Daten und Einschätzungen zur aktuellen Lage auf dem Arbeitsmarkt.
Hans-Martin Rump, Leiter der Agentur für Arbeit Kiel, sagte zur Entwicklung der Arbeitslosenzahlen in der Landeshauptstadt Kiel:
„Wie wir aus den Entwicklungen vergangener Jahre wissen, ist ein Anstieg der Arbeitslosigkeit gegenüber dem Vormonat im Juni häufiger zu beobachten.“ Mit Blick auf den Vorjahresvergleich sagte er:
„Aus den Vormonaten waren wir es gewohnt, eine meist hohe dreistellige Zahl des Anstieges der Arbeitslosigkeit zum Vergleichsmonat des Vorjahres zu berichten. Das ist in diesem Monat erstmals anders. Mit der Übernahme der ukrainischen Staatsangehörigen aus dem Asylbewerberleistungsgesetz in die Betreuung des Jobcenters wurden diese Menschen ab dem 1. Juni 2022 erstmals in der Arbeitslosenstatistik geführt. Das hat insbesondere in den Sommermonaten Juni und Juli zu einer deutlichen Erhöhung der Zahl der arbeitslosen Frauen und Männer in der Landeshauptstadt Kiel gegenüber dem Vorjahr geführt. Einige dieser Menschen haben mittlerweile Sprachkurse besucht oder sind in Arbeit gegangen, andere wiederum beziehen weiterhin Leistungen aus der Grundsicherung und werden deshalb weiter statistisch als arbeitslos erfasst. Die Entwicklung der Arbeitslosigkeit gegenüber dem Vorjahr ist somit nicht mehr auf den „Ukraineeffekt“ zurückzuführen“.
Zur Nachfrageseite des Arbeitsmarktes sagte er:
„Die Nachfrage nach qualifizierten Arbeitskräften ist unverändert hoch. Aktuell wurden unserem gemeinsamen Arbeitgeber-Service 613 sozialversicherungspflichtige Stellen zur Besetzung gemeldet. Das ist ein Plus von 24 oder 4,1 Prozent gegenüber dem Vormonat Mai. Gleichzeitig bleibt der Bestand an sozialversicherungspflichtigen Stellen mit mehr als 3.400 auf einem hohen Niveau. Vor der Pandemie im Juni 2019 waren es mit rund 3.000 sozialversicherungspflichtigen Stellen etwa 400 weniger. Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber halten ihre Stellenangebote teilweise früher und mittlerweile regelmäßig länger aufrecht.
Vor vier Jahren wurden unserem gemeinsamen Arbeitgeber-Service allerdings 800 sozialversicherungspflichtige Stellen im Juni gemeldet und es sind auch immerhin 60 oder 8,9 Prozent weniger als im Juni 2022. Somit bleibt festzuhalten, was in ähnlicher Weise auch für die Arbeitnehmerseite gilt: Chancen sind auf dem Arbeitsmarkt unverändert reichlich vorhanden, die Dynamik bei den Stellenmeldungen hat jedoch im Vergleich zu den vergangenen Monaten etwas nachgelassen.“