„Trotzdem bleibt es für uns als Agentur für Arbeit eine dauerhafte Herausforderung, im Spannungsfeld zwischen den Auswirkungen der Pandemie, unserem Kerngeschäft Beratung und Vermittlung sowie dem Fachkräftemangel die richtigen Antworten anzubieten“, sagte Evelyne Beger, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Hildesheim. Lange Phasen von Kurzarbeitergeldanträgen haben das Arbeitsmarktgeschehen dominiert, die befürchtete Welle von Firmenpleiten ist zum Glück bisher jedoch ausgeblieben. Auch die großen Anstrengungen zusammen mit Partnern auf dem Ausbildungsmarkt haben sich gelohnt – es gab bisher keinen „Coronajahrgang“ unter den Jugendlichen. „Darauf dürfen alle Beteiligten wirklich stolz sein“, kommentiert Beger abschließend.
Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung
Im Jahresdurchschnitt 2021 waren im Arbeitsagenturbezirk Hildesheim 13.312 Menschen arbeitslos gemeldet. Damit reduzierte sich die Zahl im Vergleich zum Vorjahr knapp um -98 (-0,7%). Die Arbeitslosenquote lag mit einem jahresdurchschnittlichen Wert von 6,0% (+-0,0% gegenüber dem Vorjahr) um 0,5 Prozentpunkte über dem niedersächsischen Landeswert. Die Unterbeschäftigung[1] betrug nach vorläufigen Angaben im Jahresschnitt 16.647 (Vorjahr: 17.197). Die Unterbeschäftigungsquote lag somit im Schnitt bei 7,4% (Vorjahr: 7,6%).
Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung
Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigte hat im Jahr 2021 weiter zugenommen. Im Agenturbezirk waren zum Stichtag 30.06.2021 insgesamt 126.912 Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Das sind 1,1 % mehr als im Vorjahr.
Arbeitskräftenachfrage
Der Bestand gemeldeter Arbeitsstellen lag im Jahresdurchschnitt 2021 bei 3.179. Das waren 858 (+37,0%) mehr als im Vorjahr. Die meisten neu gemeldeten Stellenangebote richteten sich an Arbeitskräfte in den Branchen Gesundheits- und Sozialwesen (2.183 neue Stellen), Handel (1.057 neue Stellen) sowie Erbringung wirtschaftlicher Dienstleistungen (1.046 neue Stellen). Von Arbeitnehmerüberlassungen wurden im vergangenem Jahr 1.095 neue Stellen gemeldet.
Insgesamt liegen die Stellenneumeldungen mit 8.809 über dem Vorjahreswert (+35,5%) und damit auf einem sehr stabilen Niveau.Ausgaben
Die Arbeitsagentur Hildesheim im Jahr 2021 insgesamt rund 85 Millionen Euro (incl. Kranken- und Rentenversicherung) Arbeitslosengeld I ausgezahlt. Rund vier Millionen Euro weniger als im Vorjahr. Für arbeitsmarktpolitische Maßnahmen wurden rund 12 Millionen Euro ausgegeben.
Landkreis Hildesheim
Im Landkreis Hildesheim fiel der Rückgang der Arbeitslosenzahlen relativ gering aus. Im Jahresdurchschnitt waren 9.572 Personen arbeitslos gemeldet, -42 bzw. -0,4% gegenüber dem Vorjahr. Die Arbeitslosenquote im Landkreis lag bei 6,4% (Vorjahr: 6,5%).
Von dieser positiven Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt haben nicht alle Personengruppen profitiert. Insbesondere hat sich Zahl der Langzeitarbeitslosen (+22,9 % auf 4.296 Personen) und die der älteren arbeitslosen Menschen ab 55 Jahre (+8,2 % auf 2.189 Personen) deutlich erhöht.
Die Jugendarbeitslosigkeit hingegen ist 2021 stärker zurückgegangen. Im Landkreis Hildesheim waren durchschnittlich 854 junge Menschen unter 25 Jahre arbeitslos gemeldet, -123 bzw. -12,5 % gegenüber dem Vorjahr.
Im Rechtskreis SGB III (Agentur für Arbeit/Arbeitslosengeld I) lagen die Arbeitslosenzahlen weit unter dem Vorjahreswert. Im Jahresschnitt sind die Arbeitslosenzahlen hier gegenüber dem Vorjahr mit -12,8 % (-449 Personen) deutlich auf 3.069 gesunken.
Im Rechtskreis SGB II (Jobcenter/Arbeitslosengeld II) hingegen ist die Arbeitslosigkeit deutlich gestiegen. Im Schnitt waren beim Jobcenter Hildesheim 6.503 Arbeitslose im Jahr 2021 gemeldet. Das sind +406 Personen bzw. +6,7% mehr als im Vorjahr.
Der Arbeitskräftebedarf der Unternehmen lag im Jahr 2021 sehr deutlich über dem Vorjahr und damit sehr nah am Niveau von 2018. Arbeitgeber aus dem Landkreis Hildesheim meldeten insgesamt 7.249 neue Stellen. Das waren 1.843 bzw. +34,1% mehr als im Vorjahr.
„Das Jahr war sehr herausfordernd für die hiesige Arbeitgeberlandschaft“, resümiert Dennis Schoon, Teamleiter im Arbeitgeber-Service Hildesheim-Alfeld. Seit einiger Zeit sorgen Lieferengpässe im produzierenden Gewerbe für Schwierigkeiten und der Fachkräftemangel im Handwerk steigt massiv an. Hinzu kommen Lieferengpässe und massive Preissteigerungen bei den Rohstoffen.
Die Gastronomie leidet weiterhin massiv unter der Pandemie, transformiert aber inzwischen ihr Angebot, z.B. durch Ausbau des „Außer-Haus-Verkaufes“ oder der Außengastronomie.
Der Personalbedarf in der Logistikbranche steigt vor allem durch den Boom im Onlinehandel und damit steigenden Platzbedarfen für Waren. Da bietet der Landkreis Hildesheim hervorragende Verkehrsanbindungen.
„Der Bereich Pflege und Medizin kämpft mit der anhaltenden Belastung und den weniger werdenden Fachkräften auf dem Arbeitsmarkt“, so Schoon abschließend.
Landkreis Peine
Der Landkreis Peine verzeichnete die geringste Arbeitslosenquote im Hildesheimer Agenturbezirk. Diese lag mit 5,1% (Vorjahr: 5,2%) sogar unter dem niedersächsischen Landeswert (5,5%). Im Jahresschnitt sank die Zahl der Arbeitslosen um -56 bzw. -1,5% auf 3.740 Personen.
Nicht alle Personengruppen haben von den positiven Entwicklungen profitiert. Insbesondere die Zahl der Langezeitarbeitslosen (+31,4% % auf 1.296 Personen) und die der arbeitslosen älteren Menschen ab 55 Jahre (+10,4% auf 867) ist gegenüber Vorjahr deutlich gestiegen.
Die Jugendarbeitslosigkeit hingegen ist 2021 auch im Landkreis Peine zurückgegangen. Durchschnittlich waren 344 junge Menschen unter 25 Jahre arbeitslos gemeldet, -54 bzw. -13,6 % gegenüber dem Vorjahr.
Im Zuständigkeitsbereich der Agentur für Arbeit Peine (Arbeitslosengeld I / Rechtskreis SGB III) war der Rückgang der Arbeitslosigkeit stärker ausgeprägt. Im Schnitt waren hier 1.495 Personen arbeitslos, -94 bzw. -5,9% weniger als im Vorjahr.
Im Jobcenter Peine hingeben (optierende Kommune des Landkreis Peine / Arbeitslosengeld II) stieg die Arbeitslosigkeit hingegen leicht um 38 bzw. +1,7% auf 2.244 Personen.
Der Arbeitskräftebedarf der Unternehmen in Peine im Jahr 2021 lag deutlich über dem Niveau des Vorjahres. Arbeitgeber meldeten 2.005 neue Stellen. Das waren +29,5% bzw. +459 mehr als im Jahr 2020 (ohne Daten der optierenden Kommune des Landkreises Peine).
„Die Arbeitgeber in Stadt und Landkreis Peine reagierten vergangenes Jahr aufgrund von Corona noch etwas zurückhaltend bei Neueinstellung und Investitionen“ analysiert Ralf Kowalski, Teamleiter im Arbeitgeber-Service Peine die Situation. Trotzdem gab einen höheren Stellenzugang (30%) gegenüber dem Vorjahr und es konnten 27% mehr Stellen erfolgreich durch die Agentur besetzt werden.
Der Fachkräftemangel in der Region Peine nimmt zu, zumal hier eine hohe Auspendlerquote von über 60% zu verzeichnen ist. Anhaltende Lieferengpässe im Bereich der Rohstoffe und sonstiger Materialien haben das Wachstum etwas gebremst.
„Von Insolvenzen und Massenentlassungen blieb der Landkreis Peine weitgehend verschont“ weiß Kowalski zu berichten. „Punktuelle Entlassungen in der Logistikbranchen konnten durch den Arbeitsmarkt gut aufgefangen werden“.
Kurzarbeit (KuG)
Kurzarbeitergeld und die entsprechende Beratung dazu waren eines der Kernthemen 2021 für die Mitarbeitenden in der Agentur. „Dieses wirklich gute Instrument hat entschieden dazu beigetragen, dass große Teile der betroffenen Betriebe an Ihren vorhandenen Mitarbeitern festgehalten haben“, erzählt Beger mit sichtlicher Erleichterung. „Auf diese Weise konnten viele Entlassungen und Arbeitslosmeldungen verhindert werden und die Betriebe entsprechend am Markt erhalten bleiben.“, so Beger weiter.
Erwartungsgemäß ist die Zahl der neuerlichen Anzeigen auf Kurzarbeitergeld pandemiebedingt zum Ende des Jahres wieder deutlich angestiegen. Wie viele dieser Anzeigen im letzten Jahr letztlich insgesamt zu einem Antrag auf KuG geführt haben, kann erst zu einem späteren Zeitpunkt ausgewertet werden.
Ausblick 2022
Das IAB-Arbeitsmarktbarometer ist im Januar 2022 zum ersten Mal seit August 2021 wieder leicht gestiegen. „Seit Herbst letzten Jahres haben verschiedene Virusvarianten und Lieferengpässe die Wirtschaft belastet“ erläutert Beger. „Wir erkennen jedoch, dass sich die allgemeine Erholung fortsetzt und die Lage am Arbeitsmarkt sich erneut verbessert“ so Beger weiter.
Der Fachkräftebedarf ist und bleibt eines der zentralen Themen am Arbeitsmarkt. „Wir werden weiter alles dafür tun, um den Beschäftigten in den vom Strukturwandel betroffenen Branchen neue Perspektiven durch Weiterbildung und Qualifizierung bieten zu können“ sagt Beger. „Natürlich arbeiten wir auch weiterhin daran, Arbeitslose durch Weiterbildung zu qualifizieren.“ Für das Jahr 2022 stehen rund sieben Mrd. Euro zur Verfügung, um die Qualifizierung von Arbeitslosen und Beschäftigten zu fördern.
Wenn Kurzarbeit unvermeidbar ist, ist es sinnvoll, diese Zeit für die betriebliche Weiterbildung zu nutzen. Die Verknüpfung von Kurzarbeit mit Qualifizierung kann Unternehmen im Strukturwandel dabei helfen, ihre Beschäftigten für die digitale Transformation fit zu machen.
Und natürlich dürfen am Übergang Schule und Beruf keine jungen Menschen verloren gehen. Daher wird die Agentur für Arbeit zusammen mit Ihren Partnern auch das Projekt „Whats Next?“ weiterführen und stetig ausbauen. „Wir haben da zusammen ein paar sehr kreative Ideen entwickelt und hoffen, diese zeitnah zur Berufsorientierung bei den Jugendlichen umsetzen zu können“ erzählt Alexandra Fuchs, Geschäftsführerin Operativ der Agentur für Arbeit Hildesheim. „Einzelheiten können wir an dieser Stelle allerdings noch nicht verraten“, ergänzt Fuchs.
Zusätzlich wird derzeit daran gearbeitet, auch in Hildesheim eine Jugendberufsagentur aufzubauen. In Peine und Alfeld sind diese bereits seit einiger Zeit sehr erfolgreich aktiv.
Dazu wird die Weiterentwicklung der Digitalisierung vorangetrieben. Seit Januar des Jahres gibt es die Möglichkeit, sich auf der Seite der Arbeitsagentur auch online arbeitslos zu melden – sofern die Online-Funktion des Personalausweises freigeschaltet ist. Ebenso wird der Ausbau der Videotelefonie forciert, um den Kundinnen und Kunden auch auf digitalem Wege persönliche Beratungsgespräche anbieten zu können.
[1]Dazu gehören Personen in Arbeitsmarktmaßnahmen, beruflicher Weiterbildung, Arbeitsgelegenheiten, Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, Gründungszuschuss, Altersteilzeit etc. Aufgrund der Vorläufigkeit der Daten zur Maßnahmeteilnahme können sich hier in den kommenden Monaten noch Änderungen ergeben. Nicht enthalten sind Beschäftigte in Kurzarbeit, weil diese Daten erst mit mehrmonatiger zeitlicher Verzögerung erhoben werden können.