Jahresbilanz 2023 - Der Arbeitsmarkt erwies sich auch im letzten Jahr als stabil und krisenerprobt

Die Agentur für Arbeit Hildesheim zieht eine differenzierte Bilanz des vergangenen Jahres und richtet ihren Fokus auf die sich entwickelnden Herausforderungen im Arbeits- und Ausbildungsmarkt.

06.02.2024 | Presseinfo Nr. 6

Der Arbeitsmarkt ist im Jahr 2023 trotz der enormen Beeinflussung durch den Ukraine-Konflikt und seiner Folgen vergleichsweise beständig geblieben: Die Zahl der arbeitslosen Menschen im gesamten Agenturbezirk Hildesheim ist im Jahresdurch-schnitt gegenüber 2022 zwar angestiegen, jedoch liegt die Hauptursache hierbei im großen Zustrom von Ausländern, insbesondere bei den Geflüchteten. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung im Agenturbezirk stieg hingegen erneut um 0,3% an und auch die Nachfrage der Betriebe nach neuen Mitarbeitenden lag auf einem guten Niveau.

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„Dennoch bleibt es für uns als Agentur für Arbeit und unsere Kolleginnen und Kolle-gen in den Jobcentern eine stetige Herausforderung, im Spannungsfeld zwischen den Auswirkungen des Ukrainekrieges und unserer Hauptaufgabe, nämlich Beratung und Vermittlung, sowie dem Fachkräftemangel die passenden Lösungsansätze zu finden“, erklärte Evelyne Beger, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Hildesheim.

Die aufgrund der Energiekrise und der steigenden Kosten an-haltenden Zurückhaltung vieler Arbeitgeber hat das Geschehen auf dem Arbeits-markt zwar geprägt, aber bisher ist zum Glück eine große Welle von Unternehmensinsolvenzen ausgeblieben. Auch die Bewältigung des Zustroms von Schutzsuchenden aus der Ukraine wurden erfolgreich gemeistert. Ebenso wurde die Integration dieses Personenkreises auf dem regionalen Arbeitsmarkt deutlich forciert.

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„Es wurden verschiedene Formate und Ansätze entwickelt, um die geflüchteten Menschen und unsere Arbeitgeber zusammenzubringen. Ich denke, dass wir in den nächsten Monaten dabei einen großen Schritt vorwärtskommen werden“, erzählt Beger abschließend.

Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung

Im Jahresdurchschnitt waren im Agenturbezirk 14.434 Menschen arbeitslos gemeldet. Damit stieg die Zahl im Vergleich zu 2022 um 1.132 (+8,5%). Die Arbeitslosenquote lag mit einem Wert von 6,5% (+0,5% gegenüber dem Vorjahr) um 0,8 Pro-zentpunkte über dem niedersächsischen Landeswert. Die Unterbeschäftigung  betrug nach vorläufigen Angaben im Jahresschnitt 17.918 (Vorjahr: 16.513). Die Unterbeschäftigungsquote stieg damit auf 7,9% (Vorjahr: 7,4%).

Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung

Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigte hat im Jahr 2023 weiter zugenommen. Im Agenturbezirk waren zum Stichtag 30.06.2023 insgesamt 127.992 Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt, 0,3% mehr als im Vorjahr und 0,9% mehr als in 2021. 

Arbeitskräftenachfrage

Die Stellenzugänge lagen mit 7.116 unter dem Vorjahreswert von 8.223 (-13,5%) trotzdem auf einem guten Niveau. Die meisten neu gemeldeten, sozialversicherungspflichtigen Stellenangebote richteten sich an Arbeitskräfte in den Branchen Gesundheits- und Sozialwesen (1.077 Stellen), Erbringung wirtschaftlicher Dienstleistungen (1.183 Stellen), sowie Handel (923 Stellen) und Verarbeitendes Gewerbe (671 Stellen). Von Arbeitnehmerüberlassungen wurden im vergangenem Jahr 666 neue Stellen gemeldet.
Der Bestand gemeldeter Arbeitsstellen lag bei 3.558 im Jahresdurchschnitt, 91 Stellen (+2,6%) mehr als im Vorjahr.

Ausgaben

Die Arbeitsagentur Hildesheim hat im Jahr 2023 insgesamt rund 89,8 Mio. Euro (incl. Kranken- und Rentenversicherung) an Arbeitslosengeld I ausgezahlt. Rund 11 Mio. Euro mehr als im Vorjahr. Für arbeitsmarktpolitische Maßnahmen wurden rund 9,8 Mio. Euro ausgegeben. Spezielle Unterstützungsmaßnahmen für Jugendliche beliefen sich auf rund 2,3 Mio. Euro. Für Menschen mit Beeinträchtigungen beliefen sich die Ausgaben auf rund 14,8 Mio. Euro.

Landkreis Hildesheim

Im Landkreis Hildesheim ist die Arbeitslosenzahl merklich angestiegen. Im Jahres-durchschnitt waren 10.206 Personen arbeitslos gemeldet, +624 bzw. +6,5% gegen-über dem Vorjahr. Die Arbeitslosenquote im Landkreis lag bei 6,9% (Vorjahr: 6,5%).
Bei dieser Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt hat sich insbesondere die Zahl der arbeitslosgemeldeten Ausländer (+18,5% auf 3.466 Personen) und die der älteren arbeitslosen Menschen über 55 Jahre (+9,8% auf 2.598 Personen) erhöht.
Ebenso ist die Jugendarbeitslosigkeit vergangenen Jahr leicht angestiegen. Im Landkreis waren durchschnittlich 863 junge Menschen unter 25 Jahre arbeitslos gemeldet, +39 bzw. +4,7% gegenüber 2022. 

Im Rechtskreis SGB III (Agentur für Arbeit/Arbeitslosengeld I) lagen die Arbeitslosenzahlen leicht über dem Vorjahreswert. Im Jahresschnitt sind die Zahlen hier gegenüber dem Vorjahr mit +5,6 % (153 Personen) auf 2.889 angestiegen. 

Im Rechtskreis SGB II (Jobcenter/Arbeitslosengeld II) ist die Arbeitslosigkeit deutlicher gestiegen. Im Schnitt waren beim Jobcenter Hildesheim 7.317 Arbeitslose im Jahr 2023 gemeldet. Das sind 471 Personen (+6,9%) mehr als im Vorjahr. 

Der Arbeitskräftebedarf der Unternehmen lag im Jahr 2023 klar unter dem Vorjahr. Arbeitgeber aus dem Landkreis meldeten insgesamt 5.555 neue Stellen. Das waren 611 bzw. 9,9% weniger als im Jahr 2022. Der Stellenbestand hingegen erhöhte sich leicht um 2,4% auf 2658 Stellen im Jahresdurchschnitt. Die Anzahl der Stellen, die länger als 3 Monate vakant blieben, stieg spürbar um 10,6% auf 1.539. Der wach-sende Fachkräftemangel wird in diesen Zahlen unverkennbar deutlich.

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Dazu Dennis Schoon, Teamleiter im gemeinsamen Arbeitgeber-Service von Arbeitsagentur und Jobcenter: „Stellenbesetzungen werden zunehmend herausfordernder. Durch den steigenden Fachkräftebedarf können viele Stellen nicht besetzt werden, vor allem im Handwerk wird die Stellenbesetzung immer schwieriger. Auch der Bedarf an Personal in den Gesundheits- und Pflegeberufen ist weiterhin ansteigend und kann ohne Zuwanderung nicht gedeckt werden. Das Angebot der Beschäftigtenqualifizierung wird in immer mehr Branchen positiv aufgenommen und umgesetzt“.

Die Berufs- und Ausbildungsmesse „Let‘s work together“ in der Hildesheimer Innenstadt war wieder ein absoluter Erfolg. In diesem Jahr findet die Messe am 23.05.2024 statt, weitere Informationen dazu gibt es beim gemeinsamen Arbeitgeberservice unter der Tel. 0800 – 4 5555 20.

Auf dem Ausbildungsmarkt ging die Anzahl der gemeldeten Ausbildungsstellen gegenüber 2022 um -66 Stellen zurück, die Anzahl der gemeldeten Bewerber/innen sank ebenfalls leicht um -14 auf 1484 Personen.

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„Der Mangel an Fachkräften hat eine steigende Auswirkung auf die Bereitschaft zur Ausbildung. Arbeitgeber stellen Ausbildungen nur dann zur Verfügung, wenn auch die personelle Unterstützung gewährleistet ist“, schließt Schoon.

Landkreis Peine

Der Landkreis Peine verzeichnete die geringste Arbeitslosenquote im Hildesheimer Agenturbezirk. Diese lag mit 5,7% (Vorjahr: 5,0%) auf dem Niveau des niedersächsischen Landeswertes (5,7%). Im Jahresschnitt stieg die Zahl der Arbeitslosen um +508 bzw. +13,7% auf 4.228 Personen. 
Nicht alle Personengruppen sind davon gleichermaßen betroffen. Insbesondere die Zahl der arbeitslos gemeldeten Ausländer (+29,5% auf 1.614 Personen) und die der Langzeitarbeitslosen (+23,4% auf 1.492 Personen) sind gegenüber Vorjahr deutlich gestiegen.
Die Jugendarbeitslosigkeit ist 2023 ist hingegen etwas geringer angestiegen. Durchschnittlich waren 418 junge Menschen unter 25 Jahre arbeitslos gemeldet, +61 bzw. +17,0% gegenüber dem Vorjahr.

Im Zuständigkeitsbereich der Agentur für Arbeit Peine (Arbeitslosengeld I / Rechtskreis SGB III) war der Anstieg der Arbeitslosigkeit vergleichsweise moderat. Im Schnitt waren hier 1.263 Personen arbeitslos, +55 bzw. +4,5% mehr als im Vorjahr. 

Im Jobcenter Peine hingegen (Optierende Kommune des Landkreis Peine / Arbeitslosengeld II) stieg die Arbeitslosigkeit deutlicher um 453 bzw. +18,1% auf 2.965 Personen an. 

Der Arbeitskräftebedarf der Unternehmen in Peine im Jahr 2023 lag ebenfalls unter dem Niveau des Vorjahres. Arbeitgebende meldeten 1.561 neue Stellen, -24,1% bzw. -496 weniger als im Jahr 2022 (ohne die Daten des Jobcenters). 

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„Im vergangenen Jahr setzte sich der Trend aus 2022 fort. Trotz der Ukrainekrise und ihrer Auswirkungen blieb der Arbeitsmarkt in Stadt und Landkreis auch im Jahr 2023 stabil und aufnahmefähig,“ so die Analyse von Tanja Schmidt, Teamleiterin im Arbeitgeber-Service Peine.

Der Stellenbestand erhöhte sich um 3,4% auf 900 im Jahresdurchschnitt. Die Anzahl der Stellen, die länger als 3 Monate vakant blieben, stieg dabei deutlich um 25,7 % auf 599.
Die Schwierigkeiten bei der Stellenbesetzung resultierten aus einer hohen Auspendlerquote von über 61% und dem fortbestehenden Fachkräftemangel, wie Schmidt berichtet.

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"Aufgrund des demografischen Wandels und struktureller Veränderungen, wie etwa der Transformation, stehen viele Betriebe vor der Herausforderung, sich verstärkt mit der Qualifizierung ihrer Beschäftigten und der Rekrutierung ausländischer Fachkräfte auseinanderzusetzen, um wettbewerbsfähig zu bleiben,“ so Schmidt abschließend. 

Auf dem Ausbildungsmarkt stieg die Anzahl der gemeldeten Ausbildungsstellen gegenüber 2022 um 3,2%, die Anzahl der gemeldeten Bewerber/innen sogar um 12,6% auf 991 Personen. Ausbildungsstellen in den Branchen Kaufmännische Dienstleistungen, Handel, Vertrieb und Tourismus waren dabei am stärksten vertreten. 

Ausblick 2024

Das IAB-Arbeitsmarktbarometer ist im Januar 2024 zum zweiten Mal in Folge leicht gestiegen.

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„Der Konflikt in der Ukraine dauert an und belastet somit auch unsere Wirtschaft“ erläutert Alexandra Fuchs, Geschäftsführerin Operativ der Arbeitsagentur. „Wir nehmen jedoch wahr, dass sich unser regionaler Arbeitsmarkt trotz der Eintrübung als recht robust erwiesen hat und die Anzahl der Beschäftigten im Agenturbezirk gestiegen ist“.

Um diesen Trend nicht zu gefährden, bleibt der Fachkräftebedarf weiter eines der zentralen Anliegen am Arbeitsmarkt.

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„Neben den Themen Weiterbildung und Beschäftigtenqualifizierung setzen wir zunehmend auf die Zuwanderung von ausländischen Fachkräften und auf die Integration bleibewilliger ukrainischer Fachkräfte“ erläutert Fuchs.

Dazu gibt es jetzt den bundesweiten „Job-Turbo“. Agentur und Jobcenter bauen dazu die Zusammenarbeit mit regionalen Arbeitgebern aus und unterstützen z.B. mit speziellen Speeddatings. Jedoch reicht die Zuwanderung allein nicht aus, diesen Bedarf zu decken.

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„Wir widmen uns zusätzlich auch verstärkt der inländischen Kräfteaktivierung. Der Arbeitsmarkt verbirgt noch viele Schätze, die es zu heben gilt, z.B. gut qualifizierte Elternteile, die derzeit in vielen Fällen gar nicht, nur ehrenamtlich oder in Minijobs beschäftigt sind“, so Fuchs ergänzend.

Die Arbeitsagentur intensiviert auch ihre Bemühungen in der Berufsorientierung, vor allem für Jugendliche, die mit Schwierigkeiten beim Start zu kämpfen haben. Ein erfolgreicher Beginn einer Ausbildung oder eines Studiums ist entscheidend für eine motivierte und erfolgreiche berufliche Zukunft.

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Evelyne Beger betont abschließend: „Das vielbeschworene Ziel, keinen einzigen jungen Menschen zu verlieren, ist weiterhin extrem anspruchsvoll. Es bedarf der gut abgestimmten Zusammenarbeit aller Akteure.“