Fünf Jahre lange hatte Dirk Skirde, Inhaber eines Ingolstädter Familienbetriebes für Raumausstattung, keine Azubi-Bewerbung mehr erhalten. Über Umwege hörte er dann von einem Geflüchteten aus Nigeria, der nach Aussage eines Bekannten „gut in Textil kann.“ Trotz Bedenken überzeugte Skirde den jungen Mann, beim ihm eine Ausbildung zum Raumausstatter zu beginnen. Im Sommer absolviert Nosa Eguagie nun die Gesellenprüfung und erhält anschließend einen unbefristeten Arbeitsvertrag im Lehrbetrieb.
„Es lief viel besser als erwartet“, resümiert Dirk Skirde rückblickend. Dabei waren die Voraussetzungen alles andere als optimal. Nosa Eguagie kam 2017 zusammen mit seiner Ehefrau und seinem heute 9-jährigen Sohn nach Deutschland. Die Gattin verstarb kurz darauf. Für die junge Familie eine Katastrophe auf dem steinigen Weg zur Integration. Glückliche Fügung, dass über dem Geschäft eine Wohnung frei wurde, die der Firmeninhaber seinem Auszubildenden zur Verfügung stellen konnte. Damit war auch die Kinderbetreuung gesichert.
Die Kundenkontakte verliefen ebenfalls problemlos. „Bis auf ein einziges Mal in diesen drei Jahren. Der Kunde wollte keinen dunkelhäutigen Mitarbeiter in sein Haus lassen. Nun ja, er ist jetzt nicht mehr unser Kunde.“
Johannes Kolb, Leiter der Agentur für Arbeit Ingolstadt, zeigte sich erfreut über dieses Vorzeigebeispiel: „Azubis fehlen an allen Ecken und Enden. Man sieht an diesem Beispiel, dass bei gegenseitigem Entgegenkommen sehr viel möglich ist.“
Mit viel gutem und wachsendem Willen, vereinten Kräften und nicht zuletzt dank der Unterstützung durch die Assistierte Ausbildung strebt Nosa recht optimistisch seinem großen Ziel, dem Bestehen der Gesellenprüfung, entgegen.
Und Dirk Skirde, ganz Unternehmer und Handwerker, denkt bereits weiter. Er braucht im Herbst wieder einen Auszubildenden. Der dürfte gerne auch wieder Fluchthintergrund haben … .
Es lief viel besser als erwartet
Alleinerziehender nigerianischer Flüchtling absolviert Lehre zum Raumausstatter
05.03.2024 | Presseinfo Nr. 12