Christina Abruszat ist Leiterin des Experten-Teams für Rehabilitation und Schwerbehinderte Menschen bei der Agentur für Arbeit Herford. Rund 20 Menschen kümmern sich in der Behörde an der Hansastraße um die Anliegen und Bedarfe von Rehabilitanden und Menschen mit Behinderung. Zum Tag der Menschen mit Behinderung am 03. Dezember nimmt sie aber auch die Unternehmen in den Fokus.
Die Teamleiterin hat Erfahrung mit der betrieblichen Landschaft der Region: Viele Jahre hat sie auch den Arbeitgeber-Service der Agentur geleitet. Deshalb weiß sie: „Viele Unternehmen sind schon grundsätzlich offen für die Einstellung von Menschen mit Behinderung – schon alleine aus der eigenen Personalnot heraus.“ Das bedeute aber nicht, dass die Bereitschaft, Menschen mit Behinderung einzustellen, nur aus der Krise heraus entstehen würde: „Vielmehr ist es für einige Betriebe einer von mehreren Motivationsgründen – und das ist auch nachvollziehbar.“ Die langfristige Beschäftigung von schwerbehinderten Menschen steige zudem in den Kreisen Herford und Minden-Lübbecke: Waren es 2017 noch 5.944 Personen, hatte sich die Zahl rund vier Jahre später schon auf 6.493 Personen erhöht.
Dennoch gebe es durchaus noch Luft nach oben: „Für Unternehmen mit im Jahresdurchschnitt 20 betrieblichen Arbeitsplätzen gibt es eine Quote von Stellen, die von Menschen mit Schwerbehinderung besetzt werden müssen – können sie dies nicht, muss eine Ausgleichsabgabe gezahlt werden. In den Kreisen Herford und Minden-Lübbecke erfüllen laut den aktuellsten Daten aus dem Jahr 2021 nur 39,2 Prozent diese Mindestquote.“ Dabei sei der Anteil an schwerbehinderten Menschen, die ein Unternehmen beschäftigen müsse, um die Anforderungen zu erfüllen, nicht hoch: Lediglich 5 Prozent der Belegschaft müssten eine Schwerbehinderung aufweisen, um die Quote zu erreichen. „Plakativ ausgedrückt: Bei 20 Mitarbeitern ist das genau eine Person“, betont die Expertin.
Deshalb wünscht sie sich eine noch größere Offenheit: „Oft haben die Unternehmen vielfältige Bedenken: Der erhöhte Kündigungsschutz, mehr Urlaubstage, mögliche erhöhte Ausfallzeiten, aber auch Fragen der Finanzierung und Unterstützung bei besonderen Bedarfen der schwerbehinderten Beschäftigten. Vielen Betrieben fehlt da dann einfach die Zeit, sich intensiv mit diesen Fragestellungen zu beschäftigen. Und das verstehen wir auch – es wäre nur schade, wenn Bürokratie und der damit verbundene Aufwand die Gründe sind, warum Menschen mit Behinderung schlechtere Chancen am Arbeitsmarkt haben.“
Deshalb bietet das Team von Christina Abruszat auch eine Beratung für Arbeitgeber: Unter 05221 985 264 oder Herford.161-Reha@arbeitsagentur.de ist ihre Mitarbeiterin Miriam Pahl direkte Ansprechpartnerin für Unternehmen mit Fragen rund um die Einstellung von Menschen mit Behinderung. „Bei Bedarf vermittelt Frau Pahl auch an andere Stellen wie die einheitliche Ansprechstelle für Arbeitgeber, die in den meisten Belangen helfen – und vor allem Bürokratie und Aufwand erheblich reduzieren kann.“