Auch im vergangenen Ausbildungsjahr blieb die angespannte Situation auf dem Ausbildungsmarkt ein Dauerthema. Um möglichst vielen jungen Menschen eine berufliche Perspektive durch einen Ausbildungsplatz oder den Besuch einer weiterführenden Schule zu bieten, haben die Agentur für Arbeit und das kommunale Jobcenter im Landkreis Peine erneut ihre gemeinsamen Anstrengungen verstärkt. Mit vereinten Kräften setzen sich die Ausbildungsmarktakteure zusammen mit Ihren Netzwerkpartnern dafür ein, jungen Menschen Chancen und Orientierung zu geben, um erfolgreich in ihre berufliche Zukunft zu starten.
Agentur für Arbeit – Die Berufsberatung stellt sich den neuen Herausforderungen
Die Berufsberatung blickt auf ein erfolgreiches Jahr zurück. Mit einer hohen Nachfrage und zahlreichen Beratungsgesprächen konnten junge Menschen wieder umfassend in ihrer beruflichen Orientierung und Entscheidung unterstützt werden. Dazu zählen auch die gut frequentierte Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen (BvB) der Agentur, in denen viele Jugendliche u.a. auch einen Hauptschulabschluss erworben haben.
Von Oktober 2023 bis September 2024 haben sich insgesamt 961 junge Menschen als Bewerbende um eine Ausbildungsstelle bei der Berufsberatung der Arbeitsagentur und beim kommunalen Jobcenter in Peine gemeldet, 30 bzw. -3,0% weniger als im Vorjahr. Die Zahl der der Agentur gemeldeten Ausbildungsstellen im Landkreis Peine lag mit 492 Ausbildungsstellen unter dem Niveau des Vorjahres (-23, bzw. -4,5%).
Insgesamt 50 der gemeldeten Ausbildungsplatzsuchenden blieben Ende September als unversorgt registriert (Vorjahr 40). Demgegenüber standen noch 89 gemeldete Ausbildungsstellen, die bisher nicht besetzt werden konnten (Vorjahr: 54).
Zitat:Andreas Dames, Geschäftsführer Operativ der Agentur für Arbeit Hildesheim: „Die Agentur für Arbeit setzt sich intensiv für die berufliche Zukunft junger Menschen ein. Angesichts der dynamischen wirtschaftlichen Entwicklungen, die den Ausbildungsmarkt und die Chancen für Schulabgänger maßgeblich beeinflussen, sehen wir die Notwendigkeit, Jugendlichen noch gezielter Orientierung zu bieten. Dabei setzen wir auf einen ganzheitlichen Ansatz, der die steigende Komplexität der Rahmenbedingungen für junge Menschen berücksichtigt.“
Ein Wunsch der Agentur für Arbeit ist es, die Berufsorientierung in Schulen als Pflichtfach zu etablieren. „Die Vielfalt an Berufen und Ausbildungswegen wird immer unübersichtlicher, und viele Jugendliche fühlen sich bei der Wahl ihrer beruflichen Zukunft überfordert“, so Dames. Durch eine systematische Berufsorientierung als festen Bestandteil im Lehrplan könnten Jugendliche besser auf die Anforderungen des Arbeitsmarktes vorbereitet und nachhaltig in ihren Entscheidungen unterstützt werden.
In der Digitalisierung sieht die Agentur großes Potenzial, Jugendliche auf modernen Wegen zu erreichen. Die digitalen Angebote werden stetig ausgebaut, um allen Schülergruppen eine flexible und individuell anpassbare Orientierung zu ermöglichen.
Zitat:„Von interaktiven Online-Formaten bis hin zu virtuellen Beratungstools – unser Ziel ist es, Jugendliche und Eltern dort zu erreichen, wo sie sich am häufigsten aufhalten: Im digitalen Raum. Gleichzeitig arbeiten wir eng mit unseren Netzwerkpartnern zusammen, um individuelle Lösungen zu entwickeln und die Angebote weiter zu verbessern“ erläutert Frauke Ammerpohl, Teamleiterin der Berufsberatung in der Agentur für Arbeit Peine.
Um den individuellen Bedürfnissen der Jugendlichen gerecht zu werden, setzt die Agentur für Arbeit verstärkt auf maßgeschneiderte Angebote, die in Kooperation mit den Netzwerkpartnern entstehen. „Die enge Zusammenarbeit mit Schulen, Unternehmen und sozialen Einrichtungen ermöglicht es uns, innovative und passgenaue Orientierungslösungen für alle Jugendlichen zu entwickeln und bestehende Programme stetig weiterzuentwickeln“, so Ammerpohl.
„Wir sind überzeugt, dass gezielte Berufsorientierung eine wesentliche Grundlage für die Zukunft unserer Jugend ist. Indem wir junge Menschen aktiv auf ihrem Weg begleiten, schaffen wir die besten Voraussetzungen, um ihnen eine erfolgreiche berufliche Perspektive zu eröffnen“, sagt Dames abschließend.
Landkreis Peine Jobcenter – Ausbildungsbilanz 2024
Das Ausbildungsjahr 2024 hat für das kommunale Jobcenter Peine ein gutes Ergebnis hervorgebracht. Mit 136 Ausbildungsaufnahmen bleiben die Azubizahlen nahezu stabil im Vergleich zum Vorjahr.
Positiv ist ebenfalls, dass über die Hälfte der Bewerberinnen und Bewerber einen Schulabschluss vorweisen können (39% Realschulabschluss, und 37% einen Hauptschulabschluss).
Ähnlich wie in den Vorjahren verhält es sich bei der Auswahl des Ausbildungsorts. 80 Ausbildungsaufnahmen erfolgten im Landkreis Peine, 56 Aufnahmen überregional.
Bei den Ausbildungstrends ist ebenfalls wenig Veränderung zum Vorjahr, so sind die Berufsfelder Elektronik und Verkauf weiterhin stark nachgefragt.
Der Gesundheits- und Pflegebereich gehört bereits seit einigen Jahren zu den nachgefragtesten Bereichen und auch in diesem Jahr ist besonders bei den Bewerberinnen die Nachfrage weiterhin hoch.
Zitat:„Schulpraktika und betriebliche Erprobungen sind die beste Gelegenheit, sich einen Eindruck vom Ausbildungsberuf und dem jeweiligen Betrieb zu verschaffen. Durch das praktische Kennenlernen können sowohl der Ausbildungsbetrieb, als auch der zukünftige Azubi feststellen, ob die Chemie stimmt“, betont Claudia Geyer, Fachdienstleiterin im Jobcenter Peine.
Ausbildungsabbrüchen würden nicht selten falsche Vorstellungen über den Ausbildungsberuf und dem Arbeitsalltag vorausgehen. Zudem würden kaum noch mehrere zeitgleiche Bewerbungen stattfinden, sondern erst auf die Rückmeldung eines potenziellen Ausbildungsbetriebes gewartet, bevor eine neue Bewerbung geschrieben werde. Die Möglichkeiten des offenen Ausbildungsmarktes blieben somit häufig ungenutzt.
Appell an Ausbildungsbetriebe: Junge Talente erkennen und Chancen auf Ausbildung bieten
Die Agentur für Arbeit und das kommunale Jobcenter rufen die Unternehmen im Landkreis dazu auf, ihre Türen weit für junge Menschen zu öffnen – unabhängig davon, wie deren Schulzeugnisse aussehen.
Zitat:„Viele Jugendliche bringen Potenziale mit, die auf den ersten Blick nicht immer sichtbar sind. Gerade die verborgenen Fähigkeiten und Talente werden oft in den Noten nicht abgebildet“, betont der Geschäftsführer der Agentur.
Er appelliert an Ausbildungsbetriebe, verstärkt auf die persönlichen Stärken der jungen Menschen zu achten und ihnen eine berufliche Perspektive zu bieten.
Kreativität und Offenheit sind gefragt: Unternehmen können durch Praktika und Schnuppertage gezielt die Interessen und Talente der Jugendlichen erkunden und fördern.
Zitat:„Mit innovativen Ideen in der Ausbildung lassen sich Fachkräfte von morgen aufbauen“, sagt die Jobcenter-Leitung.
Dies bietet nicht nur den jungen Menschen eine Chance, sondern ist auch eine Investition in die eigene Zukunft des Unternehmens.
Berufliche Chancen nutzen: Aufruf an Jugendliche zur aktiven Ausbildungssuche
Die Agentur für Arbeit und das kommunale Jobcenter rufen die Jugendlichen im Landkreis dazu auf, die vielfältigen Möglichkeiten des Ausbildungsmarktes aktiv zu nutzen. Die Botschaft ist klar:
Zitat:„Geht selbstbewusst auf Ausbildungsbetriebe zu und zeigt Eigeninitiative. Eine Ausbildung bietet beste Zukunftsperspektiven – jetzt ist die Zeit, sich umfassend zu informieren und Chancen wahrzunehmen“, so Geyer und Dames.
Jugendliche sollten das Beratungsangebot der Berufsberatung in Anspruch nehmen, um herauszufinden, welche Berufe am besten zu ihren Interessen und Fähigkeiten passen. Die Beraterinnen und Berater stehen bereit, um zu helfen und bei Bedarf auch alternative Berufsfelder aufzuzeigen. Darüber hinaus ist es ratsam, sich auf den Webseiten von Kammern, Jobcenter und Arbeitsagentur zu informieren. Hier finden sich nützliche Tipps und aktuelle Informationen rund um das Thema Ausbildung.
Auch digitale Angebote, wie Online-Seminare und Informationsportale, bieten eine hervorragende Möglichkeit, sich ortsunabhängig über Ausbildungsberufe und die Erwartungen der Betriebe zu informieren. „Nutzt diese modernen Informationskanäle und gehen Sie proaktiv auf die Betriebe in Ihrer Region zu, um Praktika oder Schnuppertage zu vereinbaren,“ raten Jobcenter und Arbeitsagentur.
Ausblick 2024/2025
Neben den bisherigen Angeboten zur Berufsorientierung und -beratung bauen die Arbeitsagentur und das Jobcenter ihre Zusammenarbeit weiter aus, um den Herausforderungen des Ausbildungsmarktes in der Region noch gezielter zu begegnen. Mit neuen Entwicklungen und innovativen Ansätzen sind beide Einrichtungen für die Zukunft gut aufgestellt. Diese verstärkte Kooperation auch mit weiteren Netzwerkpartnern soll dazu beitragen, flexibel auf Veränderungen zu reagieren und die regionale Arbeitswelt nachhaltig.