Am 07. März ist Equal Pay Day – ein Tag, der auf die Diskrepanzen von Entgelten zwischen Frauen und Männern aufmerksam macht. Annette Budzynski, Beauftragte für Chancengleichheit, hat sich die aktuellsten Entgeltzahlen für die Kreise Herford und Minden-Lübbecke angesehen um zu klären: Wie ist die Entgeltverteilung wirklich? Gibt es die viel thematisierte „Gender Pay Gap“?
„Kurz zusammengefasst: Ja, es gibt die Gender Pay Gap wirklich, auch noch im in den 2020er Jahren“, so Annette Budzynski. „Im Jahr 2021 verdienten vollzeitbeschäftigte Frauen über alle Berufe im Kreis Herford im Median rund 11 Prozent weniger als vollzeitbeschäftigte Männer, im Kreis Minden-Lübbecke sogar 12 Prozent weniger. Das sind die Daten und Fakten, sie sind nicht von der Hand zu weisen.“ In absoluten Zahlen stellt sich das wie folgt dar: Männer verdienten 2021 im Kreis Herford im Median 3.395 Euro, Frauen 3.014 Euro. Im Kreis Minden-Lübbecke konnten die Männer ein monatliches Bruttogehalt von 3.491 Euro verbuchen, während bei den Frauen 3.074 Euro auf dem Brutto-Konto landeten.
Die gute Nachricht ist: Die Lücke scheint sich in den letzten Jahren zu schließen. „2017 betrug die Lücke zwischen dem Mediangehalt von Frauen und Männern noch 14,5 Prozent im Kreis Herford und 14,8 Prozent im Kreis Minden-Lübbecke. Wir befinden uns also sehr langsam auf dem Weg der Annäherung. Wenn diese sich in dieser Geschwindigkeit fortsetzt, wird es aber trotzdem noch 10 bis 20 Jahre dauern, bis wir ein wirklich gleiches Medianentgelt haben“, stellt Budzynski fest. Das müsse schneller gehen.
Betrachtet man das Gehalt auf die Berufsgruppen verteilt, fällt eine Ursache für die unterschiedlichen Medianentgelte von Mann und Frau auf: „Berufe in denen prozentual mehr Frauen beschäftigt sind, wie zum Beispiel die Reinigungsberufe, die Gastronomie, Verkaufsberufe und ja – auch die Arzt- und Praxishilfen – sind unterdurchschnittlich bezahlt. Hier müsste sich etwas an der Wertschätzung dieser Berufsbilder ändern, und damit einhergehend an der Bezahlung.“
Die Daten zum Entgelt betrachten – der Vergleichbarkeit halber – nur die Gehälter von Vollzeitbeschäftigten. „Zieht man jetzt noch in Betracht, dass immer noch mehr als die Hälfte aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten Frauen, auch aufgrund familiärer Verantwortungen, in Teilzeit arbeiten – bei Männern sind es weniger als 10 Prozent – ist die finanzielle Lücke noch deutlicher ausgeprägt“, so Budzynski. Sie bilanziert: „Die Gender Pay Gap existiert. Die Zahlen liegen vor, betrachtet man sie im Kontext, werden die Wechselwirkungen zwischen verschiedensten Aspekten deutlich. Das zeigt: Unsere Gesellschaft ist auf dem Weg zur realen Gleichberechtigung – aber wir sind noch lange nicht am Ziel.“
Der Equal Pay Day ist der zweite von drei Aktionstagen Anfang März, die Frauen in den Fokus stellen: Am 01. März fand der Equal Care Day statt, am 08. März der bekannte Weltfrauentag. Aufgrund der Wichtigkeit dieser Thematik beteiligt sich Annette Budzynski deshalb auch an den Aktionstagen „Frauen 2023“ der Arbeitsgemeinschaft kommunaler Gleichstellungsstellen im Kreis Herford. Gemeinsam mit der Beauftragten für Chancengleichheit des Jobcenters Kreis Herford, Anette Kuhn, bietet sie Veranstaltungen an. Am Dienstag, den 14. März, um 15 Uhr sowie am Mittwoch, den 15. März um 10 Uhr gibt es im Foyer des Elsbach-Hauses in Herford Informationen zum beruflichen Ein- und Umstieg. Die Vorträge der Beauftragten für Chancengleichheit und der Gleichstellungsstelle Herford richten sich besonders an geflüchtete Frauen und Migrantinnen. Eine kostenlose Ausstellung zum Thema „Geschichten, die Frauen Mut machen“ rahmt das Programm ein.