Erstmals nahm die heute 34-Jährige ziemlich genau vor fünf Jahren nach dem Ende der Elternzeit Kontakt zur Kieler Arbeitsagentur auf.
„Oft braucht es einen längeren Atem, um eine Erfolgsgeschichte, für die Frau Kavut stellvertretend steht, schreiben zu können“, sagte Hans-Martin Rump, Leiter der Agentur für Arbeit Kiel anlässlich eines Pressegesprächs beim IPBD - Interkultureller Pflegeberatungs- und Betreuungsdienst - in Kiel.
„Mir ist es deshalb wichtig, auf ganzheitliche Beratungsangebote der Arbeitsagentur Kiel hinzuweisen. Mit der richtigen Mischung aus Beratung auf Augenhöhe und gezielten Förderaktivitäten ist Vieles möglich ist. Eine gute Beratung hilft, vorhandene Potenziale zu heben“, ist der Agentur-Chef überzeugt. „Voraussetzungen dafür sind eine realistische Einschätzung der eigenen Fertigkeiten und Interessen, ein Vertrauensverhältnis der Akteure und das passende Maß an Unterstützung durch uns. Das Gute ist, für unsere Beratungsangebote müssen Ratsuchende nicht arbeitslos oder arbeitsuchend gemeldet sein. Menschen, die für sich einen Beratungsbedarf zu Fragen von Arbeit und Beruf ausgemacht haben, melden sich gern unter 0431 709 1000.“
Frau Kavut brachte durch ihr abgeschlossenes Studium der Gerontologie und Berufserfahrung in der Pflegeassistenz bereits eine Menge an Vorerfahrungen mit und verfolgte von Anfang an den Plan, sich selbstständig zu machen. Diese Vielschichtigkeit im Lebenslauf und das Ziel des Anliegens erforderte eine intensive Beratung, die durch Frau Zacharias sichergestellt wurde.“
Nachdem der erste Versuch, sich in der Demenzberatung selbstständig zu machen, im Jahr 2018 gescheitert war, hatte Fatma Kavut mehrere Angebote auf Honorarbasis in der Gerontologie zu arbeiten, vorliegen. „Der Arbeitsmarkt war vor vier Jahren noch anders als heute“, berichtet Ulrike Zacharias aus ihrer Beratungspraxis. „Es gab einen Bedarf im Arbeitsfeld der Gerontologie zu arbeiten, aber keine sozialversicherungspflichtigen und damit nachhaltigen Angebote. Deshalb haben Frau Kavut und ich uns in vielen Beratungsgesprächen Gedanken gemacht, wie wir die vorhandenen Kenntnisse und Wünsche zielgerichtet in Einklang bringen können. Am Ende hat Frau Kavut sich für eine Weiterbildung als Pflegesachverständige entschieden.“
Fatma Kavut hat die fünfmonatige Qualifizierung im März 2019 mit der Note 1,1 abgeschlossen und übernahm für die Diakonie ab Mai die Aufgabe einer Quartiersmanagerin und Pflegeberaterin im Gustav-Schatz-Hof in Gaarden. „Damit hatten wir ein wichtiges Etappenziel für Frau Kavut erreicht“, so Ulrike Zacharias weiter. „Mit der Aufnahme einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung in einem Bereich mit Zukunftsperspektive war unsere Zusammenarbeit beendet.“
Fatma Kavut verfolgte jedoch parallel zu ihrer Beschäftigung ihren Plan der Selbstständigkeit weiter und setzte ihn dann im Juni 2021 in die Tat um.
„Normalerweise erfahren wir, nachdem unsere Kundinnen und Kunden in Arbeit gegangen sind, nichts über den weiteren Werdegang. Es sei denn, es tritt wieder Arbeitslosigkeit ein. Im Fall von Frau Kavut war es ganz anders“, erinnert sich Zacharias schmunzelnd. „Sie stand eines Tages vor meiner Tür und berichtete mir von ihrer Selbstständigkeit und dass sie dankbar dafür sei, dass ich sie auf dem Weg dorthin unterstützt habe.“
Mittlerweile hat Fatma Kavut drei Teilzeit-Angestellte in ihrem Interkulturellen Pflegeberatungs- und Betreuungsdienst sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Zwei weitere Einstellungen sind geplant. Dabei ist es ihr wichtig, alleinerziehenden Müttern, eine Chance der Berufstätigkeit zu geben.
Ihre MitarbeiterInnen werden in der Haushaltshilfe und Kinderbetreuung eingesetzt. Qualifizierung durch Frau Kavut findet in den Fächern Leistungen, Pflegeversicherung und Hygiene statt, zu dem Thema Krankheitsbildern schult eine Dozentin aus der Howel-Fiedler-Stiftung (Unterstützung und Beratung von Menschen im rentenfähigen Alter mit Wohnort Kiel). Das Ziel ist die Qualifizierung zur/zum Alltagsbegleiter/in. Kundinnen und Kunden des IPBD sind pflegedürftige Seniorinnen und Senioren sowie Kinder und Jugendliche mit einem Pflegeanspruch.