Steven Müller steht mitten im Leben. Seit vielen Jahren ist er bereits als Helfer bei der Maschinenbau Hebrock GmbH in Hüllhorst tätig, als er sich dazu entscheidet, seinen Berufsabschluss nachzuholen. Mithilfe der Fördermöglichkeiten des Qualifizierungschancengesetzes kann er dies tun – ohne finanzielle Einbußen.
Es war das Pandemiejahr 2020, in dem Steven Müller sich entschied, beruflich einen neuen Schritt zu wagen. Mit dem Wunsch, seinen Berufsabschluss als Feinwerkmechaniker in der Fachrichtung Maschinenbau nachzuholen, ist er auf seinen Arbeitgeber, die Firma Maschinenbau Hebrock in Hüllhorst, zugegangen. "Mir war es wichtig, einen Abschluss in der Hand zu haben, mit dem ich mich auch zukünftig auf dem Arbeitsmarkt behaupten kann. Die Nachfrage nach Fachkräften ist da ja groß, sodass mir mit Berufsabschluss völlig neue Wege offenstehen. Und nicht zuletzt ist die Bezahlung als Fachkraft natürlich viel attraktiver", erinnert sich der heute 30-Jährige zurück.
Gemeinsam mit Werksleiter Gerald Steffen und Ausbilder Florian Lorenz besprach man die Möglichkeiten, zog dann den Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit zur Beratung hinzu. Am Ende fiel die Wahl auf eine Umschulung im Rahmen des Qualifizierungschancengesetzes. "Das war für beide Seiten die gewinnbringendste Option. Steven hätte natürlich auch eine reguläre Ausbildung machen können, was aber bei rund 50 Kilometern Arbeitsweg schon rein finanziell nicht zu stemmen gewesen wäre. Eine Prüfung komplett ohne theoretische Vorbereitung ist sicherlich auch eher schwierig", so Steffen.
Also fiel die Wahl auf die verkürzte Ausbildung in Form einer zweijährigen Einzelumschulung – nicht zuletzt auch wegen der finanziellen Unterstützung. Natalia Kunkel vom Arbeitgeber-Service berichtet: "Das Qualifizierungschancengesetz ermöglicht die Beschäftigtenförderung, und insbesondere bei abschlussorientierten Maßnahmen zu interessanten Konditionen. Während der Umschulung erhält Steven Müller weiterhin sein Gehalt. Für den weiterbildungsbedingten Arbeitsausfall erhält Fa. Hebrock einen Zuschuss zum Arbeitsentgelt. Zusätzlich erhalten Umschüler, so auch Herr Müller, eine Prämie über 1.000 Euro nach bestandener Zwischenprüfung und noch einmal 1.500 Euro nach bestandener Abschlussprüfung." Ein Umstand, der Steven Müller den Berufsabschluss erst ermöglichte. "Alles andere wäre finanziell einfach nicht machbar gewesen", betont er.
Einfach ist der Weg aber sicherlich nicht: Man müsse erst das "Lernen wieder Lernen", berichtet der Umschüler. "Man musste erstmal wieder reinkommen. Es wird einem der Abschluss eben nicht in den Schoß gelegt. Aber das ist auch richtig so." Die Berufsschule besucht Steven Müller in Löhne.
Für das 1980 gegründete Unternehmen Hebrock, das Kantenanleimmaschinen für Tischler, Schreiner und Möbelbauer herstellt, ist die Chance, einen bekannten, zuverlässigen Mitarbeiter zur Fachkraft weiterzubilden, ein enormer Vorteil.
Gerald Steffen kennt das Problem des Fachkräftemangels nur zu gut, möchte deshalb alles tun, um Mitarbeiter zu qualifizieren und auch zu halten. "Was gibt es besseres, als Mitarbeitern aus dem eigenen Unternehmen so etwas zu ermöglichen – den Berufsabschluss nachholen, ohne große finanzielle Nachteile? Wir wussten, wir können das Herrn Müller zutrauen, denn wir kannten ihn schon, und auch andere Mitarbeiter werden dadurch motiviert, wenn sie sehen: Bei uns geht sowas. Es ist einfach eine Win-Win-Situation."
Dass so etwas einen positiven Einfluss auf die gesamte Mitarbeiterschaft haben kann, zeigen die Fakten: Nachdem Steven Müller 2020 seine Umschulung begonnen hatte, ist in diesem Herbst bei Hebrock ein weiterer Mitarbeiter in eine Umschulung gestartet, nachdem er den Erfolg von Steven Müllers Weiterbildung verfolgt hatte. "So etwas spricht sich rum, und dann ist er auf uns zugekommen und hat gefragt, ob so etwas für ihn nicht auch möglich wäre", erläutert Steffen.
Er selbst betont, er könne anderen Betrieben nur raten, derartige Qualifizierungsmöglichkeiten für ihre Mitarbeiter auszuschöpfen: "Den Fachkräftemangel kennen wir inzwischen fast alle. Duale Ausbildung ist wichtig, aber nicht der einzige Baustein zur Lösung dieses Problems. Man sollte derartige Angebote nutzen, denn: Es motiviert die Beschäftigten, und als Unternehmen weiß man bereits aus der vergangenen Zusammenarbeit, für welchen Mitarbeiter oder welche Mitarbeiterin man sich entscheidet."
Steven Müller steht kurz vor der Abschlussprüfung – im Dezember geht es damit los. Schulisch ist er gut, wenn er die Prüfungen nun auch besteht, ist seine letzte Hürde auf dem Weg zum ausgebildeten Feinwerkmechaniker genommen. Aber das ist für ihn nicht das Ende der Fahnenstange: Für ausgebildete Fachkräfte gibt es bei Hebrock vielzählige interne Weiterbildungs- und Aufstiegsmöglichkeiten, die Steven Müller dann offenstehen.
Unternehmen aus dem Kreis Minden-Lübbecke, die an einer Einzelumschulung oder sonstigen Beschäftigtenförderungen für ihre Mitarbeiter interessiert sind, können sich unter Minden.Arbeitgeber@arbeitsagentur.de oder 0800 4 5555 20 an den Arbeitgeber-Service wenden und dort eine individuelle Beratung erhalten.