Das Berichtsjahr 2023/2024 am Ausbildungsmarkt

Kreis Herford

06.11.2024 | Presseinfo Nr. 173

  • Mehr Bewerber als Ausbildungsstellen im Berichtsjahr 2023/2024: 133 Bewerber auf 100 Stellen
  • Zahl der gemeldeten Bewerber weitestgehend konstant, Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen im Kreis sinkt deutlich
  • 204 Bewerber suchen im Wittekindkreis noch einen Ausbildungsplatz, 80 Stellen sind noch unbesetzt

Im Kreis Herford meldeten sich bis Ende September 1.983 Bewerber. Im Vergleich zum vorherigen Berichtsjahr haben sich somit aus dem Kreis Herford 4 oder 0,2 Prozent weniger Bewerber bei der Berufsberatung der Agentur für Arbeit Herford gemeldet. Gleichzeitig wurden dem Arbeitgeber-Service im Berichtsjahr 2023/2024 für den Kreis Herford 1.542 Ausbildungsstellen gemeldet, 301 oder 16,3 Prozent weniger als im Vorjahr.

Frauke Schwietert, Leiterin der Herforder Arbeitsagentur, betrachtet die Entwicklung im Kreis Herford: „Die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber bleibt konstant. Durch den deutlichen Rückgang bei den Ausbildungsstellenmeldungen bewegen wir uns dort eher wieder auf einem Niveau vor der Pandemie. Im Gesamtergebnis hat sich damit das Ungleichgewicht am Ausbildungsmarkt leider verstärkt.“
Die stabilen Bewerberzahlen freuen die Expertin: „Die Jugendlichen im Wittekindkreis zeigen damit weiterhin ihr Interesse an einer dualen Ausbildung. Junge Menschen sehen in der Ausbildung ihren Start in eine berufliche Zukunft. Der starke Rückgang der Stellenmeldungen nach drei Jahren auf einem höheren Niveau ist jedoch Grund, aufzuhorchen. Im Anbetracht der wirtschaftlich angespannten Lage ist es sicherlich nachvollziehbar, dass Betriebe zurückhaltend reagieren, aber aufgrund des demografischen Wandels sind Unternehmen mittelfristig auf neue Fachkräfte angewiesen“, so die Expertin.
Tatsächlich werden rund ein Viertel der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Menschen im Kreis in den nächsten zehn Jahren in Rente gehen. Deshalb appelliert die Agenturleiterin an die Unternehmen, ihr Ausbildungsengagement aufrecht zu erhalten und an die demografischen Entwicklungen der kommenden Jahre anzupassen.

Auch aktuell gibt es noch viele suchende Bewerberinnen und Bewerber: Der Start in das Berufsleben ist einer der wichtigen Schritte für eine erfolgreiche Karriere. 204 junge Menschen im Kreis suchen derzeit noch eine Ausbildung: „Ich hoffe, dass wir für einige von ihnen durch unsere gemeinsam mit den Kammern organisierten Nachvermittlungsaktion noch einen passenden Ausbildungsplatz finden können“, erläutert Schwietert und ergänzt:
„Ein Start in eine Ausbildung ist auch jetzt noch möglich, so haben Unternehmen noch 80 offene Ausbildungsstellen bei uns gemeldet und suchen weiterhin dringend Jugendliche.“ Unternehmen empfiehlt sie, auch jungen Menschen eine Chance zu geben, die auf den ersten Blick nicht die gewünschten Voraussetzungen erfüllen. „Wenn die Motivation für eine Berufsausbildung vorhanden ist, können wir mit einer bedarfsorientierten fachlichen oder sprachlichen Förderung individuell unterstützen.“

Auch die beiden Kammern ziehen Bilanz zum vergangenen Berichtsjahr und dem nun begonnenen Ausbildungsjahr.

IHK appelliert: Passungsprobleme dürfen den Ausbildungsmarkt nicht gefährden

Auf dem Ausbildungsmarkt ist aktuell noch einiges möglich. Am Stichtag 30. September sind die Neueintragungen in Industrie-, Handel- und Dienstleistungsberufen im Vorjahresvergleich rückläufig. Im Kreis Herford ist die Zahl der neu eingetragenen Ausbildungsverträge um 4,8 Prozent auf 961 gesunken (2023: 1.009). Während die gewerblichen Ausbildungsberufe ein Minus von 4,3 Prozent verzeichnen (420 Neueintragungen), kommen die kaufmännischen Berufsbilder auf ein Minus von 5,1 Prozent (541 Neueintragungen). „Leider sind die Ausbildungszahlen in diesem Jahr rückläufig, obwohl der Ausbildungsmarkt noch immer Potenzial bietet. Tatsächlich konnten viele Unternehmen ihre Ausbildungsplätze nicht vollständig besetzen“, betont Ute Horstkötter-Starke, Geschäftsführerin Berufliche Bildung der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld (IHK). Es bestehen nach wie vor Passungsprobleme. Denn viele IHK-Ausbildungsunternehmen seien noch auf der Suche. In der aktuellen IHK-Ausbildungsumfrage gaben 44 Prozent der Unternehmen an, gar keine oder zumindest keine geeigneten Bewerbungen bekommen zu haben. Die Chancen, dass die Zahlen bis zum Ende des Jahres noch steigen, stünden aus IHK-Sicht gut. Auf der Berufseinstiegsplattform „Ausbildungschance OWL“ werden für den Kreis Herford aktuell noch 117 freie Ausbildungsstellen angeboten. „Eine Duale Ausbildung in Industrie-, Handels- und Dienstleistungsberufen bietet jungen Menschen einen praxisnahen Berufseinstieg und vielversprechende Karriereperspektiven. Auf der anderen Seite sichern sich Unternehmen ihre Fachkräfte von morgen, die so dringend benötigt werden“, unterstreicht Horstkötter-Starke die Chancen der Berufsausbildung. Die rückläufigen Ausbildungszahlen, insbesondere im technischen Bereich, stimmen nachdenklich. Aktuelle Herausforderungen der Wirtschaft, wie die digitale Transformation, könnten nur mit gut ausgebildeten Fachkräften gelingen. „Um das Matching von Jugendlichen und Unternehmen zu unterstützen, bieten wir mit dem Service der ‚Passgenauen Besetzung‘ konkrete Hilfestellungen an. Unser IHK-Team steht allen Interessierten gerne zur Verfügung“, so Horstkötter-Starke. Für die Zukunft gelte es zudem, alles daranzusetzen, die Berufsorientierung der Jugendlichen weiter zu fördern. Schülerinnen und Schüler fokussieren sich häufig auf die bekannten Berufe. Im Kreis Herford entfallen beispielsweise mehr als ein Drittel (360) der 961 neu eingetragenen Ausbildungsverträge auf nur fünf Berufsbilder. Spitzenreiter dabei sind Industriekaufleute (122 Neueintragungen). Aus IHK-Sicht sei es deshalb sinnvoll, den jugendlichen Blick auf die vielen anderen Berufsbilder auszuweiten, denn im Bezirk der IHK Ostwestfalen werde aktuell in 166 Berufen ausgebildet. Die IHK unterstützt die Berufsorientierung, indem sie Kooperationen zwischen Unternehmen und Schulen vermittelt oder Besuche von Auszubildenden, den sogenannten Ausbildungsbotschafterinnen und -botschaftern, organisiert, die in Abgangsklassen der Schulen über ihre Ausbildung berichten. „Wir setzen uns mit aller Kraft für eine noch nachhaltigere Berufswahlvorbereitung junger Menschen ein“, so Horstkötter-Starke.


Handwerkskammer: Abgeschlossene Ausbildungsverträge in OWL auf stabilem Niveau

Zum offiziellen Stichtag 30. September haben mehr als 3.800 Auszubildende eine Ausbildung in über 90 verschiedenen Ausbildungsberufen im OWL-Handwerk begonnen. Damit befinden sich die Zahlen weiterhin auf einem hohen Niveau, auch wenn sie im Vergleich zum Vorjahresstichtag um rund 1,6 Prozent zurückgegangen sind. Im Kreis Herford ist die Anzahl der Auszubildenden um 4,8 Prozent auf 415 gesunken.  Im gleichen Zeitraum sank die Zahl der Schulabgängerinnen und -abgänger in OWL, also die Anzahl der für den Ausbildungsmarkt grundsätzlich zur Verfügung stehenden jungen Menschen, um 3,61 Prozent. Im Kreis Herford ging die Zahl sogar um 5,41 Prozent zurück.

„Auch in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten bleibt das Handwerk ein Stabilitätsanker und bietet kontinuierlich Ausbildungsplätze an, um jungen Menschen eine sichere berufliche Perspektive zu ermöglichen“, betont Carl-Christian Goll, Geschäftsführer Berufsbildung der Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe zu Bielefeld.

Um in Zeiten des demografischen Wandels die Zukunftsfähigkeit des Handwerks zu sichern, brauche es junge Talente, die die wichtigen Aufgaben und Herausforderungen von morgen übernehmen – sei es in der Energiewende, im nachhaltigen Bauen oder in der Digitalisierung. „Nur so können wir weiterhin wirtschaftliche Stabilität gewährleisten und die ökologische Transformation aktiv gestalten“, bekräftigte Goll. Alle Ausbildungsinteressierten haben die Chance, noch in diesem Jahr mit einer Ausbildung im Handwerk durchzustarten. Eine Auflistung mit freien Ausbildungsplätzen gibt es in der Lehrstellenbörse oder unter www.ausbildungschance-owl.de.

Um noch suchenden Jugendlichen und Unternehmen zu helfen, haben die IHK Ostwestfalen und die HWK Ostwestfalen-Lippe, gemeinsam mit den Jobcentern und den Arbeitsagenturen in Ostwestfalen Nachvermittlungsaktionen durchgeführt. So auch im Kreis Herford: Am 30.10. haben Kammern, das Jobcenter Herford und die Berufsberatung der Agentur für Arbeit Herford gemeinsam daran gearbeitet, noch möglichst viele Jugendliche mit Ausbildungsstellen zusammenzubringen.

Zum Thema Nachvermittlung, aber auch zum Ausbildungsstart 2024 unterstützt der Arbeitgeberservice der Arbeitsagentur Unternehmen bei der Besetzung freier Ausbildungsplätze kostenfrei unter 0800 4555520. Junge Menschen, die Hilfe bei der Ausbildungssuche benötigen, melden sich jederzeit unter 05221 985 678 bei der Berufsberatung an.