„Chancen klopfen nicht an die Tür“

Syrer absolviert Umschulung zum Maschinen- und Anlagenführer bei Wolf PVG in Spenge

15.05.2024 | Presseinfo Nr. 85

Dilyar Malla Ibrahim ist 2015 von Syrien nach Deutschland gekommen – heute arbeitet er als Maschinen- und Anlagenführer bei Wolf PVG in Spenge und hat die deutsche Staatsbürgerschaft. Wie er sich durch die richtige Unterstützung, vor allem aber auch durch eigenes Engagement ein neues Leben in Deutschland aufgebaut hat.

„Ich habe gelernt, wenn man mutig ist, und es einfach probiert, raus geht, neugierig und hilfsbereit ist, anfängt zu arbeiten – dann ergibt sich alles andere fast automatisch. Chancen klopfen nicht an die Tür.“ Mit diesen Worten möchte Dilyar Malla Ibrahim nicht nur anderen Geflüchteten Mut machen, sie beschreiben auch seinen Weg von der Einreise nach Deutschland bis zum ausgebildeten Maschinen- und Anlagenführer bei Wolf PVG in Spenge.

Der heute 34-Jährige Syrer ist vor weniger als zehn Jahren nach Deutschland gekommen – und seitdem hat sich viel in seinem Leben verändert. Erst kamen für ihn, wie für die meisten anderen Menschen aus Syrien auch, die Integrations- und Sprachkurse. Doch direkt daran knüpfte er an, fing schon bald an zu arbeiten. „Über eine Leiharbeitsfirma bin ich dann zu Wolf PVG gekommen“, erinnert er sich. 

Das war 2016. 2018 entschied der Staubsaugerbeutel-Hersteller sich dann, Malla Ibrahim fest einzustellen. „Er war immer zuverlässig, engagiert und offen. So einen Mitarbeiter lässt man nicht gehen. Bei uns muss es menschlich und fachlich passen, darauf legen wir großen Wert“, berichtet Katrin Heimann, Personalreferentin bei Wolf PVG. Damit wurde Malla Ibrahim Teil der heute circa 160 Mitarbeiter starken Stammtruppe bei Wolf PVG, die gemeinsam täglich circa 150.000 Staubsaugerbeutel produzieren.

Doch damit sollte der Karriereweg des jungen Familienvaters bei dem Melitta-Tochterunternehmen nicht beendet sein: Jan Hoberg, Ausbildungsleiter und Abteilungsleiter Spritzguss, erkannte das Potenzial seines neuen Kollegen und Mitarbeiters. Im gemeinsamen Austausch mit Katrin Heimann kam die Idee auf, Malla Ibrahim eine Einzelumschulung zum Maschinen- und Anlagenführer vorzuschlagen – gefördert über das Qualifizierungschancengesetz.

„Eine Einzelumschulung ist eine in der Regel um ein Drittel verkürzte Ausbildung. Durch das Qualifizierungschancengesetz können wir das auch bei Beschäftigten fördern, die dann während der Dauer der Umschulung ihr vorheriges Gehalt weiter erhalten. Bei erfolgreicher Zwischen- und Abschlussprüfung werden sogar Prämien ausgezahlt. Das ermöglicht es auch Menschen, die mitten im Leben stehen, einen Berufsabschluss nachzuholen“, berichtet Ralf Heitlindemann, Vermittler im Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit und persönlicher Ansprechpartner für Wolf PVG. Er fügt hinzu: „Der Arbeitgeber bekommt einen Entgeltzuschuss, sodass die Kosten für ihn ungefähr gleichbleibend zu einer normalen Ausbildung sind. Außerdem bietet sich für das Unternehmen damit die Möglichkeit, eigene Mitarbeiter zu qualifizieren – Menschen, die man schon kennt.“

Dilyar Malla Ibrahim war zunächst etwas besorgt: „Ich war schon zwölf, dreizehn Jahre nicht mehr in der Schule. Dann wieder zu lernen, und das auf Deutsch und nicht auf Arabisch, das war eine Herausforderung.“ Dennoch entschied er sich, mutig zu sein. Nach einem Deutschkurs B1 – den er mit Unterstützung von Wolf PVG neben seiner Arbeit absolvieren konnte – startete er in die Umschulung. Und die ersten Monate waren dann auch wie erwartet schwer: „Die größte Angst hatte ich vor Mathe. Aber auch Physik und Chemie waren nicht einfach. So viele Fachbegriffe, und alle auf Deutsch. Wir haben uns in der Klasse, auch mit anderen Syrern, dann aber unterstützt. Und wenn wir ein Wort mal nicht sofort auf Deutsch verstanden haben, hat Google Übersetzer geholfen.“

Und nach den Startschwierigkeiten lief es dann auch gut für den Spenger: Im Januar 2024 legte er seine Abschlussprüfung mit einer Note von 1,8 vor der Industrie- und Handelskammer ab. Ein voller Erfolg also. „Bei dem Ergebnis sind wir natürlich froh, dass wir den Weg so eingeschlagen haben“, so Ausbildungsleiter Jan Hoberg. Katrin Heimann fügt hinzu: „Das war nicht unsere erste Umschulung über das Qualifizierungschancengesetz mit der Arbeitsagentur. Und wenn sich wieder eine Chance ergibt, wird es auch nicht die Letzte sein. Es war im Austausch alles problemlos, gab auch nicht die so oft gefürchteten langen Wartezeiten. Alles war reibungslos, und es ist eine super Möglichkeit, das Potenzial der Mitarbeiter, für die keine klassische Ausbildung in Frage kommt auszuschöpfen.“

Dilyar Malla Ibrahim selbst ist glücklich über die Chancen, die er bekommen hat. Er ist sich sicher: Wenn man hilfsbereit ist und einfach erstmal in die Arbeitswelt einsteigt, dann eröffnen sich Chancen. Wie beispielsweise die deutsche Staatsbürgerschaft, die er nun auch vorweisen kann. Besonders schätzt er auch die Arbeitsatmosphäre bei Wolf PVG: „Der Umgang mit uns Mitarbeitern ist hier sehr gut. Man begegnet jedem mit Respekt und Freundlichkeit und auf Augenhöhe. Das habe ich – teils in anderen Ländern – auch schon anders erlebt.“

Und so wird der Maschinen- und Anlagenführer sicher auch in der kommenden Zeit mutig, neugierig und zuversichtlich zur Arbeit kommen.

Unternehmen, die Interesse an einer Beschäftigtenförderung haben, können sich an ihren zuständigen Hauptbetreuer im Arbeitgeber-Service oder unter der kostenlosen Arbeitgeber-Hotline 0800 4 5555 20 an den Arbeitgeber-Service wenden. 

Hintergrundinformation:

Die Agentur für Arbeit führt gemeinsam mit den Jobcentern derzeit den Job-Turbo durch. Hierbei geht es um eine intensivierte Vermittlungsarbeit und vermehrte Matching-Aktionen zur Integration von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt.