- Verhältnis Bewerber je Ausbildungsstellen durch Rückgang auf Stellen- und Bewerberseite leicht verbessert: 115 Bewerber auf 100 Stellen (Vorjahr 118 Bewerber auf 100 Stellen)
- Zahl der gemeldeten Bewerber und Stellen rückläufig
- 170 Bewerber suchen im Wittekindkreis noch einen Ausbildungsplatz, 63 Stellen sind noch unbesetzt
Im Kreis Herford meldeten sich bis Ende September 1.989 Bewerber. Im Vergleich zum vorherigen Berichtsjahr haben sich somit aus dem Kreis Herford 100 oder 4,8 Prozent weniger Bewerber bei der Berufsberatung der Agentur für Arbeit Herford gemeldet. Gleichzeitig wurden dem Arbeitgeberservice im Berichtsjahr 2021/2022 für den Kreis Herford 1.796 Ausbildungsstellen gemeldet, 46 oder 2,5 Prozent weniger als im Vorjahr.
„Wir haben in diesem Jahr leider einen Rückgang, sowohl bei den Bewerbern als auch bei den Stellen. Das löst natürlich insbesondere im Anbetracht des demografischen Wandels Sorge aus“, so Frauke Schwietert, Leiterin der Herforder Arbeitsagentur.
„Es ist vollkommen verständlich, dass Unternehmen aufgrund der derzeitigen unsicheren Situation, ausgelöst durch den Ukraine-Krieg, die Energie-Krise, und Inflation – das alles noch während einer Pandemie – andere Themen beleuchten müssen und durch gestiegene Kosten auch Stellenmeldungen zurückfahren“, so die Expertin. „Dennoch sind Auszubildende die Fachkräfte von morgen und somit für die erfolgreiche Zukunft eines Unternehmens unabdingbar. Andere Dinge mögen aktuell in den Betrieben in den Vordergrund gerückt sein, Ausbildung ist jedoch eine strategische und zukunftsorientierte unternehmerische Entscheidung. Der demografische Wandel pausiert nicht, nur, weil es aktuell auch viele andere Herausforderungen gibt. Wer das jetzt aus dem Auge verliert, wird in wenigen Jahren die Auswirkungen stark spüren“, betont sie.
Zeitgleich gibt es aber auch wesentlich weniger Bewerber am Markt. „Neben dem demografischen Wandel und auch der Studierneigung der Jugendlichen, Faktoren, die für sich genommen schon einen Rückgang der Bewerberzahlen verursachen würden, hat sich in den letzten Jahren eine starke Verunsicherung bei den Jugendlichen breit gemacht. Zum einen fehlen vielen Jugendlichen seit Frühjahr 2020 die Praktika und andere wichtige Elemente in der Berufsorientierung. Zum anderen lassen Zukunftssorgen, ausgelöst durch Gefahren wie den Klimawandel, die Pandemie, und zuletzt auch durch den Ukraine-Krieg, junge Menschen in ihrer Zukunftsplanung innehalten. Diese Reaktionen sind verständlich und nachvollziehbar, für die heimische Wirtschaft langfristig aber nicht gut. Deshalb lassen wir nicht nach, die Jugendlichen intensiv zu begleiten und zu beraten, damit wir wieder mehr Jugendliche für eine duale Ausbildung begeistern können“, fügt die Agenturleiterin hinzu.
Auch die beiden Kammern ziehen Bilanz zum vergangenen Berichtsjahr und dem nun begonnenen Ausbildungsjahr.
IHK: Duale Berufsausbildung trotzt dem Fachkräftemangel
Vorjahresniveau der Neueintragungen von Ausbildungsverträgen schon jetzt erreicht
„Nachdem sich der Ausbildungsmarkt im vergangenen Jahr bereits gut von den Auswirkungen der Pandemie erholt hat, konnten der Erfolg in diesem Jahr noch übertroffen werden“, freut sich Ute Horstkötter-Starke, Geschäftsführerin Berufliche Bildung der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld (IHK), über die positive Zahl der neueingetragenen Ausbildungsverträge in Ostwestfalen. Im vergangenen Jahr seien insgesamt 6.806 neue Ausbildungsverträge bei den IHK-Mitgliedsunternehmen verzeichnet worden. In diesem Jahr belaufe sich die Zahl Anfang Oktober auf 7.064.
Der Kreis Herford verzeichne ein Plus von 1,9 Prozent bei den neu eingetragenen Ausbildungsverträgen im Vorjahresvergleich. Die Entwicklung zwischen den kaufmännischen Berufen mit einem Minus von 1,4 Prozent (Vorjahr: + 2,1 Prozent) und den gewerblich-technischen Ausbildungsberufen mit einem Plus von 6,8 Prozent (Vorjahr: + 12,4 Prozent) verlaufe jedoch unterschiedlich.
„Wir sehen eine starke Entwicklung im gewerblich-technischen Bereich. Besonders Fachinformatikerinnen und Fachinformatiker erfahren einen großen Zuwachs, der durch die fortschreitende Digitalisierung in den Unternehmen aller Branchen bedingt ist. Das ist erfreulich und beweist, dass die Duale Berufsausbildung generell ein sicherer Weg ist, dem bestehenden Fachkräftemangel zu begegnen und den Bedarf der Wirtschaft zu decken“, resümiert Horstkötter-Starke. Insgesamt seien die Zahlen der neu eingetragenen Ausbildungsverträge positiv. Dennoch sei die Zahl der unbesetzten Ausbildungsstellen 2021 in Ostwestfalen erstmals höher gewesen, als die Zahl der unversorgten Bewerberinnen und Bewerber. Dieser Trend setze sich auch in diesem Jahr fort. Für die Zukunft gelte es also alles daranzusetzen, die Berufsorientierung der Jugendlichen zu unterstützen und zu fördern. Dazu gehöre zum Beispiel Kooperationen zwischen Unternehmen und Schulen zu vermitteln oder Besuche von Auszubildenden in Schulen, den sogenannten Ausbildungsbotschafterinnen und -botschaftern, zu organisieren, die in Abgangsklassen über ihre Ausbildung berichten. Insbesondere die Berufswahlorientierungsplattform www.ausbildungschance-owl.de, die gemeinsam von der IHK Ostwestfalen zu Bielefeld, der IHK Lippe zu Detmold und der Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe zu Bielefeld betrieben wird, spiele hier eine große Rolle. „Wir planen derzeit die Angebote der Plattform rund um die berufliche Ausbildung zu erweitern, um noch mehr junge Menschen zu erreichen, sie über ihre Ausbildungschancen zu informieren und unkompliziert mit den Unternehmen zu vernetzten“, erklärt Horstkötter-Starke. „Wir setzen alles daran, jungen Menschen zukünftig eine noch nachhaltigere Berufswahlvorbereitung bei ihrer Karriereplanung ermöglichen können und so dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.“
Handwerkskammer: Immer mehr junge Menschen finden im Handwerk ihre Zukunft (Kreis Herford)
Immer mehr junge Menschen erkennen, dass sie mit einem Handwerksberuf die Zukunft aktiv gestalten können“, erklärte Carl-Christian Goll, Geschäftsführer Berufsbildung der Handwerkskammer OWL. Zum 30. September verbucht das Handwerk in Ostwestfalen-Lippe ein Plus von knapp 4 Prozent bei den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen, das entspricht insgesamt 3.923 neuen Auszubildenden im Handwerk. „Ob Energie-, Klima- oder Mobilitätswende: Im Handwerk haben junge Menschen die Möglichkeit, richtig etwas zu bewegen“, so Goll. Insgesamt absolvieren im OWL-Handwerk über 11.000 junge Menschen eine Ausbildung im Handwerk.
Im Kreis Herford blieb die Anzahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge auf dem starken Vorjahresniveau. Besonders die Ausbildungsberufe Kraftfahrzeugmechatroniker/-in, Elektroniker/-in und Anlagenmechaniker/-in für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik sind bei jungen Menschen im Kreis Herford besonders gefragt. Gleichwohl gibt es im regionalen Handwerk noch eine Vielzahl an freien Ausbildungsplätzen. „Alle Interessierten, die eine Ausbildung absolvieren möchten, können auch jetzt noch Ausbildungsverträge abschließen und sofort durchstarten“, betonte Goll.
Das Beratungsteam der Handwerkskammer unterstützt unter der Telefonnummer 0521 5608 333 alle Interessierten dabei, Lösungen zu finden, die einen späteren Start ermöglichen. Freie Plätze sind außerdem unter www.ausbildungschance-owl.de oder der Lehrstellenbörse der Handwerkskammer OWL aufgeführt.
Abschließend sind sich die Ausbildungskonsenspartner einig: „Die Nachwuchssicherung und die Investition in die duale Ausbildung ist entscheidend für die wirtschaftliche Zukunft unserer Region. Die demografische Entwicklung, die Digitalisierung und der daraus resultierende Fachkräftebedarf sind weiterhin große Herausforderungen für alle Beteiligten am Ausbildungsmarkt.“
Um noch suchenden Jugendlichen und Unternehmen zu helfen, haben die IHK Ostwestfalen, die HWK Ostwestfalen-Lippe, gemeinsam mit den Jobcentern und den Arbeitsagenturen in Ostwestfalen Nachvermittlungsaktionen durchgeführt. So auch im Kreis Herford: Am 27.10. haben Kammern, das Jobcenter Herford und die Berufsberatung der Agentur für Arbeit Herford gemeinsam daran gearbeitet, noch möglichst viele Jugendliche mit Ausbildungsstellen zusammenzubringen. Insgesamt 21 Jugendliche wurden im Kreis Herford zu noch offenen Stellen beraten.
Zum Thema Nachvermittlung, aber auch zum Ausbildungsstart 2023 unterstützt der Arbeitgeberservice der Arbeitsagentur Unternehmen bei der Besetzung freier Ausbildungsplätze kostenfrei unter 0800 4555520. Junge Menschen, die Hilfe bei der Ausbildungssuche benötigen, melden sich jederzeit unter 05221 985 678 bei der Berufsberatung an.