Am 03. Dezember ist der Tag der Menschen mit Behinderung. Frauke Schwietert, Leiterin der Herforder Arbeitsagentur, nimmt sich dies zum Anlass, um sich für die Chancen von Menschen mit Schwerbehinderung am Arbeitsmarkt einzusetzen.
6,5 Prozent aller Menschen im erwerbsfähigen Alter im Kreis Herford hatten mit Stand Dezember 2023 eine Schwerbehinderung, im Kreis Minden-Lübbecke waren es zum gleichen Zeitpunkt 6,1 Prozent. Unter den Arbeitslosen machen die Menschen mit Schwerbehinderung im Kreis Herford im Jahresdurchschnitt mit Stand Oktober 2024 8,1 Prozent aus, im Kreis Minden-Lübbecke beträgt der Anteil an allen Arbeitslosen 4,5 Prozent.
„Unter diesen arbeitslosen Menschen mit Behinderung haben im Kreis Herford 24,8 Prozent einen Berufsabschluss, im Kreis Minden-Lübbecke können 20,6 Prozent einen Gesellenbrief vorweisen. Gleichzeitig wird die Beschäftigungspflicht von Menschen mit Behinderung im Kreis Herford nur von 42,9 Prozent der Unternehmen erfüllt, im Kreis Minden-Lübbecke sind es 37,9 Prozent. Es ist also noch Luft nach oben, wenn es um die Integration von Menschen mit Schwerbehinderung am Arbeitsmarkt geht“, analysiert Frauke Schwietert, Leiterin der Herforder Arbeitsagentur.
Das gelte insbesondere mit Blick auf den demographischen Wandel, denn: In den nächsten Jahren erreichen circa ein Viertel aller beschäftigten Fachkräfte das durchschnittliche Renteneintrittsalter von 65 Jahren. „Diese Menschen werden am Arbeitsmarkt dann fehlen. Diese Lücke kann sicherlich nicht nur, aber auch durch Menschen mit Schwerbehinderung gefüllt werden“, betont Schwietert und führt weiter aus: „Sicherlich sind die genannten Statistiken nur rechnerische Werte, die Faktoren wie Passungsprobleme nicht berücksichtigen. Und es gibt auch schon einige Unternehmen in der Region, die da wirklich vorbildlich unterwegs sind, ihre Beschäftigungspflicht erfüllen und auch darüber hinaus viel in die Inklusion investieren. Aber die Vorurteile bezüglich der Leistungsfähigkeit von Menschen mit Behinderung sind leider immer noch weit verbreitet. Tatsächlich geht aus dem Inklusionsbarometer Arbeit – einer Studie von Aktion Mensch – jedoch hervor, dass 78 Prozent der befragten Unternehmen keinen Leistungsunterschied zwischen Beschäftigten mit und ohne Behinderung feststellen können.“
Auch der Unterstützungsbedarf am Arbeitsplatz bzgl. Barrierefreiheit richtet sich ganz nach der Art der Behinderung und der Tätigkeit, die ausgeführt werden soll. „Viele Menschen denken an ein stark eingeschränktes Spektrum, aber die Bandbreite der Behinderungen ist sehr groß, und auch das muss in den Köpfen der Unternehmen ankommen“, so Schwietert. Nicht zuletzt könnten notwendige Anpassungen am Arbeitsplatz oder erhöhter Einarbeitungsaufwand je nach individueller Fallgestaltung auch gefördert werden.
Um mit Vorurteilen aufzuräumen, Fragen zu finanziellen Hilfen zu klären und die Bürokratie zu erleichtern hat die Arbeitsagentur deshalb eine Beratungsstelle eingerichtet: Unter 05221 985 264 oder Herford.161-Reha@arbeitsagentur.de ist Miriam Böckstiegel direkte Ansprechpartnerin für Unternehmen mit Fragen rund um die Einstellung von Menschen mit Behinderung. „Frau Böckstiegel unterstützt alle Unternehmen, die gerne Menschen mit Behinderung einstellen möchten, aber nicht wissen, wo sie anfangen sollen oder was es zu beachten gilt“, erläutert Agenturchefin Schwietert und lädt alle Betriebe herzlich dazu ein, das Angebot zu nutzen.