Märkischer Kreis. Im April steigt die Arbeitslosigkeit entgegen dem Trend der letzten Jahre: Insgesamt waren 15.530 Personen arbeitslos, 119 mehr als im März und 1.871 mehr als im April des Vorjahres.
„Klammern wir das Coronjahr 2020 aus, ist die Arbeitslosigkeit seit 2015 noch nie im Monatswechsel März / April gestiegen“, erklärt Sandra Pawlas, Chefin der Iserlohner Arbeitsagentur. Saisonbedingt sinkt der Arbeitslosenbestand in der Regel um durchschnittlich 225 Personen oder 1,5 Prozent von März auf April. „Erklären können wir diesen Anstieg durch die größtenteils weiblichen Schutzsuchenden aus der Ukraine, die durch das Jobcenter betreut werden“, führt Pawlas weiter aus. Ebenfalls lag der Arbeitslosenbestand mit 13.659 im April 2022 auf einem Tiefststand, sodass der Vorjahresvergleich entsprechend hoch ausfällt.
Erfreulich ist in diesem Monat die Entwicklung auf dem Stellenmarkt: „Mit rund 870 neu gemeldeten Stellen signalisieren unsere heimischen Betriebe ganz klar Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften und zeigen, dass der Arbeitsmarkt aufnahmefähig ist“, erklärt Pawlas.
Ebenfalls positiv ist die kontinuierlich wachsende Beschäftigung im Kreis: Mit über 164.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zum Stichtag 30. September 2022 wird ein neuer Höchststand und der vor-Corona-Beschäftigungsstand von September 2019 erreicht. Zugelegt haben vor allem Frauen: bei einem Gesamt-Zuwachs von 882 Personen (Vergleich Vorjahresstichtag), waren 800 Personen weiblich.
*Hinweis: Die Daten zur sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung werden vierteljährlich erhoben, aufbereitet und mit Zeitverzug sechs Monate später veröffentlicht; nächster Stichtag ist der 30. Juni 2023 mit den Dezemberwerten 2022.
Die Zahlen im Einzelnen
Entwicklung des Arbeitslosenbestandes im Märkischen Kreis
Arbeitslosigkeit
Die Zahl der Arbeitslosen ist im Märkischen Kreis im April 2023 gestiegen. Insgesamt waren 15.530 Personen arbeitslos gemeldet. Verglichen mit den Zahlen des Vormonates sind dies 119 Personen oder 0,8 Prozent mehr. Im Vergleich zum April des Vorjahres steigt die Zahl der Arbeitslosen um 1.871 Personen bzw. 13,7 Prozent. Die Arbeitslosenquote auf Basis aller zivilen Erwerbspersonen beträgt im April 6,9 Prozent. Vor einem Jahr belief sie sich auf 6,0 Prozent (+0,9 Prozentpunkte).
Langzeitarbeitslosigkeit
Die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist im Märkischen Kreis im Berichtsmonat gestiegen. 6.334 Personen waren länger als ein Jahr nicht sozialversicherungspflichtig beschäftigt, darunter zählen 90,2 Prozent (5.716 Personen) zur Grundsicherung. Verglichen mit den Gesamtzahlen des Vormonates sind dies 55 Langzeitarbeitslose mehr. Im Vergleich zum Vorjahr steigt die Zahl dieser Arbeitslosen damit um 51 Personen.
Entwicklung in der Arbeitslosenversicherung – SGB III
Im Bereich der Arbeitslosenversicherung waren in diesem Monat 4.604 Personen gemeldet. Die Zahl hat sich im Vergleich zum Vormonat entgegen dem Landestrend um 39 Personen bzw. 0,8 Prozent verringert. Im Vorjahresvergleich bedeutet dies eine Erhöhung um 244 Personen oder 5,6 Prozent.
Entwicklung in der Grundsicherung – SGB II
Das Jobcenter Märkischer Kreis betreut aktuell in 16.812 Bedarfsgemeinschaften 22.697 erwerbsfähige Leistungsberechtigte, die Grundsicherungsleistungen (Bürgergeld) nach dem Sozialgesetzbuch Zweites Buch (SGB II) erhalten. Die darin enthaltene Zahl der Arbeitslosen hat sich im April um 158 auf 10.926 Personen erhöht und fällt um 1.627 Personen höher aus als vor einem Jahr. „Neben dem anhaltenden Zugang geflüchteter Menschen aus der Ukraine haben auch die Fallzahlen von Personen aus anderen Asylherkunftsländern seit Beginn dieses Jahres zugenommen“, berichtet Renate Holke, stellvertretende Geschäftsführerin des Jobcenters Märkischer Kreis, und ergänzt: „Im Vergleich zu April letzten Jahres ist die Zahl der Bedarfsgemeinschaften um 1.959 und die Anzahl der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten um 2.636 Personen angestiegen.“
Stellenangebot
Unternehmen aus der Region haben in diesem Monat 871 sozialversicherungspflichtige Stellen gemeldet (+98 zum Vormonat). Im Bestand befanden sich insgesamt 5.241 offene Stellen, 193 mehr als im Vormonat und 381 weniger als im Vorjahresmonat.
Fazit
Trotz leichter Zunahme in der Arbeitslosigkeit, ist der Arbeitsmarkt weiterhin robust und der Personalbedarf in der Wirtschaft weiterhin hoch. Doch: Mehr Arbeitslose und gleichzeitig viele offene Stellen? Ist das nicht paradox?
„Nein, sondern Zeichen eines Ungleichgewichts zwischen Qualifikation der Bewerberinnen und Bewerber und den Anforderungen der angebotenen Stellen. Diese fehlende Balance trägt auch zum Verlust von Dynamik am Arbeitsmarkt bei. Arbeitsmarktpolitisch kommt es darauf an, dieses fehlende Gleichgewicht gemeinsam wiederherzustellen und in Qualifizierung von Arbeitslosen und Beschäftigten zu investieren", erklärt Sandra Pawlas.