„Dass die Arbeitslosigkeit im April steigt ist untypisch und deutet darauf hin, dass saisonale Faktoren und die Bemühungen vieler Arbeitgeber, ihr Personal zu halten, die negativen konjunkturellen Entwicklungen nicht mehr vollständig ausgleichen können“, so Frauke Schwietert, Leiterin der Herforder Arbeitsagentur.
Dabei entfalle der größte Teil des Anstiegs auf den Bereich des SGBIII – also Menschen, die Arbeitslosengeld I beziehen. „Tatsächlich steigt die Arbeitslosigkeit im SGBIII im Vorjahresvergleich um etwa 17 Prozent an, während im Bürgergeld nur ein Anstieg von 3,4 Prozent zu verzeichnen ist. Daran sehen wir, dass es in den letzten Monaten nicht vorrangig die Menschen im Bürgergeldbezug sind, die zu steigenden Arbeitslosenzahlen führen. Vielmehr sind es Menschen, die – oft aufgrund der konjunkturellen Situation – erst vor kurzer Zeit ihren Job verloren haben“, analysiert die Expertin.
Auch auf der Stellenseite hat sich der Bestand an gemeldeten Stellen um fast ein Viertel reduziert. Doch trotz der offensichtlich schwierigen wirtschaftlichen Situation ist die Lage für die jetzt arbeitslosen Menschen nicht aussichtslos: „Wir haben aktuell allein im Kreis Min-den-Lübbecke 3.284 offene Stellen gemeldet. Natürlich gibt es einige Passungsprobleme zwischen dem Stellenangebot und den Jobs, die arbeitslose Menschen suchen – mit Flexibilität auf beiden Seiten ist es aber möglich, zusammenzukommen. Die Arbeitsagentur unterstützt gerne mit Beratung, Vermittlung und Förderung von Weiterbildungen.“
Arbeitslosigkeit
Die Zahl der Arbeitslosen im Kreis Minden-Lübbecke steigt im April 2024. Insgesamt sind 10.651 Personen arbeitslos. Dies sind zum Vormonat 54 Personen mehr (+0,5 Prozent). Im Vergleich zum selben Monat des Vorjahres steigt die Zahl der Arbeitslosen um 806 Perso-nen (+8,2 Prozent). Die Arbeitslosenquote beträgt im April 6,3 Prozent. Vor einem Jahr be-lief sie sich auf 5,9 Prozent (+0,4 Prozentpunkte).
Entwicklung in der Arbeitslosenversicherung (SGB III)
In der Arbeitslosenversicherung sind in diesem Monat 4.015 Personen gemeldet. Dies sind 99 Personen weniger als vor einem Monat (-2,4 Prozent). Zum selben Monat des Vorjahres steigt die Zahl um 586 Personen (+17,1 Prozent).
Entwicklung im Bürgergeld (SGB II)
Bürgergeld erhalten 153 Arbeitslose mehr als im Vormonat (+2,4 Prozent) und 220 mehr als im Vorjahr (+3,4 Prozent). Insgesamt zählen 6.636 Personen und damit 62,3 Prozent aller Arbeitslosen zum Bürgergeld gemäß SGB II.
Jugendarbeitslosigkeit
1.233 Arbeitslose sind im April 2024 im Kreis Minden-Lübbecke unter 25 Jahre alt. Dies sind 42 Personen weniger als im Vormonat (-3,3 Prozent). Zum selben Monat des Vorjahres sind 2 junge Menschen mehr arbeitslos (+0,2 Prozent).
Arbeitslose ab 50 Jahre
Die Anzahl arbeitsloser Menschen ab 50 Jahren steigt zum Vormonat um 26 Personen (+0,8 Prozent). Im Vergleich zum Vorjahr sind es 264 Arbeitslose mehr (+9,0 Prozent). Insgesamt sind 3.185 Menschen ab 50 Jahren im Kreis Minden-Lübbecke arbeitslos.
Langzeitarbeitslose
Die Zahl der Langzeitarbeitslosen im Kreis Minden-Lübbecke sinkt um 19 Personen (-0,5 Prozent). 4.089 Personen sind länger als ein Jahr nicht sozialversicherungspflichtig beschäftigt, darunter zählen 88,0 Prozent (3.598 Personen) zum Bürgergeld. Im Vergleich zum Vorjahr steigt die Zahl dieser Arbeitslosen um 530 Personen (+14,9 Prozent).
Unterbeschäftigung
Die Unterbeschäftigung im Kreis Minden-Lübbecke sinkt im April 2024. Insgesamt sind 14.097 Personen ohne Beschäftigung. Dies sind zum Vormonat 105 Personen weniger (-0,7 Prozent). Im Vergleich zum selben Monat des Vorjahres steigt die Unterbeschäftigung um 514 Personen (+3,8 Prozent). Die Unterbeschäftigung setzt sich zusammen aus der Anzahl der Menschen, die arbeitslos gemeldet sind, und denjenigen, die Arbeitslosengeld oder Bürgergeld erhalten, dem Arbeitsmarkt jedoch aktuell nicht zur Verfügung stehen und daher rechtlich nicht als arbeitslos gelten – wenn man zum Beispiel an einer Fördermaßnahme teilnimmt oder in Mutterschutz ist.
Stellenangebot
Die Arbeitgeber aus dem Kreis Minden-Lübbecke haben in diesem Monat 449 Stellen ge-meldet und damit 18 weniger als im Vormonat (-3,9 Prozent). Im Vergleich zum selben Monat des Vorjahres sinkt die Anzahl der neuen Stellenmeldungen um 73 Stellen (-14,0 Prozent). Im Bestand befinden sich insgesamt 3.284 offene Stellen, 132 weniger als vor einem Monat (-3,9 Prozent) und 974 weniger als vor einem Jahr (-22,9 Prozent).