerkskammer und die Industrie- und Handelskammern mit dem Stand 30. September. Eine Gesamtübersicht über alle abgeschlossenen betrieblichen Ausbildungen steht erst Anfang 2024 zur Verfügung.

Bei den Lehrverträgen in ihrem Bezirk verzeichnete die Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade Ende Oktober 4.660 neue Abschlüsse. In der Region Braunschweig gab es Ende Oktober 1.662 neue Lehrverträge und damit 106 oder rund sieben Prozent mehr als im Vorjahr. Das ist gegenüber den Zahlen vom 30. September noch einmal eine Steigerung um 246 Verträge. „Trotz dieser erfreulichen Zahlen suchen aber viele Betriebe unverändert nach Auszubildenden und können die offenen Lehrstellen nicht besetzen“, sagt Claudia Meimbresse, Leiterin des Geschäftsbereichs Berufliche Bildung. „Angesichts des enormen Fachkräftebedarfs im Handwerk kann es nicht sein, dass jedes Jahr Hunderte von Ausbildungsplätzen, die unsere Handwerksbetriebe anbieten, unbesetzt bleiben. Als Wirtschaft und Gesellschaft können wir uns das nicht leisten.“ Bedarf melden vor allem die Betriebe im Elektro- und Metallbereich sowie im Nahrungsmittelhandwerk. Aber auch in der Sanitär-, Heizungs- und Klimabranche werden noch Auszubildende gesucht. Laut Meimbresse besteht daher Handlungsbedarf: „Wir müssen die Karriere- und Berufschancen im Handwerk noch bekannter und sichtbarer machen, damit nicht nur junge Menschen, sondern vor allem auch ihre Eltern eine handwerkliche Ausbildung als gleichwertig mit einem Studium und als lohnende Perspektive ansehen.“ Die Berufsorientierung an allen allgemeinbildenden Schulen, vor allem auch an Gymnasien, müsse gestärkt und ausgebaut werden. „Unser Land steht vor großen Zukunftsaufgaben, die es nur mit dem Handwerk bewältigen kann: Klimaschutz, Energie- und Mobilitätswende, Digitalisierung und die Versorgung einer immer älter werdenden Bevölkerung: Für all das braucht es qualifizierte Handwerkerinnen und Handwerker, die diese Vorhaben umsetzen.“ Es läge daher im Interesse aller, wieder mehr junge Menschen für eine Ausbildung im Handwerk zu gewinnen. „Denn die unbesetzten Ausbildungsstellen von heute sind die fehlenden Fachkräfte von morgen.“, so Meimbresse.

Zum 30. September verzeichnet die Industrie- und Handelskammer Lüneburg-Wolfsburg (IHKLW) im gesamten Bezirk 3.696 neue Ausbildungsverträge in IHK-Berufen – 5,8 Prozent mehr als im Vorjahr. In Wolfsburg sind es mit 754 Neuverträgen 5,2 Prozent mehr als im Vorjahr. Im Landkreis Gifhorn weist die IHKLW-Statistik 354 neue Ausbildungsverträge aus. Das sind 30 Verträge mehr als 2022. „Die Zahlen liegen noch unter Vor-Corona-Niveau“, sagt Heidrun von Wieding, Ausbildungsexpertin und IHKLW-Teamleiterin ´Fachkräfte entwickeln´: „Aber im Vergleich zum Vorjahr steigt die Zahl neuer Ausbildungsverträge in unserem Kammerbezirk deutlich und noch stärker als im Vorjahr. Dieser Trend zeigt: Unternehmen halten trotz aller Herausforderungen, die Kriege und Energiekrise mit sich bringen, an der dualen Ausbildung fest und investieren in ihre Zukunft.“ Der Fachkräftemangel spielt Berufseinsteigern in die Karten. Ihnen stehen alle Türen offen, Ausbildungsunternehmen buhlen mit attraktiven Angeboten um kluge Köpfe. „Unternehmen müssen sich dem Wettbewerb um die besten Köpfe mehr denn je stellen“, sagt Heidrun von Wieding: „Es geht darum, so viele junge Menschen wie möglich für die Berufsausbildung zu begeistern und teils mit mehr Unterstützung als sonst zum erfolgreichen Abschluss zu führen. Auch Zielgruppen wie Menschen mit Flucht- oder Migrationshintergrund rücken stärker ins Blickfeld.“ Die Zeichen der Zeit stehen gut für Berufseinsteiger. „Wer dicht an der Praxis lernen will, findet in den rund 300 dualen Ausbildungsberufen in Industrie, Handel, Dienstleistungen, Pflege und Handwerke viele Möglichkeiten”, sagt Heidrun von Wieding: “Und danach ist alles offen: ob klassisches oder duales Studium oder auch das Erreichen von Bachelor- oder Masterniveau über berufsbegleitende IHK-Fortbildungen. Die Karriereoptionen sind zeitlich und inhaltlich unbegrenzt. Eine Ausbildung ist somit eine hervorragende Grundlage für weitere Schritte auf der Karriereleiter.“

„Junge Menschen haben heute mehr denn je gute Chancen einen Ausbildungsplatz zu finden,“ sagt Dr. Kirsten van Elten, Abteilungsleiterin Beruf & Bildung bei der IHK Braunschweig. Dies liege unter anderem an der weiterhin hohen Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen sowie am gestiegenen Bedarf an qualifizierten Fachkräften. Herausfordernd sei dabei jedoch, dass vielen jungen Menschen die Vorzüge einer dualen Ausbildung nicht vollumfänglich bekannt seien.

„Es ist nach wie vor essenziell Karriereperspektiven, Chancen und die Vorteile der Beruflichen Bildung in ihrer Gesamtheit sichtbar zu machen. Aber auch die Passung zwischen Schülern und Betrieben wird in der Zukunft ein wichtiges Thema sein. Wir alle arbeiten daran, dies und weiteres in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken“, beschreibt van Elten. In diesem Zusammenhang bieten Kampagnen wie beispielsweise Moin Future und die bundesweite IHK-Ausbildungskampagne „jetzt#könnenlernen“ eine Orientierung bei dem großen und sehr unterschiedlichen Ausbildungsangebot, aber auch verschiedenste Angebote im Bereich der Berufsorientierung.

Mit Blick auf den gesamten Bezirk der IHK Braunschweig zeigt sich die Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen weiterhin ungebrochen. Jedoch haben auch in diesem Jahr nationale und internationale Krisen Einfluss auf die Wirtschaft und damit auch auf die Ausbildungssituation. „Viele Unternehmen stehen vor unterschiedlichsten Herausforderungen. Dass wir, wie auch im letzten Jahr, einen leichten Anstieg der eingetragenen Ausbildungsverträge verzeichnen können, macht mir Hoffnung“, sagt die IHK-Abteilungsleiterin. Insgesamt wurden bei der IHK Braunschweig bis zum 30. September 2.311 Ausbildungsverträge eingetragen – ein Prozent mehr als im Vorjahr. Die größten Anstiege verzeichnete die Kammer dabei im Metallbereich. Im Landkreis Helmstedt sank die Zahl der eingetragenen Ausbildungsverhältnisse um 15,7% auf 118 neu eingetragene Ausbildungsverträge.