„Im Dezember trifft der saisontypische Anstieg der Arbeitslosigkeit auf die schwierige konjunkturelle Lage. In Kombination sorgt diese Gesamtsituation für einen Anstieg der Arbeitslosigkeit im letzten Monat des Jahres 2023“, so Sebastian Placke, operativer Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Herford.
Der Experte betont aber auch: „Das bedeutet nicht, dass wir uns mit einer plötzlichen Entlassungswelle konfrontiert sehen. Vielmehr fällt es uns schwerer, die arbeitslos gewordenen Menschen auch zeitnah wieder in Arbeit zu integrieren, da viele Betriebe sich aktuell mit Neueinstellungen zurückhalten.“
Eine Personengruppe sieht er dabei besonders betroffen: „Der Berufseinstieg wird jungen Menschen durch die zurückhaltende Einstellungspolitik vieler Unternehmen erschwert. Vermutlich kommt es bei einigen jungen Menschen, die bereits einen Job haben, aufgrund der oft kürzeren Betriebszugehörigkeiten auch eher zu Entlassungen. Deshalb steigt die Jugendarbeitslosigkeit im Vorjahresvergleich um 15,4 Prozent oder 98 Personen.“
Ein Phänomen, das den Geschäftsführer besorgt stimmt: „Die Zurückhaltung der Betriebe ist aufgrund der konjunkturellen Lage verständlich. Dennoch sollte die Einstellung von Nachwuchskräften nicht vernachlässigt werden.“
Arbeitslosigkeit
Die Zahl der Arbeitslosen im Kreis Herford steigt im Dezember 2023. Insgesamt sind 8.091 Personen arbeitslos. Dies sind zum Vormonat 132 Personen mehr (+1,7 Prozent). Im Vergleich zum selben Monat des Vorjahres steigt die Zahl der Arbeitslosen um 727 Personen (+9,9 Prozent). Die Arbeitslosenquote beträgt im Dezember 5,8 Prozent. Vor einem Jahr belief sie sich auf 5,3 Prozent (+0,5 Prozentpunkte).
Entwicklung in der Arbeitslosenversicherung (SGB III)
In der Arbeitslosenversicherung sind in diesem Monat 3.032 Personen gemeldet. Dies sind 86 Personen mehr als vor einem Monat (+2,9 Prozent). Zum selben Monat des Vorjahres steigt die Zahl um 594 Personen (+24,4 Prozent).
Entwicklung im Bürgergeld (SGB II)
Bürgergeld erhalten 46 Arbeitslose mehr als im Vormonat (+0,9 Prozent) und 133 mehr als im Vorjahr (+2,7 Prozent). Insgesamt zählen 5.059 Personen und damit 62,5 Prozent aller Arbeitslosen zum Bürgergeld gemäß SGB II.
Jugendarbeitslosigkeit
734 Arbeitslose sind im Dezember 2023 im Kreis Herford unter 25 Jahre alt. Dies sind 29 Personen mehr als im Vormonat (+4,1 Prozent). Zum selben Monat des Vorjahres sind 98 junge Menschen mehr arbeitslos (+15,4 Prozent).
Arbeitslose ab 50 Jahre
Die Anzahl arbeitsloser Menschen ab 50 Jahren steigt zum Vormonat um 64 Personen (+2,2 Prozent). Im Vergleich zum Vorjahr sind es 190 Arbeitslose mehr (+7,0 Prozent). Insgesamt sind 2.912 Menschen ab 50 Jahren im Kreis Herford arbeitslos.
Langzeitarbeitslose
Die Zahl der Langzeitarbeitslosen im Kreis Herford sinkt um 16 Personen (-0,6 Prozent). 2.711 Personen sind länger als ein Jahr nicht sozialversicherungspflichtig beschäftigt, darunter zählen 88,6 Prozent (2.403 Personen) zum Bürgergeld. Im Vergleich zum Vorjahr steigt die Zahl dieser Arbeitslosen um 12 Personen (+0,4 Prozent).
Unterbeschäftigung
Die Unterbeschäftigung im Kreis Herford steigt im Dezember 2023. Insgesamt sind 10.763 Personen ohne Beschäftigung. Dies sind zum Vormonat 147 Personen mehr (+1,4 Prozent). Im Vergleich zum selben Monat des Vorjahres steigt die Unterbeschäftigung um 988 Personen (+10,1 Prozent). Die Unterbeschäftigung setzt sich zusammen aus der Anzahl der Menschen, die arbeitslos gemeldet sind, und denjenigen, die Arbeitslosengeld oder Bürgergeld erhalten, dem Arbeitsmarkt jedoch aktuell nicht zur Verfügung stehen und daher rechtlich nicht als arbeitslos gelten – wenn man zum Beispiel an einer Fördermaßnahme teilnimmt oder in Mutterschutz ist.
Stellenangebot
Die Arbeitgeber aus dem Kreis Herford haben in diesem Monat 469 Stellen gemeldet und damit 160 weniger als im Vormonat (-25,4 Prozent). Im Vergleich zum selben Monat des Vorjahres sinkt die Anzahl der neuen Stellenmeldungen um 271 Stellen (-36,6 Prozent). Im Bestand befinden sich insgesamt 2.579 offene Stellen, 115 weniger als vor einem Monat (-4,3 Prozent) und 705 weniger als vor einem Jahr (-21,5 Prozent).
Der Arbeitsmarkt in Ostwestfalen-Lippe
Die Arbeitslosigkeit in Ostwestfalen-Lippe ist im Dezember gestiegen. Aktuell sind 66.547 Personen arbeitslos gemeldet, das ist ein Anstieg zum Vormonat um 1.193 Menschen (+1,8 Prozent). Im Vergleich zum Dezember 2022 liegt die Arbeitslosigkeit um 5.393 Menschen höher (+8,8 Prozent). Die Arbeitslosmeldungen fallen im aktuellen Monat mit 12.633 Personen im Vergleich zum Vorjahresmonat um 1.212 höher aus.
Der Bestand arbeitslos gemeldeter Menschen aus der Ukraine in Höhe von 4.562 ist in OWL im Vergleich zum Vormonat um 138 Personen gestiegen (+3,1 Prozent).
Die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist im Dezember 2023 zum Vormonat um 72 Personen gestiegen (+0,3 Prozent). Im aktuellen Berichtsmonat sind 26.211 Personen länger als ein Jahr auf Arbeitssuche. Das sind 7,7 Prozent mehr als im Dezember 2022. Der Anteil Langzeitarbeitsloser an allen Arbeitslosen beträgt aktuell 39,4 Prozent (2022: 39,8 Prozent, 2021: 46,3 Prozent, 2020: 39,6 Prozent, 2019: 36,0 Prozent, jeweils Dezember).
Der Bestand an gemeldeten Arbeitsstellen, welche durch Jobcenter und Arbeitsagenturen in OWL angeboten werden können, geht weiter zurück und beträgt im Berichtsmonat 21.023 Stellen. Damit liegt der Stellenbestand 3.660 Stellen unter dem Vorjahreswert (-14,8 Prozent). Im Dezember 2023 wurden 2.715 freie Arbeitsstellen neu gemeldet. Im Vergleich zum Vorjahresmonat liegt der Stellenzugang damit 833 Stellen niedriger (-23,5 Prozent).
Die niedrigste Arbeitslosenquote in unserer Region findet sich im Kreis Höxter (4,6 Prozent) gefolgt vom Kreis Gütersloh (4,7 Prozent), Kreis Lippe (5,2 Prozent), Kreis Paderborn (5,3 Prozent), Kreis Herford (5,8 Prozent), Kreis Minden-Lübbecke (6,0 Prozent) und der Stadt Bielefeld (8,3 Prozent). Insgesamt hat Ostwestfalen-Lippe eine Arbeitslosenquote von 5,8 Prozent (Vormonat:5,7 Prozent, Vorjahr: 5,4 Prozent).