- Verhältnis Bewerber zu Ausbildungsstellen fast gleichbleibend:
113 Bewerber auf 100 Stellen (Vorjahr 115 Bewerber auf 100 Stellen) - Zahl der gemeldeten Bewerber weitestgehend konstant, Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen im Kreis steigt
- 190 Bewerber suchen im Wittekindkreis noch einen Ausbildungsplatz, 92 Stellen sind noch unbesetzt
Im Kreis Herford meldeten sich bis Ende September 1.987 Bewerber. Im Vergleich zum vorherigen Berichtsjahr haben sich somit aus dem Kreis Herford 2 oder 0,1 Prozent weniger Bewerber bei der Berufsberatung der Agentur für Arbeit Herford gemeldet. Gleichzeitig wurden dem Arbeitgeber-Service im Berichtsjahr 2022/2023 für den Kreis Herford 1.843 Ausbildungsstellen gemeldet, 47 oder 2,6 Prozent mehr als im Vorjahr.
„Die Zahl der Ausbildungsstellen im Wittekindkreis ist in diesem Berichtsjahr wieder angestiegen. Im vorangegangenen Berichtsjahr konnten wir einen Rückgang beobachten, der uns etwas besorgt hatte, zumal der Kreis Herford im regionalen Vergleich ohnehin schon weniger Ausbildungsstellen pro Bewerber hat als üblich. Umso erfreulicher ist für uns die Erkenntnis, dass sich viele Unternehmen in diesem Jahr wieder entschieden haben, auszubilden – trotz der unsicheren wirtschaftlichen Situation“, so Frauke Schwietert, Leiterin der Herforder Arbeitsagentur.
Mit Blick auf die Bewerberzahlen sieht die Expertin zukünftig weitere Rückgänge: „Die Bewerberzahlen sind in diesem Berichtsjahr konstant geblieben, doch diese Stabilität ist in den nächsten Jahren nicht zu erwarten. Aktuell sehen wir nur den Beginn der Auswirkungen vom demografischen Wandel. In den nächsten Jahren wird sich dieser Effekt noch verstärken. Gerade deshalb ist es so wichtig, dass die Betriebe das Thema Ausbildung im Blick behalten – denn die Zahl der potenziellen Auszubildenden schrumpft kontinuierlich, der Ausbildungsmarkt wird zum Bewerbermarkt. Wir brauchen unsere Jugend als Fachkräfte für morgen. Da sind kreative Rekrutierungswege und attraktive Ausbildungsbedingungen gefragt.“ Neben der Ausbildung könnten auch abschlussorientierte Umschulungen oder Zuwanderung dabei unterstützen, den Fachkräftemangel zu überwinden. „Aber“, so Agenturchefin, „die duale Ausbildung ist und bleibt der wichtigste Pfeiler, um dem Fachkräftemangel entgegen zu wirken.“
Auch die beiden Kammern ziehen Bilanz zum vergangenen Berichtsjahr und dem nun begonnenen Ausbildungsjahr.
IHK: IHK-Ausbildungsberufe unverändert auf Wachstumskurs
„Für Jugendliche bietet eine Duale Ausbildung in Industrie-, Handels- und Dienstleistungs-berufen vielfältige Perspektiven“, betont Uwe Gößling, Referent gewerblich-technische Berufsausbildung der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld (IHK). „Die IHK betreut allein in Ostwestfalen 18.575 Ausbildungsverhältnisse. Das ist eine enorme Zahl.“ Damit sei schon Anfang Oktober dieses Jahres das Jahresendniveau von 2022 (18.147) überschritten. Auch bei der Zahl der neu eingetragenen Ausbildungsverträge stehen die Zeichen auf Wachstum: Im Vergleich zum Vorjahr liege die Zahl der neu eingetragenen Ausbildungsverträge in Ostwestfalen zum 30.9. um 2,7 Prozent höher.
Der Kreis Herford könne diesen Wert sogar noch übertreffen. Hier sei die Zahl der neu eingetragenen Ausbildungsverträge im Jahresvergleich um 4,0 Prozent gestiegen. Insgesamt konnten bis Anfang Oktober 1.009 neu eingetragene IHK-Ausbildungsverträge verzeichnet werden (2022: 970). Die Entwicklung der Berufe verlaufe unterschiedlich stark. Während sich bei den kaufmännischen Berufen ein leichtes Plus von 1,2 Prozent (Vorjahr: minus 1,4 Prozent) ergebe, konnten die gewerblich-technischen Berufe in Bielefeld ein gutes Plus von 7,9 Prozent (Vorjahr: plus 6,8 Prozent) verzeichnen und befänden sich somit auf sehr hohem Niveau.
„Das Interesse an den gewerblich-technischen Berufen steigt weiterhin an. Das werten wir als klares Bekenntnis zum Produktionsstandort Ostwestfalen“, resümiert Uwe Gößling. Insgesamt leiste die Duale Ausbildung in Industrie, Handel und Dienstleistung einen entscheidenden Beitrag zur Sicherung der Zukunftsfähigkeit der Betriebe. „Das starke Wachstum im Bereich der Kaufleute für Spedition und Logistikdienstleistung mit einem Plus von 63,6 Prozent beispielsweise zeigt nicht nur, dass dieser Beruf sehr attraktiv ist, sondern die Duale Ausbildung ein probates Mittel ist, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.“ Die Ausbildungsbereitschaft der IHK-Mitgliedsunternehmen sei enorm, und auch in diesem Jahr seien noch viele Ausbildungsstellen in den IHK-Betrieben zu vergeben.
Für die Zukunft gelte es also, alles daranzusetzen, die Berufsorientierung der Jugendlichen weiter zu unterstützen und zu fördern. Dazu gehöre aus IHK-Sicht, zum Beispiel Kooperati-onen zwischen Unternehmen und Schulen zu vermitteln oder Besuche von Auszubildenden - den sogenannten Ausbildungsbotschafterinnen und -botschaftern - zu organisieren, die in Abgangsklassen der Schulen über ihre Ausbildung berichten.
Insbesondere die Berufswahlplattform www.ausbildungschance-owl.de, die gemeinsam von der IHK Ostwestfalen zu Bielefeld, der IHK Lippe zu Detmold und der Handwerks-kammer Ostwestfalen-Lippe zu Bielefeld betrieben wird, spiele hier eine große Rolle. „Mit unseren Projekten unterstützen wir eine noch nachhaltigere Berufswahlvorbereitung junger Menschen mit dem Ziel, noch mehr Ausbildungsplätze zu besetzen“, erläutert Gößling.
Handwerkskammer: Die eigenen Fähigkeiten sinnstiftend einsetzen
Mit fast 3.900 neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen befinden sich die Ausbildungs-zahlen im ostwestfälisch-lippischen Handwerk weiterhin auf einem sehr hohen Niveau. Im Vergleich zum Rekordjahr 2022 ist die Anzahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverhältnisse zum 30. September zwar um 1,5 Prozent gesunken. „Dennoch verzeichnen wir das zweitbeste Ergebnis der letzten zehn Jahre und ich bin optimistisch, dass wir das leichte Minus bis Jahresende noch ausgleichen und damit die Erfolgsserie des OWL-Handwerks fortsetzen können“, erklärte Carl-Christian Goll, Geschäftsführer Berufsbildung der Handwerkskammer.
Im Kreis Herford konnte mit 436 neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen das starke Vorjahresergebnis sogar noch einmal um 4,1 Prozent getoppt werden. „Im Handwerk finden junge Menschen ausgezeichnete Jobperspektiven vor“, betonte Goll. „Wer Interesse an einer nachhaltigen Tätigkeit hat und die eigenen Fähigkeiten sinnstiftend einsetzen möchte, ist im Handwerk bestens aufgehoben“.
Insgesamt absolvieren im OWL-Handwerk derzeit knapp 11.000 junge Menschen eine Ausbildung im Handwerk. Ein Einstieg in die handwerkliche Berufsausbildung ist auch für Spätentschlossene weiterhin noch möglich. Gute Chancen einen Ausbildungsplatz mit Karriere-potenzial zu finden, gibt es in den sogenannten „Klimaberufen“ wie Elektroniker/in, Anlagenmechaniker/in für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik und Dachdecker/in, aber auch in den Lebensmittelgewerken stehen noch Ausbildungsangebote zur Verfügung. „Diejenigen, die eine Ausbildung absolvieren möchten, können auch jetzt noch Ausbildungsverträge abschließen und sofort durchstarten. Die Chance darauf, den Traumberuf im Handwerk zu finden, ist größer denn je“, erklärte Goll.
Um noch suchenden Jugendlichen und Unternehmen zu helfen, haben die IHK Ostwestfalen, die HWK Ostwestfalen-Lippe, gemeinsam mit den Jobcentern und den Arbeitsagenturen in Ostwestfalen Nachvermittlungsaktionen durchgeführt. So auch im Kreis Herford: Am 19.10. haben Kammern, das Jobcenter Herford und die Berufsberatung der Agentur für Arbeit Herford gemeinsam daran gearbeitet, noch möglichst viele Jugendliche mit Ausbildungsstellen zusammenzubringen.
Zum Thema Nachvermittlung, aber auch zum Ausbildungsstart 2024 unterstützt der Arbeitgeberservice der Arbeitsagentur Unternehmen bei der Besetzung freier Ausbildungsplätze kostenfrei unter 0800 4555520. Junge Menschen, die Hilfe bei der Ausbildungssuche benötigen, melden sich jederzeit unter 05221 985 678 bei der Berufsberatung an.