„Die Sommerflaute ist auch am Arbeitsmarkt im Kreis Minden-Lübbecke angekommen“, stellt Frauke Schwietert, Leiterin der Herforder Arbeitsagentur, fest. „Nach einem kurzweiligen Rückgang der Arbeitslosigkeit im Mai ist mit Beginn der Sommerzeit im Juni auch die Arbeitslosigkeit wieder gestiegen.“
Dabei sieht sie die Gründe für den Anstieg aber nicht nur in der Saisonalität: „Sicherlich ist es nicht unüblich, dass die Arbeitslosigkeit im Sommer aufgrund von Faktoren wie Ausbildungsabschlüssen ohne Übernahme oder Schulabschlüssen eine Rolle spielt und wir sehen auch einen Anstieg der Arbeitslosigkeit bei den langzeitarbeitslosen Menschen im Bereich des Bürgergelds. Jedoch setzt die Flaute in diesem Jahr eher ein als sonst üblich. Das lässt darauf schließen, dass auch eine geschwächte Lage am Arbeitsmarkt einen Beitrag zu den steigenden Zahlen leistet.“
Auch die Zahl der Stellenmeldungen stützen diese These: „In diesem Monat haben wir 11 Prozent weniger Stellen gemeldet bekommen als im Mai. Insgesamt betrachtet ist der Stellenbestand um gut ein Viertel gesunken. Die aktuellen Krisensituationen stellen auch den Arbeitsmarkt vor zusätzliche Herausforderungen. Dennoch schwankt die Arbeitslosigkeit mit Blick auf die Entwicklung seit Beginn dieses Jahres weitestgehend in einem festen Rahmen. Das zeigt, dass die Unternehmen ihre Arbeitskräfte halten, aber bei Neueinstellungen verhalten reagieren.“
Arbeitslosigkeit
Die Zahl der Arbeitslosen ist im Kreis Minden-Lübbecke im Juni 2023 gestiegen. Insgesamt waren 9.915 Personen arbeitslos gemeldet. Verglichen mit den Zahlen des Vormonates sind dies 148 Personen oder 1,5 Prozent mehr. Im Vergleich zum Juni des Vorjahres steigt die Zahl der Arbeitslosen um 1.723 Personen bzw. 21,0 Prozent. Die Arbeitslosenquote beträgt im Juni 2023 5,8 Prozent. Vor einem Jahr belief sie sich auf 4,9 Prozent (+0,9 Prozentpunkte).
Entwicklung in der Arbeitslosenversicherung - SGB III
Im Bereich der Arbeitslosenversicherung wurden in diesem Monat 3.498 Personen gemeldet. Die Zahl hat sich im Vergleich zum Vormonat erhöht um 102 Personen bzw. 3,0 Prozent. Im Vorjahresvergleich bedeutet dies eine Erhöhung um 491 Personen oder 16,3 Prozent.
Entwicklung im Bereich des Bürgergelds - SGB II
Im Bereich des Bürgergelds sind 46 Arbeitslose mehr als im Vormonat und 1.232 mehr als im Vorjahr zu verzeichnen. Im Verhältnis entspricht dies +0,7 Prozent zum Vormonat bzw. +23,8 Prozent zum Vorjahr. Insgesamt sind es 6.417 Personen und damit 64,7 Prozent aller Arbeitslosen, die Bürgergeld gemäß SGB II beziehen.
Jugendarbeitslosigkeit
1.259 Arbeitslose sind im Berichtsmonat im Kreis Minden-Lübbecke unter 25 Jahre alt. Im Vormonat waren dies noch 57 weniger und im gleichen Monat des Vorjahres 358 weniger arbeitslose junge Menschen. Die prozentuale Veränderung beläuft sich somit auf +4,7 Prozent zum vorherigen Monat bzw. +39,7 Prozent im Vorjahresvergleich.
Arbeitslose ab 50 Jahre
Die Anzahl arbeitsloser Personen ab 50 Jahre ist im Vergleich zum Vormonat gestiegen (+22 Personen oder +0,8 Prozent). Im Vergleich zum Vorjahr sind es 274 Arbeitslose mehr (+10,3 Prozent). Insgesamt sind 2.937 Menschen ab 50 Jahre im Kreis Minden-Lübbecke betroffen.
Langzeitarbeitslose
Die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist im Kreis Minden-Lübbecke im Berichtsmonat gestiegen. 3.951 Personen waren länger als ein Jahr nicht sozialversicherungspflichtig beschäftigt, darunter beziehen 87,4 Prozent (3.454 Personen) Bürgergeld. Verglichen mit den Gesamtzahlen des Vormonates sind dies 365 Langzeitarbeitslose mehr. Im Vergleich zum Vorjahr steigt die Zahl dieser Arbeitslosen damit um 548 Personen.
Stellenangebot
Unternehmen aus dem Kreis haben in diesem Monat 496 Stellen gemeldet (-61 zum Vormonat). Im Bestand befanden sich insgesamt 4.248 offene Stellen, genauso viele wie im Vormonat und 1.442 weniger als im Vorjahresmonat.
DER ARBEITSMARKT IN OSTWESTFALEN-LIPPE
Die Arbeitslosigkeit in Ostwestfalen-Lippe ist im Juni gestiegen. Aktuell sind 64.283 Personen arbeitslos gemeldet, das ist eine Zunahme zum Vormonat um 627 Menschen oder 1,0 Prozent. Im Vergleich zum Juni 2022 liegt die Arbeitslosigkeit um 6.555 Menschen oder 11,4 Prozent höher. Die Arbeitslosmeldungen fallen im aktuellen Monat mit 11.487 Personen im Vergleich zum Vorjahresmonat um 578 geringer aus.
Die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist im Juni 2023 zum Vormonat gestiegen (+882; +3,6%). Im aktuellen Berichtsmonat sind 25.495 Personen länger als ein Jahr auf Arbeitssuche. Das sind 2,6 Prozent mehr als im Juni 2022. Der Anteil Langzeitarbeitsloser an allen Arbeitslosen beträgt aktuell 39,7 Prozent (2022: 43,1 %, 2021: 43,9 %, 2020: 32,6 %, 2019: 36,5% jeweils Juni).
Der Bestand an gemeldeten Arbeitsstellen, welche durch Jobcenter und Arbeitsagenturen in OWL angeboten werden können, geht aktuell weiter zurück und beträgt im Berichtsmonat 23.286 Stellen. Damit liegt der Stellenbestand 4.783 Stellen unter Vorjahreswert. Das Stellenangebot bewegt sich jedoch weiterhin auf einem vergleichsweise hohen Niveau. Im Juni 2023 wurden 2.979 freie Arbeitsstellen neu gemeldet. Im Vergleich zum Vorjahresmonat liegt der Stellenzugang damit 1.160 Stellen oder 28,0 Prozent niedriger.
Die niedrigste Arbeitslosenquote in unserer Region findet sich im Kreis Höxter (4,2%), gefolgt vom Kreis Gütersloh (4,3%), Kreis Lippe (5,1%), Kreis Paderborn (5,3%), Kreis Herford (5,5%), Kreis Minden-Lübbecke (5,8%) und der Stadt Bielefeld (8,2%). Insgesamt hat Ostwestfalen-Lippe eine Arbeitslosenquote von 5,6 Prozent (Vormonat 5,5 %, Vorjahr 5,1 %).
Kreis Minden-Lübbecke-Der Arbeitsmarkt im Juni 2023
Die Entwicklung des Arbeitslosenbestandes im Kreis Minden-Lübbecke
30.06.2023 | Presseinfo Nr. 119