Der hohe Bedarf an Fachkräften veranlasst viele Betriebe, sich ihr Fachpersonal selbst auszubilden. Allerdings ist die Konkurrenz auf dem Ausbildungsmarkt sehr groß und die Bewerber sind daher heiß begehrt. In vielen Branchen wird es zunehmend schwieriger, den Ausbildungsbedarf zu decken, da für die Plätze keine Bewerber gefunden werden. Aus diesem Grund sind einige Arbeitgeber bei den Meldungen von Ausbildungsplätzen zurückhaltender geworden.
Diese Entwicklung zeichnet sich auch bei Betrieben in der Pfalz ab, was die Bilanz für das Ausbildungsjahr 2022/2023 in der Pfalz deutlich macht. Insgesamt wurden bei den Agenturen für Arbeit Kaiserslautern-Pirmasens, Landau und Ludwigshafen 7.895 Berufsausbildungsstellen gemeldet, 523 weniger als im Vorjahr. Von diesen Ausbildungsplätzen blieben bisher 1.292 unbesetzt.
Ein Rückgang ist auch auf der Bewerberseite erkennbar. 7.757 Jugendliche, 211 weniger als im Vorjahr, haben sich bei der Berufsberatung der Arbeitsagentur gemeldet. Von diesen sind noch 415 auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle oder anderen Alternative, 30 weniger als im vergangenen Jahr.
„Der Rückgang auf Bewerberseite zeichnet sich schon seit mehreren Jahren ab. Dies liegt zum einen an der demografischen Entwicklung, aber auch nach wie vor an dem Wunsch vieler Jugendlicher, einen höheren Schulabschluss zu erlangen, um danach ein Studium oder duales Studium zu beginnen“, berichtet Peter Weißler, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Kaiserslautern-Pirmasens. Der Fachkräftemangel hinterlässt somit auch schon auf dem Ausbildungsmarkt seine Spuren, denn auch hier gibt es mittlerweile einen Bewerber- und keinen Arbeitgebermarkt mehr. Das heißt: Arbeitgeber müssen sich immer mehr einfallen lassen, um junge Menschen für ihren Betrieb und die Ausbildungen zu begeistern.
Wer noch auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle ist, hat jetzt noch die besten Chancen, denn auch ein Start im November oder Dezember ist möglich. Daher rät Weißler allen Jugendlichen, sich bei der Berufsberatung zu melden, um die individuellen Chancen für den Berufsstart zu erörtern. Gemeinsam können Stärken und Interessen erkundet und dazu die passenden beruflichen Möglichkeiten aufgezeigt werden. Ein Termin bei der Berufsberatung kann unter der kostenlosen Servicehotline 0800 4 5555 00 vereinbart werden.
Sowohl die Arbeitsagenturen als auch die Kammern bieten Jugendlichen und Arbeitgebern zahlreiche Informations- und Unterstützungsangebote an.
Bilanz der Handwerkskammer der Pfalz (HWK)
Im pfälzischen Handwerk wurden vom 1. Oktober 2022 bis 30. September 2023 2.252 neu eingetragene Ausbildungsverhältnisse registriert. Dieser Wert ist im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nahezu gleichgeblieben, damals waren es 2.258 Ausbildungsverhältnisse.
Davon entfallen auf den Arbeitsagenturbezirk Kaiserslautern-Pirmasens 891 Lehrverträge (7 bzw. 0,78 Prozent weniger als im Vorjahr), auf den Agenturbezirk Landau 719 (16 bzw. 2,18 Prozent weniger als im Vorjahr) und auf den Agenturbezirk Ludwigshafen 642 (17 bzw. 2,72 Prozent mehr als im Vorjahr).
Das laufende Ausbildungsjahr ist von den Auswirkungen des Ukrainekrieges geprägt. Die hohen Energiepreise und die gestiegene Inflationsrate machen den Handwerksbetrieben noch immer zu schaffen. Auch die Unwägbarkeiten der Energiepolitik des Bundes, die unklaren Zukunftsaussichten in diesem Bereich sowie deutliche Umsatzeinbrüche im Bausektor lassen viele Betriebe zögern, größere Investitionen zu tätigen oder auch Nachwuchs auszubilden. Dazu kommt, dass viele Betriebe, die gerne ausbilden würden, zu wenig Bewerbungen erhalten.
Die meisten Handwerksbetriebe haben sich von den Auswirkungen der Coronapandemie erholt. Gute Zuwächse bei der Zahl der neu eingetragenen Ausbildungsverhältnisse in der Pfalz verzeichnen die Anlagenmechaniker*innen für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik sowie die Kfz-Mechatroniker*innen. Beides sind Zukunftsberufe, die ihren Beitrag dazu leisten, die Energiewende in Deutschland umzusetzen. Grundsätzlich ist der Bedarf an Nachwuchs- und Fachkräften im Handwerk jedoch nach wie vor hoch.
Bilanz der Industrie- und Handelskammer für die Pfalz (IHK)
Bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) für die Pfalz wurden von Oktober 2022 bis Ende September 2023 4.214 neue Ausbildungsverträge eingetragen – das sind 1,4 Prozent mehr als im gleichen Vorjahreszeitraum. Rund 350 offene Ausbildungsplätze sind aktuell alleine in der Lehrstellenbörse der IHK ausgewiesen.
Im Agenturbezirk Ludwigshafen hat die IHK Pfalz 1.707 neue Verträge registriert, was einem Rückgang von 1,0 % entspricht. Im Agenturbezirk Landau waren es 1.172 Verträge (+5,0%) und im Bereich der Agentur Kaiserslautern-Pirmasens wurden 1.335 Verträge (+1,5%) eingetragen.
„Der Fachkräftemangel ist nun vollends in der pfälzischen Wirtschaft angekommen. Die Fachkräftelücke in den Unternehmen wird immer größer und zwischenzeitlich reicht die Nachwuchsgewinnung alleine über eine berufliche Ausbildung nicht mehr aus, um ausscheidende Mitarbeiter zu ersetzen. Für die kommenden Jahrzehnte wird das Schließen dieser Lücke eine unserer größten Herausforderungen werden“, ergänzt Michael Böffel, Leiter des Geschäftsbereichs Ausbildung bei der IHK Pfalz.
In diesem Jahr sind bei jungen Menschen wieder besonders kaufmännische Ausbildungsberufe beliebt, beispielsweise Kaufleute für Büromanagement oder Berufe im Einzelhandel. Schwierigkeiten haben Unternehmen, die im gewerblich-technischen Bereich ausbilden. So wird es immer schwieriger, geeignete Auszubildende für die anspruchsvollen technischen Berufe zu finden, zum Beispiel Mechatroniker oder Industriemechaniker.
Entwicklung am Ausbildungsmarkt nach Regionen
Agentur für Arbeit Kaiserslautern-Pirmasens
2.986 junge Menschen haben sich seit Oktober 2022 bei der Agentur für Arbeit Kaiserslautern-Pirmasens gemeldet, um Unterstützung bei der Suche nach einer Lehrstelle zu erhalten. Das waren 84 weniger als im Vorjahr. Ende September 2023 hatten noch 109 Jugendliche keinen Ausbildungsvertrag oder ein anderes Angebot. Sie gelten als unversorgt. Im vergangenen Jahr waren es sechs unversorgte junge Menschen mehr.
Dem Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit Kaiserslautern-Pirmasens wurden von Oktober 2022 bis September 2023 insgesamt 2.924 Ausbildungsplätze gemeldet, 99 weniger als im vergangenen Jahr. 597 Ausbildungsstellen blieben bis zum 30. September 2023 unbesetzt, 61 mehr als im Vorjahreszeitraum.
Agentur für Arbeit Landau
2.501 junge Menschen haben sich seit Oktober 2022 bei der Agentur für Arbeit Landau gemeldet, um Unterstützung bei der Suche nach einer Lehrstelle zu erhalten, 59 mehr als im Vorjahreszeitraum. Ende September 2023 hatten noch 94 Jugendliche keinen Ausbildungsvertrag oder ein anderes Angebot. Sie gelten als unversorgt. Das waren 19 weniger als im Vorjahreszeitraum.
Dem Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit Landau wurden von Oktober 2022 bis September 2023 insgesamt 2.500 Ausbildungsplätze gemeldet, 183 weniger als im Vorjahreszeitraum. 327 Ausbildungsstellen blieben bis zum 30. September 2023 unbesetzt, 28 weniger als im Vorjahr.
Agentur für Arbeit Ludwigshafen
2.270 junge Menschen haben sich seit Oktober 2022 bei der Agentur für Arbeit Ludwigshafen gemeldet, um Unterstützung bei der Suche nach einer Lehrstelle zu erhalten. Das waren 186 weniger als im Vorjahr. Ende September 2023 hatten noch 212 Jugendliche keinen Ausbildungsvertrag oder ein anderes Angebot, sie gelten als unversorgt. Im vergangenen Jahr waren es fünf unversorgte junge Menschen mehr.
Dem Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit Ludwigshafen wurden von Oktober 2022 bis September 2023 insgesamt 2.471 Ausbildungsplätze gemeldet, 241 weniger als vor einem Jahr. 368 Ausbildungsstellen blieben bis zum 30. September 2023 unbesetzt, 150 mehr als im Vorjahr.