Agentur für Arbeit – Die Berufsberatung reagiert auf aktuelle Entwicklung
So haben sich von Oktober 2021 bis September 2022 insgesamt 880 junge Menschen als Bewerber um eine betriebliche Ausbildungsstelle bei der Berufsberatung der Arbeitsagentur und beim Jobcenter in Peine gemeldet, 75 bzw. 9,3% mehr als im Vorjahr.
Die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen im Landkreis Peine liegt mit 499 Ausbildungsstellen unter dem Niveau des Vorjahres (-36 Stellen bzw. -6,7%).
Insgesamt 50 der gemeldeten Ausbildungsplatzbewerber/innen blieben Ende September als unversorgt registriert (Vorjahr 35). Demgegenüber stehen noch 70 gemeldete Ausbildungsstellen, die bisher nicht besetzt werden konnten (Vorjahr: 68).
„Mehr als zwei Jahre Corona haben auch auf dem Ausbildungsmarkt deutliche Spuren hinterlassen“, sagt Torben Lach, Geschäftsführer Operativ der Agentur für Arbeit Hildesheim. In den Schulen müssen vielerorts pandemiebedingt Unterrichtsstoff nachgeholt werden, wodurch das Thema Berufsorientierung leider in den Hintergrund tritt. „In der Folge fehlen den Jugendlichen nicht nur Kenntnisse über mögliche Ausbildungsberufe und Alternativen, sondern auch die Bereitschaft, sich für etwas zu entscheiden, hat dadurch nachgelassen “, so Lach weiter. „Die jungen Menschen suchen inzwischen vermehrt anstatt einer Ausbildung den weiteren Schulbesuch, um Zeit für Ihre Entscheidungen zu gewinnen. Und zu guter Letzt haben durch die eingeschränkten Kontaktmöglichkeiten auch die sozialen Kompetenzen der Jugendlichen gelitten, was eine erfolgreiche Ausbildungsplatzsuche zusätzlich erschwert.“
Auf diese Lage hat die Berufsberatung der Arbeitsagentur reagiert. Zusammen mit den Machern der Digital Pioniere - einem kleinen, innovativen Bildungsträger aus Hildesheim – wurde beispielsweise Berufsorientierung neu gedacht und ein hybrides TV-Format „What’s Next?“ mit Interviews, Fakten-Checks, Diskussionsrunden und Einblicken in Berufsfelder entwickelt.
Die in Peine gestiegene Anzahl an Ausbildungsplatzsuchenden ist auch durch die sehr starke Präsenz der Berufsberatung in den Schulen zustande gekommen - die Schülerinnen und Schüler werden dort abgeholt und beraten, wo sie sich aufhalten. „Die Berufsberatung ist gefühlt kein Behördengang, sondern es geht wirklich um die Wünsche, Eignung und Fähigkeiten der jungen Menschen. Wir haben uns in diesem Zeitwandel durch digitale Medien, Projekte und Ausweitung in die Fläche (z.B. Jugendberufsagentur, Beratung in Schulen, Zusammenarbeit mit Sozialarbeitern, etc.) auf die Änderungen in der Gesellschaft eingestellt“, erläutert Frauke Ammerpohl, Teamleiterin der Berufsberatung der Agentur, die neue Entwicklung.
Zusätzlich zu den Gesprächen vor Ort kann von den Jugendlichen die Videokommunikation genutzt werden, so dass beispielsweise auch Eltern am Abend an Gesprächen teilnehmen können. „Wir haben die Weichen gestellt, um der derzeitigen Entwicklung auf dem Ausbildungsmarkt begegnen zu können“, ergänzt Ammerpohl.
Darüber hinaus hat die Agentur Ihre digitalen Angebote für Jugendliche ausgebaut – Check-U, Online-Terminvereinbarung, das neue BERUFENET, Tipps und Tricks unter #AusbildungKlarmachen oder das neue NEWcomer-Ausbildungsmagazin auf der Homepage der Agentur (www.arbeitsagentur.de/hildesheim) – die Vielfalt ist groß.
Jobcenter Peine – Ausbildungsbilanz 2022
Für die Sicherung des Fachkräftenachwuchses spielt die Berufsausbildung eine entscheidende Rolle, so bietet sie eine praxisnahe Qualifikation mit vielfältigen beruflichen Entwicklungsperspektiven.
Das kommunale Jobcenter Landkreis Peine ist im Ausbildungsjahr 2021/ 2022 wieder verstärkt in den persönlichen Kontakt zu den Jugendlichen getreten. “Das persönliche Gespräch ist das wichtigste Instrument in der Zusammenarbeit mit den jungen Menschen“, erläutert Claudia Geyer, Fachdienstleiterin des Jobcenters Peine.
Wie schon in den vergangenen Jahren waren auch 2022 die Ausbildungsaufnahmen wieder in allen Bereichen vertreten. Der Zuwachs der Interessenten im Bereich Pflege hat sich in diesem Jahr weiterhin konstant gehalten. Bei den weiblichen Bewerberinnen sind immer noch die Berufsfelder der medizinischen oder zahnmedizinischen Fachangestellten hoch im Kurs. Bei den männlichen Bewerbern dagegen ist der Beruf des Elektronikers verstärkt gefragt. Insgesamt ist der kaufmännische Bereich im Vergleich zu den vergangenen Jahren weniger nachgefragt, sowohl bei den Bewerberinnen als auch bei den Bewerbern. Die Gesamtzahl der Bewerberinnen und Bewerber bewegte sich auf einem ähnlichen Niveau, wie im Jahr zuvor. Dennoch ist es trotz der Aufnahmefähigkeit des Ausbildungsmarktes nicht gelungen, das hohe Niveau an Ausbildungsaufnahmen der vergangenen Jahre zu halten. Es zeigt sich in den letzten Jahren der Trend, dass sich immer mehr Jugendliche für einen weiteren Schulbesuch und gegen eine Ausbildung entscheiden.
Viele Jugendliche, die sich für eine Ausbildung entscheiden, scheitern häufig an den Anforderungen des Ausbildungsmarktes und den schulischen Voraussetzungen.
Das kommunale Jobcenter Peine fördert auch diesem Jahr wieder außerbetriebliche Ausbildungen (BaE). Für eine Unterstützung während einer dualen Ausbildung steht des Weiteren die „AsAFlex“ den Auszubildenden billigend bei schulischen und persönlichen Problemen zur Seite.
Weitere Unterstützungsangebote der Arbeitsagentur
Derzeit laufen wieder die gemeinsamen Nachvermittlungsaktionen von Arbeitsagentur und Jobcenter. Alle jungen Menschen, die noch auf der Ausbildungssuche sind, bekommen nun im Zuge der Nachvermittlung ein Angebot. Eine Ausbildung kann auch zum jetzigen Zeitpunkt nach Rücksprache mit den Kammern und dem Ausbildungsbetrieb begonnen werden.
Um Jugendlichen eine Verbesserung ihrer Chancen für das kommende Jahr zu er-möglichen, stehen der Berufsberatung diverse Maßnahmen zur Verfügung, die zu einer Entspannung auf dem Ausbildungsstellenmarkt beitragen: Im Verlauf des aktuell geraden begonnenen Berufsberatungsjahres stehen im Landkreis Peine wieder Plätze für berufsvorbereitende Maßnahmen und für außerbetriebliche Berufsausbildungen zur Verfügung.
Erschwert wird im Allgemeinen und zusätzlich durch die Folgen der Pandemie der Ausgleich zwischen Angebot und Nachfrage, weil die Qualifikationen von Jugendlichen, die in eine duale Berufsausbildung anstreben, aus der Sicht der Betriebe viel-fach nicht den betrieblichen Anforderungen entsprechen oder den jungen Menschen
die ersten beruflichen Eindrücke durch Praktika fehlen. Häufig lässt sich zumindest das Problem mit der mangelnden Qualifizierung – wie die Erfahrungen in der Vergangenheit zeigen - jedoch mit dem Einsatz der AsA (Assistierte Ausbildung Flexibel) der Arbeitsagentur lösen. Die AsA ist die Erweiterung der früheren ausbildungsbegleitenden Hilfen (abH), die Teilnehmer können hier nun auch zusätzlich verstärkt sozialpädagogische Begleitung bekommen. Diese Hilfen stehen bei Bedarf im Landkreis ausreichend zur Verfügung.
Gemeinsamer Appell von Agentur für Arbeit und Jobcenter
An die Betriebe richten Claudia Geyer und Torben Lach einen Appell: „Haben Sie den Mut, auch Jugendliche in Ausbildung zu nehmen, die nicht allen Anforderungen entsprechen. Bieten Sie Ihnen immer wieder Praktika an, um verborgene Fähigkeiten bei den jungen Menschen zu entdecken, die sich nicht in den Schulzensuren wider-spiegeln. Geben Sie Ihnen eine berufliche Perspektive und schaffen Sie sich so auch mit unserer Unterstützung Ihre Fachkräfte von morgen. Wir wissen um die teil-weise sehr schwieriger Lage am Ausbildungsmarkt und stehen Ihnen als starke Partner zur Seite. Der Azubi von heute ist Ihre Investition in die Zukunft.“
Und direkt an die Jugendlichen gerichtet: „Der Ausbildungsmarkt steht Euch offen, nutzt Eure Chance auf eine Ausbildung, die zu Euch passt. Lasst Euch von der Berufsberatung und den Kammern auch über mögliche alternative Berufe beraten, die ebenfalls zu Euren Fähigkeiten passen können. Fragt aktiv bei den ansässigen Firmen und Unternehmen nach Praktika, tauscht Euch mit Freunden aus und holt Euch
hilfreiche Tipps rund um das Thema Ausbildung auf den Webseiten von der Agentur für Arbeit und vom Jobcenter.
Ausblick 2022/2023
Da die Corona-Pandemie weiterhin das Leben der Menschen stark beeinflussen wird, stellen sich Agentur und Jobcenter neben den bisherigen Angeboten der Berufsberatung sehr flexibel auf, um ggf. zeitnah auf erneute Veränderungen in diesem Zusammenhang reagieren zu können. Daneben wird gerade in enger Zusammenarbeit mit dem Landkreis Peine das gemeinsame Konzept zur Berufsorientierung neu gedacht und überarbeitet. „Wir sind für die Zukunft weiter gut aufgestellt“ stellen Lach und Geyer abschließend fest.
Zusätzlich verstärkt die Agentur Ihre Kontakte zu den ortsansässigen Betrieben und Unternehmen, um diese für das Thema „betriebliche Praktika“ weiter zu sensibilisieren.